www.Crossover-agm.de GRZEGORZ KUPCZYK: W Imie Prawa/Demony Czasu
von rls

GRZEGORZ KUPCZYK: W Imie Prawa/Demony Czasu   (Oskar Productions)

Auf dem Cover dieses Doppel-Digipack-Re-Releases steht zwar groß der Bandname CETI vermerkt, aber die dort ebenfalls abgebildeten Cover der Originalreleases sprechen eine andere Sprache: "W Imie Prawa" und "Demony Czasu" sind anno 1998 bzw. 2000 als Soloalben von CETI-Sänger Grzegorz Kupczyk veröffentlicht worden, und so soll hier auch der vorliegende Re-Release unter dieser Firmierung besprochen werden. Kupczyk hatte seinerzeit offensichtlich vor der Frage gestanden, wie er seine verschiedenen musikalischen Interessen weiterverfolgen solle, nachdem die Verquickung von Tradition und Moderne auf CETIs "Razism"-Album nicht so richtig funktioniert hatte. Ergo kehrte er mit CETI wieder zum traditionellen Melodic Metal zurück und veröffentlichte das deutlich modernere "W Imie Prawy" als sein erstes Soloalbum. Stilistisch einordnen kann man die zwölf Songs nur sehr schwierig, denn einerseits ist's schon sehr modern anmutender Metal, aber andererseits lugen auch immer wieder ein paar traditionelle Elemente durchs Unterholz, meist was Gitarrensoli oder die Einbindung einiger Keyboardpassagen angeht (höre exemplarisch für letzteren Fall "Galernik"). Riffing und Rhythmen dagegen sind überwiegend modern determiniert ("modern" wohlgemerkt im Hinblick auf das Jahr 1998, in dem wir uns hier befinden!), fahren einflußtechnisch jedoch keine eindeutige Schiene - mal fühlt man sich an Sepultura ("Roots Bloody Roots"-Gedächtnisriffing in "Trychotomia"!) oder Soulfly, mal an Fear Factory und manchmal gar auch an Rammstein erinnert. Dazu paßt dann auch das Soundgewand der Gitarren und der Drums, wobei generell der Kaputtnikfaktor starken Schwankungen unterworfen ist, und das nicht nur zwischen den Songs, sondern auch innerhalb derselben. Da muß man schon mal mit einem Jazzpiano im Solo rechnen ("Szklo"), eine alte Hammondorgel sorgt bisweilen für eigenartige Kontraste zum modernen Gesamtsound ("Agresja"), Kindergesang wird eingesampelt ("Krzyzak"), die Sitar findet ihren Platz ("In The Name Of Law... Part Two", das generell im orientalischen Gestus verbleibt, diesen aber u.a. auch noch mit Schlittenglocken ausstaffiert), und der Geräuschfundus wird kräftig geplündert. Über weite Strecken im angestammten, leicht angerauhten Power Metal-Fach bleibt Kupczyks Gesang, aber auch hier finden sich immer mal moderne Einflüsse, selbst vor Rapgesang macht er nicht halt, und in "In The Name Of Law... Part Two" verwandelt die moderne Technik Kupczyk in eine stimmliche Kreuzung aus Marsbewohner und Muezzin. Zwei der zwölf Originalsongs entstammen anderen Kontexten: "Four Sticks" ist natürlich ein Led Zeppelin-Cover (mit hohem Kaputtnikfaktor, aber noch wiedererkennbar), und mit "Sztuczne Oddychanie" covert sich Kupczyk praktisch selbst, nämlich in Gestalt eines Songs seiner Ex-Band Turbo, original auf dem 1986er "Kawaleria Szatana"-Album erschienen. Die Grundstruktur bleibt hier erhalten, wenngleich auch hier neue Elemente hinzutreten, etwa der generell eher an den 1998 gerade wieder erstarkenden symphonischen Power Metal gemahnende Gestus nahezu der kompletten Instrumentalarbeit. Dieser Song ist der einzige, den man problemlos auch auf eines der CETI-Alben außer "Razism" hätte übernehmen können. Er schließt den originalen Zwölferreigen ab, dem auf dem Re-Release noch vier Bonustracks beigefügt wurden, allesamt Alternativversionen von regulären Albumtracks. Lustig dabei: "Koko Dzambo" gibt es in der zensierten Version, in der einzelne vulgäre Ausdrücke des Originaltextes mit Piepgeräuschen überblendet werden, um den Song im Radio spielen zu können - ob das nur aus diesem Grund jemand getan hat, entzieht sich der Kenntnis des Rezensenten. Die anderen drei Songs entstammen offensichtlich 1997er Demoaufnahmen mit einem etwas schwächeren Sound, aber in den Grundzügen schon dort ausgefeilten Arrangements, die bei den regulären 1998er Aufnahmen nur hier und da noch ergänzt wurden (z.B. fehlt hier die Sitar in "In The Name Of Law... Part Two" noch).
