www.Crossover-agm.de MAYFAIR: My Ghosts Inside
von rls

MAYFAIR: My Ghosts Inside   (Pure Prog Records)

"There's a strange neon demon that comes out at certain hours" steht unter dem Cleartray des Digipacks, in dem das neue Mayfair-Album steht, und es ist die einzige Textstelle, die die Österreicher diesmal mitliefern - die anderen Digipackklappen enthalten nur die strukturellen Informationen zum Album, und Booklet liegt keins bei. Der Promozettel wiederum verrät folgendes: "Bei 'My Ghosts Inside' geht es um positive wie negative Kräfte, die mehr oder weniger verborgen in jedem von uns schlummern, die in gewissen Momenten ausbrechen und uns aus der Komfortzone stoßen. Genau diese Ausbrüche hat die Band versucht sowohl musikalisch als auch lyrisch umzusetzen ...". Wer den Terminus "Ausbrüche" jetzt freilich in der Hoffnung liest, Mayfair hätten den Weg zum Metal ihres "...Behind"-Debüts zurückgefunden, der sieht sich getäuscht: "My Ghosts Inside" geht problemlos als Bruder des Vorgängeralbums "Schlage mein Herz, schlage" durch, was freilich nicht bedeutet, daß es in den elf neuen Songs nun gar keinen Metal gäbe: Der Titeltrack etwa geht in puncto Gitarrenarbeit ziemlich kernig zur Sache, und in "Desert" wechselt Sänger Mario sogar mal kurz in Growl-Gefilde, offenbart allerdings, daß diese nicht zu seinen Stärken gehören - sie wirken irgendwie unbeholfen, während das ähnliche, aber etwas psychotischere Gebrüll in "When Angels And Demons Meet" einen souveräneren Eindruck hinterläßt. Und daß der Mann in seinen Stammgefilden zwischen Flüstern und Klarsingen in ganz verschiedenen Stimmlagen ein Könner ist, das beweist er auch in den neuen Songs einmal mehr - nur von den Falsettlagen hält er sich auch diesmal fern. Auch die beliebte Kombination aus englischen und eingestreuten deutschen Textpassagen behalten Mayfair bei, und der akustische Gitarrensound am Anfang von "Desert" darf als so typisch Mayfair bezeichnet werden, wie nur irgendwas typisch Mayfair sein kann. Wenn man Unterschiede zum Albumvorgänger benennen will, dann vielleicht, daß die Herangehensweise doch einen Tick zupackender anmutet und René gefühlt etwas öfter die elektrische Gitarre auspackt, ohne natürlich die Akustikarbeit zu vernachlässigen. Aber dieser latente Wave-Touch, den Mayfair sowohl in den metallischen Frühzeiten als auch in ihrer neuen Inkarnation besaßen, ist auf "My Ghosts Inside" einen Deut schwächer ausgeprägt. Statt dessen nimmt sich René spurenseitig oftmals noch weiter zurück und überläßt auch Bassist Johannes häufig strukturelle Vordergrundrollen - der ist im Klangbild gar nicht so weit nach vorn gemischt, aber paradoxerweise nimmt man ihn doch deutlicher wahr als sonst. Mit dem nur knapp dreiminütigen "Boom" haben Mayfair auch wieder eine Art Mini-Hit geschrieben, sogar noch etwas zugänglicher als "Drei Jahre zurück" vom Albumvorgänger, allerdings halbballadesk gehalten und damit im Albumkontext auch wirkungsvoll mit dem folgenden "Andermal" kontrastierend, das für Bandverhältnisse harten Wave-Metal bietet und Drummer Jolly eine Gelegenheit liefert, mal kurz die Doppelfußmaschine anzuwerfen. Und wenn wir gerade bei Quasi-Hits sind: Hätten Rammstein "Schrei es raus" geschrieben, würde der Song nur geringfügig anders klingen und als logischer Bestandteil eines ihrer Alben gelten. Hier wie auch in diversen anderen Songs stellen Mayfair zugleich die Theorie auf, daß weniger mehr ist, so daß man gerade beim kurzen Einleitungsstück "Loss" den Eindruck hat, da hätte auch ein "kompletter" Song draus werden können, und die Thematik von "Boom" oder "Schrei es raus" hätte auch eine ausführlichere Ausarbeitung erfahren dürfen, wohingegen etwa "When Angels And Demons Meet" durchaus beweist, daß auch die "neuen" Mayfair keine Angst vor längeren Songs haben und "Ghostrider" nicht zuletzt aufgrund des Gitarrensolos länger wirkt, als er eigentlich ist. Das episch angelegte, aber eben auch nur knapp über vier Minuten dauernde "Until We Meet Again", am Ende mehrfach eine Fortsetzung antäuschend, diese dann aber doch nicht liefernd, schließt abermals interessante 40 Minuten ab, die sich bedenkenlos neben "Schlage mein Herz, schlage" einsortieren lassen.
Kontakt: www.pureprog-records.com, www.mayfairbrigade.com

Tracklist:
Loss
My Ghosts Inside
Desert
Blinded By Your Light
When Angels And Demons Meet
Our Fire Starts Here
Ghostrider
Boom
Andermal
Schrei es raus
Until We Meet Again
 




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