www.Crossover-agm.de LANA LANE: Gemini
von gl

LANA LANE: Gemini   (Think Tank Media + ProgRock Records / H'art)

Die Königin des Symphonic Rock ist zurück mit einer neuen CD und ein Blick über die Tracklist offenbart einmal mehr, dass hier durchgehend Songs anderer Künstler nachgespielt werden. So ist dies auch im Grunde "Covers Collection 2", der Nachfolger zu dem von meinem Kollegen hier besprochenen Teil 1. Und die Zahl "2" zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Album.
Allseits bekannt ist die Ablehnung vieler von Cover- und Tribute-Alben, die liegt auch beim Autor vor. Lana Lane versteht es jedoch stets mit ihrem kongenialen Partner, Produzenten und Keyboarder Erik Norlander, den fremden Songs eine eigene Note zu geben, so dass ihre Alben eben nicht unter die Kategorie "Braucht kein Mensch" fallen. Außerdem ist bei den beiden sicher nicht Mangel an eigenen Ideen (wie bei den vielen anderen Alben, die stets von den gleichen Kandidaten eingespielt werden ...) der Antrieb sondern schlicht ehrliche Hommage und Verbeugung vor den Künstlern. So fiel Lana bereits vor Jahren schon durch völlig unübliche hochinteressante Coverversionen von z.B. VAINs "Without You" auf (Lana ist übrigens Davy Vains Cousine!) oder GIANTs "I'll See You In My Dreams" auf.
Es ist einfach immer eine persönliche Note, wenn ein wenig zu den Intentionen geschrieben wird und man die Lieder nicht nur einfach wie üblich vorgesetzt bekommt, was auch wieder in den von Erik gewohnten ausführlichen "Notes from the Producer's Desk" zu Beginn des Booklets erläutert wird.
Die beiden haben diesmal selbst Songs ausgewählt (das letzte Mal kamen die Anregungen von Außenstehenden) und von jedem Künstler zwei Songs gecovert: Im einzelnen sind dies die zwei CREAM-Evergreens "White Room" und "Sunshine Of Your Love". Cream-Puristen werden vielleicht die Nase rümpfen, mir gefällt's, denn Lana kommt natürlich problemlos in die oberen Regionen. An der Gitarre hier übrigens George Lynch, wie bei dem tollen FOREIGNER-Stück "Long Long Way From Home" auch. Und er liefert hier seine beste Gitarrenleistung seit 10 Jahren ("Dysfunctional") ab. (Randbemerkung: Das letzte LYNCH MOB-Album "Smoke This" war ja Bockmist hoch zehn!) Der zweite Song der "Fremden" ist das (im Mainstream) eher unbekannte "Starrider": Wunderbar - danke! Das liebe ich so an LANA LANE, sie pickt sich untergegangene vergessene Juwelen aus dem Backkatalog anderer heraus, veredelt sie mit ihrer großartigen Stimme und spielt sie mit absoluten Profis ein. Am Schlagzeug Vinny Appice (der wird wohl demnächst auch keine Zeit mehr haben, ist er doch mit BLACK SABBATH, äh ... HEAVEN AND HELL unterwegs), wiederum Tony Franklin am Bass, Mark McCrite an der Gitarre und Kelly Keeling hat auch wieder mitgewirkt bei den Harmony-Vocals.
Zum nächsten Doppelpack: JEFFERSON AIRPLANE wird mit "White Rabbit" und "Wodden Ships" gehuldigt, letzteres bekannt eher durch CROSBY, STILLS, NASH & YOUNG.
Herzstück des Albums ist die "Pink Moon Suite" - was soll das denn sein?! Die beiden Musikbesessenen sind doch tatsächlich auf die Idee gekommen, HEARTs "Johnny Moon" einzufügen in PINK FLOYDs Lieder (siehe Tracklist) vom Klassiker "Dark Side Of The Moon" und das passt nicht nur vom Songnamen, sondern optimal vom Lauf der Songs und der Harmonien - großartig. Eine "bizarre" Idee, wie Erik selbst zugibt, aber super gelungen, zumal er es fertig bringt, auch noch das allseits bekannte "Time" umzusetzen.
Das zweite Stück, das sich Lana als bekennender HEART-Fan ausgesucht hat, ist das eher obskure (uralte) "Dream Of An Archer" und jetzt wissen wir, dass die Phrasierungen à la Ann Wilson kein Zufall sind. Eher kein Hit, aber von der Anforderung an die Sängerin sicher die größte Herausforderung.
Bliebe die letzte Gruppe, derer man sich annahm, die Oldies THE MOODY BLUES: "You Can Never Go Home" (mir unbekannt) dient eher Erik Norlander als Spielwiese, sich instrumental auszutoben. Und das Album schließt ab mit "Nights In White Satin" - fast hätte ich den misslungenen Versuch von SANDRA, das Stück zu covern, vergessen, da der Song eigentlich m.E. "uncoverbar" ist und sich nicht darum bemüht werden sollte ... Da kam doch GLENN HUGHES im Sommer auf die Idee, es zu probieren mit einer etwas anderen Herangehensweise und das ist ihm - entgegen den Erwartungen - auf seinem letzten Album "Music For The Divine" wunderbar gelungen. Lana hält sich hingegen recht eng an das Original und trotz gesanglich auch mit den Background-Chören sehr ordentlicher Umsetzung und ihrer fantastischen Stimme bei instrumentalem Top-Niveau (Erik spielt Flöte und Cello!) ist dies im Grunde "nur" eine 1:1-Umsetzung - und das muss man erst mal hinkriegen.
Was den überaus positiven Gesamteindruck dieses hervorragenden Albums nur marginal schmälert. Das Cover wurde natürlich wieder gezeichnet von dem brillanten Künstler Jacek Yerka - das gehört ja zu LANA LANE dazu wie die Auswärtsniederlage zu Borussia Mönchengladbach (bis zum denkwürdigen 03.02.07 in Bielefeld).
Kontakt: www.lanalane.com, www.thetank.com, www.myspace.com/eriknorlanderandlanalane
Labelkontakt: www.progrockrecords.com

Tracklist:
White Room
White Rabbit
Long Long Way From Home
You Can Never Go Home

"Pink Moon Suite":
Breathe Introduction
Johnny Moon
Breathe In The Air
On The Run
Time
Breathe Reprise

Dream Of The Archer
Starrider
Sunshine Of Your Love
Wooden Ships
Nights In White Satin



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