Scheinbar hielt sich Kupczyks Erfolg mit diesem Album allerdings in Grenzen - seine Altfans wollten nichts Modernes hören, und bei den Anhängern modernen Metals dürfte sein "Schatten" von den Traditionalisten CETI und Turbo wohl zu groß gewesen sein. Daher ruderte der Sänger wieder ein Stück zurück und schaffte es mit "Demony Czasu" überraschenderweise, ein Album zu veröffentlichen, das die Gratwanderung zwischen Tradition und Moderne richtungsweisend bewältigt. Nächste Überraschung: Kupczyk gab das Songwritingruder über weite Strecken aus der Hand, statt dessen kommen die Herren Urbaniak und Burzynski, die bereits einzelne Songs von "W Imie Prawy" geschrieben hatten, samt Kupczyks langjähriger Weggefährtin Marihuana noch deutlich öfter zum Zuge. Der moderne Aspekt manifestiert sich hier vor allem noch im Riffing und dessen trockenem Sound, gelegentlich auch noch in der Rhythmusgestaltung und im Gesang, aber generell wurde auch in diesen Komponenten der Schwerpunkt deutlich zum traditionellen Metal hin verschoben, ohne daß man diesen aber erreicht. Schöne Direktvergleiche kann man an den schweren Orientalmetalsongs anstellen, von denen mit "Sati (Hakhim - Al Farikka)" auch diesmal einer vertreten ist. Der Einsatz des Geräuschefundus erfolgt diesmal deutlich sparsamer, aber markanter (selbst eine Rede des Gröfaz ist im Titeltrack dabei, wobei Kupczyks antimilitaristisches Konzept schon anhand des Covers von "W Imie Prawy" deutlich wird, das einen rot durchgestrichenen Panzer zeigt), und an eine reinrassige Halbballade wie "Krzyczac Na Wiatr" wäre auf dem Vorgängeralbum auch noch nicht zu denken gewesen. Paradoxerweise folgt dieser gleich noch eine zweite in Gestalt von "Zycie I Kres", wenngleich diese zwischenzeitlich das Tempo auch nach oben schraubt und sich ab Minute viereinhalb ein reiner Power/Speedsong entwickelt. Die Atmosphäre der balladesken Teile läßt deutliche Querverweise in Richtung der Grave Digger-Balladen zu. Die Moderne-Tradition-Kombination kann man sich am Übergang dieses Songs zu "Pearl Harbor" wohl am besten vergegenwärtigen. Mit "Kometa Halleya" ist auch wieder ein Turbo-Song vom "Kawaleria Szatana"-Album vertreten, allerdings diesmal in einer rhythmusseitig etwas merkwürdigen Version. Das Klavier-Outro "A.K.I.A." schließt die zwölf regulären Songs ab, denen als Bonüsse diesmal gleich zwei Alternativversionen des Albumtracks "Feniks" beigegeben sind, davon eine rein instrumentale Fassung (wer sich also karaokemäßig versuchen will ...). Als weitere Bonüsse enthalten beide CDs noch Videoteile mit Interviews, Livemitschnitten und Live-im-Studio-Performances, wohingegen sich die strukturellen Informationen eher in Grenzen halten (man bekommt zwar immerhin kurze Herkunftsangaben über die Boni - wenngleich nur in Polnisch -, aber keine Line-up-Angaben, und auch Lyrics, Liner Notes oder ein gesondertes Booklet sucht man vergeblich). Das Problem ist nun, wem man den Erwerb dieses Re-Releases ans Herz legen soll - die Positionierung zwischen Tradition und Moderne kann Problem wie Chance sein. Die Entscheidung wird hiermit vertagt ...
Kontakt: http://ceti-gk.com, www.oskar-cd.com.pl

Tracklist:
CD 1: W Imie Prawy
Glosy Wykletych
Schron
Koko Dzambo
Orgia
Galernik
Szklo
Agresja
Krzyzak
In The Name Of Law... Part Two
Four Sticks
Trychotomia
Sztuczne Oddychanie
Koko Dzambo
Krzyzak
In The Name Of Law... Part Two
Orgia

CD 2: Demony Czasu
XIV - Nie Pytaj
Sati (Hakhim - Al Farikka)
Przemijanie
Ciemnosc
Atlantyda - Historia Zaginionej Ocenaii
Kometa Halleya
Demony Czasu
Krzyczac Na Wiatr
Zycie I Kres
Pearl Harbor
Feniks
A.K.I.A.
Feniks
Feniks



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