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INTENSE: The Shape Of Rage
von rls

INTENSE: The Shape Of Rage   (Pure Legend Records)

Es gibt Menschen, die ihren Power Metal gerne relativ rauh, ungeschliffen, gegebenenfalls mit leicht thrashiger Kante, aber trotzdem melodisch mögen und die daher beispielsweise die frühen Brainstorm-Alben mögen. Für ebenjene Menschen könnten auch Intense mit ihrem dritten Album "The Shape Of Rage" von Interesse sein, denn ebenjene Stilbeschreibung trifft auch auf Sean Hetherington und seine Mitstreiter zu. Daß sie etwa den Opener "Anubis" auch noch mit leicht arabisch anmutenden Melodiebögen ausstaffieren, was Brainstorm bei kulturkreisgebundenen Songthematiken ähnlich handhabten, stellt dabei nur ein weiteres Teil des knapp 52minütigen Puzzles dar, das uns die Briten hier vorsetzen. Dabei verzichten sie komplett auf die modernen Anflüge, die etwa die jüngeren Brainstorm-Alben neben der geschliffenen Herangehensweise für manchen Altanhänger schwer verdaulich machten (ganz kurze gebrüllte oder verzerrte Vokaleinwürfe wie in "The Elemental" oder "Save Me From Myself" gehen nicht als Antithese durch, da sie nur als Verzierungen dienen und keine songtragende Wirkung entfalten), und selbst Keyboards setzen sie, wenn überhaupt, nur ganz dezent zur Stimmungsuntermalung etwa in "One Man's Word" oder in der nichtsdestotrotz deutlich gitarrendominierten Halbballade "For The Fallen" ein. Und mit Dave Peak und Nick Palmer, beide neben Bandgründer Hetherington auch kompositorisch stark eingebunden, Palmer sogar Hauptsongwriter, haben Intense zwei absolute Asse an diesen Instrumenten in ihrer Besetzung, wobei sich aber auch Hetheringtons mittelhoher, leicht flächig anmutender und schwach angerauhter Gesang nicht verstecken muß und vor allem diejenigen Anhänger überzeugen wird, die die powermetaltypischen hohen Stimmen nicht vertragen. Intense zitieren darüber hinaus selbstbewußt Iron Maiden (höre die Solopassage in "Save Me From Myself" kurz vor Minute 4!) und haben den Mut, im heutigen England einen völlig untrendigen Stil zu spielen. Gut, es gibt mittlerweile Dutzende alte NWoBHM-Bands, die nach ihrer Reaktivierung ihre Rente etwas aufzubessern hoffen, aber an traditionsmetallischen Nachwuchsbands gibt es im Königreich nach wie vor nicht so sehr viel Nennenswertes. Als Nachwuchsband gehen Intense freilich auch nicht mehr so richtig durch - ihre Bandgeschichte reicht auch schon bis 1991 zurück, wenngleich das erste Album "Second Sight" erst anno 2004 das Licht der Welt erblickte. Auf selbigem stand übrigens ein über siebenminütiger Song namens "Skull Of Sidon", der nun auf dem Drittling seine Fortsetzung mit dem sogar noch etwas längeren, in seiner ersten Hälfte massiv schleppenden, danach losflitzenden und stilgerecht mit Windgeräuschen eingeleiteten Epos "Skull Of Sidon II (The Final Stand)" findet. Überhaupt sind Intense eher keine Freunde des sehr kompakten Arrangierens: Wenn die Gitarristen einmal ins Spielen kommen, dann tun sie das gerne ausgiebig und intensiv, ohne daß ihr Spiel freilich zum Selbstzweck verkommt. Man höre sich nur mal die mit Spannungserzeugung gepaarte Spielfreude im abschließenden Titeltrack an! Da hatte auch Produzent Karl Groom offenbar seine helle Freude daran, und da wird auch der Hörer seine helle Freude daran haben. Das hier ist sozusagen True Metal, ohne daß man damit verbohrtes Scheuklappentum assoziieren muß, und das ist zudem richtig guter Metal, der alle Tugenden pflegt, die man einstmals mit dieser Musik zu assoziieren pflegte.
Kontakt: www.intense-uk.com, www.purelegend-records.com

Tracklist:
Anubis
The Elemental
One Man's Word
For The Fallen
Save Me From Myself
Lie
Haunted
Skull Of Sidon II (The Final Stand)
The Shape Of Rage


 



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