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LUCA TURILLI'S DREAMQUEST: Virus
von rls

LUCA TURILLI'S DREAMQUEST: Virus   (Magic Circle Music)

Jawohl, tatsächlich dieser Luca Turilli, der von Rhapsody - anhand des Eröffnungsparts von "Virus" im Single Edit vermutet man es nicht, denn der klingt eher etwas nach Rammstein, bevor dann aber das Kunstorchester einsetzt und die Handschrift des Italieners deutlich wird, der, da er seine Ideen mit seiner Hauptband und seinem Soloprojekt offensichtlich immer noch nicht ausreizen konnte und selbst mit dem Rhapsody-Orchesterprojekt noch nicht, ein weiteres Projekt ins Leben gerufen hat, eine Zweieinhalbmannband sozusagen. Sein hauptsächlicher Kompagnon ist der Gitarrist Dominique Leurquin, der aber in den vier Songs der vorliegenden Single "Virus" kaum eigene Akzente setzt, allerdings soliden Riffkrach macht (das volle Album "Lost Horizon" ist mir bisher nicht bekannt und somit auch nicht, inwieweit die vier Songs in welchen Formen dort nochmal auftauchen), wohingegen sich Luca in diesem Falle auf die Keyboards konzentriert und aus diesem Instrument außer mannigfachsten Instrumentallinien hauptsächlich klassischer Instrumente klangscheinbar auch die Drums holt (auch wenn andere Quellen behaupten, hier habe Ex-Heavens-Gate-Bassist Robert Hunecke-Rizzo, der von Haus aus eigentlich Drummer ist, hinter den Kesseln gesessen - das Ganze klingt jedenfalls sehr künstlich). Als halber Mitstreiter geht schließlich noch die offensichtlich nicht ganz so fixiert zur Besetzung gehörende Sängerin durch, um deren Person anfangs ein größeres Geheimnis gemacht wurde, welches erst beim zweiten Album 2007 gelüftet werden soll - bis dahin firmiert sie unter dem Pseudo Myst. Ihre sehr starke Stimme prägt die Songs in eindrucksvoller Weise - große Kraft selbst in den Höhen, dabei aber kaum in höchsten Sopran abgleitend, in den Mittellagen (höre besonders "Too Late") leider allzuleicht vom Orchesterbombast zugedeckt, ohrenscheinlich aber doch klassisch ausgebildet, denn im Intro der Ballade "Sospiro Divino" bekommt sie einen astreinen Koloratursopran hin. Die Diversität der vier Songs macht das Zeichnen eines eindeutigen Bildes schwierig, wenngleich es sich bei "Virus" und "Antivirus" prinzipiell auch noch um die gleiche Komposition handelt, von denen "Antivirus" lediglich anders gemixt und etwas anders arrangiert wurde und in der Gesamtbetrachtung deutlich kühler und elektronischer wirkt als "Virus" im hier verewigten Single Edit, das wie erwähnt durchaus als Mixtur aus Rammstein und Rhapsody durchgeht, um mal einen groben Anhaltspunkt zu liefern. "Too Late" kommt etwas organischer, metallischer daher, läßt Querverweise zu Within Temptation und von der harmonischen Gestaltung her auch zu Ayreon zu, während "Sospiro Divino" wie erwähnt als Ballade beginnt und später zwar auch noch Orchestertürme in die Schlacht führt, aber trotzdem im vergleichsweise zurückhaltenden Gestus verbleibt, wenngleich die italienische Oper hier den größtmöglichen Schatten hinterlassen hat - wenn Turilli noch mehr Erfahrung in diesem Areal hätte, so wäre der Ausbau zu einer kompletten Opernarie, was als Experiment zumindest in diesem Singlerahmen durchaus möglich gewesen wäre, eine reizvolle Option gewesen. Aber scheinbar hat er sich da doch noch nicht rangetraut. Die Single macht auf jeden Fall Appetit auf mehr, und mehr kann man mit dem Album "Lost Horizons" ja auch schon bekommen, wobei auch noch auf die glasklare Produktion aus dem Hause Sascha Paeth (der auch als Gastbassist aktiv gewesen sein soll) verwiesen sei. Interessanter Stoff, nichts für jeden Tag, aber wenn man mal das Besondere braucht ...
Kontakt: www.dreamquest.it

Tracklist:
Virus (Single Edit)
Antivirus
Too Late
Sospiro Divino
 




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