www.Crossover-agm.de KLIMT 1918: Undressed Momento
von ta

KLIMT 1918: Undressed Momento   (My Kingdom Music)

Ohne Frage: KLIMT 1918 haben zwar einen seltsamen Bandnamen, werden aber der neue Geheimtip werden für die, die wissen wollen, was Italien neben Heerscharen an traditionell ausgerichteten Heavies und von der Presse verfolgten Schlagerkollegen musikalisch auszeichnet. Die düstermetallische Schiene wird ja von Bands wie Novembre oder Lacuna Coil mehr oder weniger erfolgreich befahren und mit Nude, die anno 2001 über Scarlet ihr Debüt "Cities And Faces" einer größeren Interessengemeinde zugänglich machen konnten, bietet Europas Stiefel sogar einen metallischen Vertreter der Gothic-Rock-Zunft, der mit einer Band wie Depeche Mode unverhohlen liebäugelt. Die haben möglicherweise auch KLIMT 1928 ins Herz geschlossen. Zwar ist "Undressed Momento" weitestgehend frei von Synthesizerklängen, dafür grassiert aber besonders im elegisch-introvertierten Gesang von Marco Soellner eine dep-mod'sche Kühle, die jeglichen emotionalen Gehalt, den die Musik aufweist, an allzu frenetischer Selbstmitteilung hindert. Was bei KLIMT 1938 hinzukommt, ist ein wenig Katatonia und gaaanz viel Anathema. Das verhehlt schon das eröffnende Doppel "Pale Song"/"Parade Of Adolescence" nicht, welches den Sound der Briten nur unwesentlich modifiziert, tempomäßig anzieht und in straffere Arrangements kleidet. "Undressed Momento" wird sich in seinem Verlauf nicht vollständig von diesem Einfluss lösen, allerdings ihn auch nicht zwanghaft immer wieder artikulieren. Schon "We Don't Need No Music" und der dunkle Titelsong zielen mit geheimnisvollen Samples und ungewohnter Struktur in eine Richtung, die nicht Schwermut bloß kultiviert, sondern ohne Manieriertheit progressiven Direktiven unterwirft (die Band nennt das ganz bescheiden "Post-Modern Art"). KLIMT 1948 legen Wert auf viel Dynamik (die freilich kann nach der x-ten Wiederholung auch zur Routine werden) und Drummer Paolo Soellner, wie sein Bruder bis 1999 in der Death Metal-Band Another Day tätig, scheut sich nicht davor, die Gitarrenwand vom Duo Soellner/Alessandro Pace mit Opeth-artigen Drums inklusive heftiger Doppelfußmaschinenattacken zu unterlegen wie etwa im knüppelharten Eingangsteil vom "Stalingrad Theme". KLIMT 1958 bleiben dabei aber stets eingängig und vermeiden jeglichen Hang zu allzu ausladenden Gesten. Nur im vielschichtigen "That Girl" kulminiert das ganze Album. So viel Exzessivität überrascht und zieht mit. Hier wird "Undressed Momento" zur Spirale, die sich unaufhaltsam in die Tiefe windet und mit sanftem Nachdruck alles mit sich reißt. Diese Tiefe erreicht das straighte "Naif Watercolour" nicht und an den Effekt, der den Gesang im Ausgang ziert, werde ich mich auch nicht gewöhnen können, einfach, weil ich beim Lauschen jedesmal sofort an Technogören und blaue Swimmingpools denken muss. Brrr ... Mit "If Only You Could See Me Now" steht dann aber passenderweise noch ein halber Mitsingsong auf "Undressed Momento", dessen poppige Züge mir im Kontext aus Melancholie und metallischer Instrumentierung kaum aufgefallen wären. So präsentieren sich KLIMT 1968 als Band mit Charakter und auch einer gewissen Portion Massenkompatibilität. Der hart, weniger hart und gar nicht rockenden Zunft ist "Undressed Momento" also wärmstens zu empfehlen! Kontakt: MY KINGDOM MUSIC, P.O. Box 31, 84015 Nocera Sup. re (SA), Italy, www.mykingdommusic.net

Tracklist:
1. _
2. Pale Song
3. Parade Of Adolescence
4. We Don't Need No Music
5. Undressed Momento
6. That Girl
7. Naif Watercolour
8. If Only You Could See Me Now
9. Stalingrad Theme



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