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INDUKTI: S.U.S.A.R.
von ta

INDUKTI: S.U.S.A.R.   (The Laser's Edge)

Die bis zum vorliegenden Erstling von Indukti vielleicht einzige Laser's Edge-Scheibe, welche im CD-Schrank stehen zu wissen ich mich berechtigt meine, ist der famose Erstling von Riverside. Und da gibt es auch schon die erste Parallele, denn Indukti haben sich Sangesknaben Mariusz Duda für "S.U.S.A.R." ausgeliehen und der Mann klingt weder in Sachen Stimmlage noch -gebrauchsweise noch -einsatz anders als in seiner Hauptband Riverside: Hoch (Lage), zart (Gebrauch), einige Passagen nur aus Melodie und Vokalen, d.h. ohne Text (Einsatz) sind zu vernehmen - gut einfach. Besonders "Cold Inside ... I" wird durch den elegischen Ton des Mannes sehr veredelt, wie der Track ohnehin das Beste ist, was Indukti auf "S.U.S.A.R." gepackt haben. Das Akustik-Leitthema ist bereits heavenly, aber zu dem impressionistischen Ausgangssolo, welches auf einer echten Harfe gespielt wird, fällt mir wirklich gar nichts mehr ein.
Nächste Parallele zu Riverside: Duda singt Texte über sein erkaltetes Herz, das nicht mehr zu sich selbst zurückfindet. Hier sind es allerdings nur zwei Texte (ergo nur zwei Songs mit Gesang) und sie stammen von einer gewissen Marta Muraszewska. Und die letzte Parallele - Kenner ahnen es bereits -: Indukti spielen Prog Metal/Rock; Härtegrad vergleichbar.
Zu den Unterschieden: "S.U.S.A.R." ist ein gutes Album, aber kein Überflieger, wie etwa "Out Of Myself", das Debüt von Riverside, einer gewesen ist. Der Grund hierfür ist der, dass "S.U.S.A.R." zwar komplexer als "Out Of Myself", vertrackter und viel instrumentallastiger ist, aber auch langwieriger. Denn "S.U.S.A.R." ist auch kein Highspeed-Instrumentencrashkurs - das dürfte bereits die reduzierte Fates Warning-Reminiszenz-Basslinie aus "Freder" zeigen - sondern eher ein Werk, das die Einzelelemente zugunsten des Ganzen in den Hintergrund stellt. Und das Ganze heißt dann so etwas wie "Soundfläche anspruchsvoller Rockmusik", an welcher das anspruchsvollste das versierte, an Fates Warnings Mark Zonder erinnernde Drumming von Wawrzniec Dramowicz und der einzige richtige instrumentale Aufmerker neben der Harfe die Geige von Ewa Jablónska darstellt, wobei letztgenanntes Instrument im Rock/Metal-Kontext verwendet so rebellisch und innovativ inzwischen auch nicht mehr ist. Das Harmlose überschattet dann auch die Tracks ein wenig. "Shade" ist der zweitbeste Song, aber das eben, weil Duda hier singt und aus dem Tool-artigen Flair die Melancholie gut herauskristallisiert. Diese ist dann überhaupt das, was Indukti am besten reproduzieren können. "Uluru" bietet verspielten Prog (ohne Gesang wie alle im weiteren Fortgang genannten Songs), der sich aber eben zu sehr an den Standards der Szene abarbeitet, indem er sie repetiert. Ein Synthesizer, von dem ich nicht weiß, ob er in der Mitte durch einen ganz ekelhaft rülpsenden Menschen ersetzt wurde, bildet den kleinen Höhepunkt zusammen mit dem ruhigen Ausklang, in welchem Indukti aus Akustikgitarren, der Viola und Anna Fabers Harfe ein wenig sehnsuchtsvolle Zauberei klingen lassen. So werden Stimmungen erzeugt.
Leider sind solche Momente noch viel zu selten. "No. 11811", eigentlich Nr. 6, ist anfangs auch entspannend ruhig gepolt und wirkt viel versprechend, wird aber dann in härtere Gefilde überführt, die bereits nach einer Handvoll Wiederholungen desselben Riffs langweilig zu werden drohen und übrigens wie eine Kreuzung aus ganz neuen Fates Warning und Tool klingen, also eher monolithischen, hypnotischen Charakter haben, allerdings eben damit für Instrumental-Songs viel zu langatmig sind. Das zeigen besonders "Freder" und "No. 11812", eigentlich Nr. 3, die beide zu lang ausfallen und zu viel wiederholen. Indukti können mit Elementen wie Wiederholung aber nicht nur die Hypnose des Hörers wollen, denn dafür sind die Songs wiederum zu vielschichtig arrangiert, zu verspielt vorgetragen und zu sehr von dynamischen und rhythmischen Schlenkern durchzogen. Das macht das Ergebnis etwas zwiespältig.
Kurz: Am Ende der kreativen Fahnenstange sind Indukti zwar beileibe noch nicht angelangt, aber "S.U.S.A.R." ist ein gutes Album, ein angenehmes Hörerlebnis für den Progrocker, nur eben in der Endabrechnung - von einigen großen Momenten abgesehen - zu unauffällig und noch nicht auf die Stärken der Band konzentriert. Prog-Fans leisten sich aber keinen definitiven Fehlgriff, wenn sie mal in den Monitor grabschen, während www.indukti.art.pl oder www.lasercd.com selbigen bebildert.

Tracklist:
1. Freder
2. Cold Inside ... I
3. No. 11812
4. Shade
5. Uluru
6. No. 11811
7. ... And Weak II



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