www.Crossover-agm.de LOGAM: The Murder Artist
von rls

LOGAM: The Murder Artist   (Eigenproduktion)

Malaysia ist nicht gerade das strukturstärkste Land, wenn es um Heavy Metal geht, und so verwundert es nicht, daß Logam es in fast zwei Dekaden Bandexistenz bisher lediglich auf drei Tonträger gebracht haben: ein Demotape, eine EP und nun endlich das Debütalbum "The Murder Artist", das auch gleich mit fast 52 Minuten Spielzeit, Vierfarbbooklet auf Hochglanzpapier und einem auch im internationalen Maßstab nicht ganz hinten einzureihenden Klanggewand klotzt - die Band ist augenscheinlich sehr stolz auf das von ihr Erreichte, und das zu Recht! Freilich muß man als in metallischer Hinsicht verwöhnter Mitteleuropäer wissen, was einen hier erwartet, und das ist, was das Klanggewand angeht, natürlich keine Hochglanzproduktion, sondern ein sehr urtümlicher Sound, der in den Tiefen bisweilen kurz vor der Übersteuerung steht, an die Frühachtziger erinnert und damit auch bestens zum fast konsequent traditionsorientierten Metal des Quartetts paßt. Das Studio führt interessanterweise den Namen Speed Metal Lab, aber Speed Metal spielen Logam über weite Strecken zunächst nicht - der relativ flotte Opener "The Rage" bildet die Speerspitze dessen, was an Geschwindigkeit auf einer hypothetischen A-Seite von "The Murder Artist" zu erwarten ist, und der an zweiter Position plazierte Titeltrack macht die hauptsächliche Marschrichtung deutlich: stampfender Metal urtümlicher Prägung, zwar mit NWoBHM-Einschlag, aber bisweilen auch Accept als Vorbild vor allem fürs Riffing durchscheinen lassend und sich am Mittachziger-Euro-Metal orientierend. Dabei variieren die Malaien die Geschwindigkeit in durchaus geschickter Manier, und auch vor dem Einbau halbakustischer Parts schrecken sie nicht zurück, wie sie es beispielsweise in "Braveheart" demonstrieren. Solange sich der melodische Part auf die Gitarren beschränkt, hat das mitteleuropäische Ohr auch nur wenig Eingewöhnungsschwierigkeiten mit der harmonischen Gestaltung (selbst wenn man den Übergang in das schöne doppelläufige Solo von "Burn Baby Burn" doch noch etwas besser hätte ausfeilen können - es wirkt so, als hänge die zweite Leadgitarre einen Tick hinterher - und die halbakustischen Akkorde in "Peluru Sesat" auch etwas irgendwie Avantgardistisches beinhalten), während das beim Leadgesang schon etwas anders aussieht. Solange Bandkopf Swordist (der auch eine der Gitarren bedient und das Gros der Songs komponiert) melodiefrei rauh shoutet, geht die Nachvollziehung auch noch problemlos vor sich, aber wenn er clean singt oder eine Mischform beider Stilistika praktiziert, hat man doch die eine oder andere Sorgenfalte auf der Stirn, ob die gewisse Atonalität (aus europäischer Sicht betrachtet) jetzt wirklich so geplant war. Der Rezensent kennt sich in der südostasiatischen Musiktradition zu wenig aus, um zu entscheiden, was hier tatsächlich Absicht gewesen sein könnte und wo der Gesang ganz einfach ungewollt schief klingt. Interessanterweise haben Logam aber zumindest noch einen anderen Bezug zu ihrer heimischen Kultur untergebracht: Neben acht englischsprachigen Songs stehen auf "The Murder Artist" nämlich auch zwei in malaiischer Sprache betextete (die Danksagungen im Booklet sind ebenfalls in dieser Sprache gehalten und daher für den gemeinen Mitteleuropäer nur im Bereich der Namen zu entschlüsseln), von denen der erste, "Darah Dihujung Sabil", auch noch eine Coverversion darstellt, die aus der Feder eines gewissen Amni Jagat stammt, der auch noch einen anderen Beitrag zum Album leistete: Zusammen mit zwei Bandmitgliedern und zwei anderen Gästen steuerte er die Gangshouts für "Burn Baby Burn" bei, die der Soundmensch allerdings unvorteilhafterweise sehr weit in den Hintergrund gemixt hat. Der andere malaiische Song ist das bereits erwähnte "Peturu Sesat", einen gewissen Punkeinschlag nicht verleugnen wollend, aber auch mit viel Melodiegewebe ausgestattet. Dieser Song steht in der Mitte einer hypothetischen B-Seite, die sich von der A-Seite in einer sehr markanten Komponente unterscheidet: Logam erhöhen, beginnend mit "Darah Dihujung Sabil", das an Position 6 steht und auf einer LP-Version die B-Seite eröffnen würde, die Geschwindigkeit deutlich und landen dann doch noch in dem, was man als melodischen Speed Metal zu betiteln pflegt. Hier werden die Parallelen zum rauhen Proto-Speed, wie ihn in den Frühachtzigern etwa Anvil spielten, noch sehr viel deutlicher. Keine Ahnung, wie diese kuriose Aufteilung zustandegekommen ist - ein Konzeptalbum mit eventuellen außermusikalischen Notwendigkeiten scheint "The Murder Artist" jedenfalls nicht zu sein. "Sinner's Diary" als Albumcloser setzt die Speedlinie allerdings nicht fort, sondern entpuppt sich als sechsminütige Halbballade mit all den im Text bereits genannten Pros und Contras, wobei die Melodik hier noch relativ zugänglich wirkt. Für Undergroundfreunde eine hochinteressante CD, Hochglanzmetaller werden indes ihre Probleme haben. Bei Interesse schaue man mal, ob www.karthagorecords.de noch eine CD auf Lager hat.
Kontakt: http://logam.bandcamp.com/

Tracklist:
The Rage
The Murder Artist
Braveheart
Burn Baby Burn
In Your Veins
Darah Dihujung Sabil
Dance Of Your Lies
Peluru Sesat
M.A.D.
Sinner's Diary



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