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INSANIAE: Imperfeições Da Mão Humana
von rls

INSANIAE: Imperfeições Da Mão Humana   (ARX Productions)

Südeuropäern sagt man nicht selten überschäumende Lebensfreude nach, aber wenn man wiederum an die portugiesische Nationalmusik, also den Fado, denkt, dann wird deutlich, wieviel Düsternis unter der südlichen Sonne angesiedelt sein kann, wenngleich hier oftmals der Weltschmerz durch gewisse Rahmenbedingungen gelindert wird. "Weltschmerz" hieß übrigens auch das erste Demo der portugiesischen Gothic/Doom-Metal-Band Dogma von 1997, und zwei Veröffentlichungen später trennte sich das Sextett. Vier der Mitglieder blieben allerdings beisammen, nahmen Márcio Guerreiro als neuen Drummer hinzu, ließen die Planstelle des Keyboarders unbesetzt und arbeiteten als Insaniae weiter. Deren Debütalbum hörte auf den griffigen Titel "Outros Temem Os Que Esperam Pelo Medo Da Eternidade", und nun liegt der Zweitling "Imperfeições Da Mão Humana" vor, laut der Encyclopedia Metallum übrigens auf 500 Exemplare limitiert, aber scheinbar nicht durchnumeriert. Wäre freilich schade, wenn diese CD einer sehr exklusiven Hörerschicht vorbehalten bliebe, wenngleich Doomdeath, der nun die neue Domäne Insaniaes darstellt, wohl nie zur Massenware werden wird. Die Portugiesen spielen ihn allerdings in einer zugänglichen Variante: Zum einen wäre da Sängerin Isabel Cristina, die das finstere Gebrüll von Diogo Messias mit ihrer recht hohen, aber natürlich anmutenden Stimme gegenzeichnet, und zum anderen besitzt die Musik oftmals eher einen verträumten als richtig finsteren Charakter. Darin gleichen oder ähneln Insaniae diversen frühen holländischen Doomdeathern, die Melodik früher Anathema-Werke schimmert bisweilen durch, und auch Tobias' Lieblingsschweden Draconian dürften hier den einen oder anderen Einfluß ausgeübt haben, weniger dagegen die Bandkumpels von Gwydion mit ihrem Folk Metal. Als Originalitätsfaktor gehen bei Insaniae allerdings die portugiesischen Texte durch, und zudem gestalten sie ihre Songs temposeitig abwechslungsreicher als viele Genrekollegen. Zwar bleibt das Gros im langsamen Bereich, aber geschickt eingesetzte schnellere Passagen sorgen für mancherlei Abwechslung und verhindern nachhaltig den Eindruck von Monotonie, den man Doom zwangsweise zuzuschreiben pflegt. Und mit dem Hauptthema von "Tradição Ancestral" haben Insaniae eine der trotz ihrer Simplizität schönsten harmonischen Grundstrukturen geschaffen, die immer wieder an markanten Stellen des zwölfminütigen Songs hervortritt. Mit nur sechs Songs schaffen es die Portugiesen übrigens auf über eine Stunde Spielzeit, nur zwei der Songs erreichen die Zehnminutenmarke nicht. Aber wie soeben bemerkt: Die Arrangements sorgen dafür, daß keine Langeweile aufkommt, wenngleich man der Ehrlichkeit halber bemerken muß, daß Insaniae eine schon bestehende Müdigkeit zweifellos in beeindruckender Weise verstärken können, wie der Rezensent im Selbstversuch bemerkt hat. Und es gibt durchaus Jahreszeiten, wo die stilecht grau-schwarz gestaltete CD weniger zum stimmungsvollen Hören geeignet ist, wenngleich die Lieblichkeit mancher melodischen Einfälle der Gitarristen auch in düstere Gefilde Licht zu bringen in der Lage ist und man in "Trono Abdicado" gar grinst, weil man einem Agathe-Bauer-Verhörer erliegt: "estás em casa" hört sich phonetisch an wie das Wort "Stasikatze". Aber das wird purer Zufall sein und sollte auch humorlose Doomer nicht vom Hineinhören in diese 62 Minuten Musik abhalten.
Kontakt: www.myspace.com/insaniae, www.arxprod.net.ua

Tracklist:
Absolvição
Tradição Ancestral
O Covil
Acto Perfeito
...E Os Corpos Deixaram De Vir
Trono Abdicado


 



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