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HELLOWEEN: Mrs. God
von rls

HELLOWEEN: Mrs. God   (Steamhammer / SPV)

Über die mögliche Matrifizierung Gottes debattieren Theologen, Feministinnen und andere diskussionswillige Personengruppen schon seit zwei, drei Generationen. Daß die Debatte im (mir nicht vorliegenden) Text zu "Mrs. God" fortgesetzt wird, ist wenig wahrscheinlich, wenngleich oder gerade weil die persönliche Antwort des Rezensenten auf die den Song eröffnende Frage "Mrs. God, am I right, that's your real address?" auf der Hochzeit von Freunden im Vogtland gestern abend mal wieder eine zwischen Emotion und Ratio nicht nur alternierende, sondern in sich sogar widersprüchliche Argumentationshilfe bekommen hat. Während dieser Satz niedergeschrieben wird, ist der Titelsong zur Helloween-Single schon zur Hälfte vergangen - ein recht kurzer, kompakter Melodic Metal-Song, der im Melodiebereich gar mit leicht alternativen Tonfolgen spielt, spätestens aber im Soloschluß mit der Aneinanderreihung eines wenigtönigen blitzartigen Baßsolos und der Lautäußerung eines Schafs das erfahrene Händchen Helloweens für Detailarbeit offenbart. Ebensolche ist auch im zweiten Song "The King For A 1000 Years" gefragt, der wie der Singletrack auch auf dem anstehenden Album "Keeper Of The 7 Keys - The Legacy" stehen wird - wie die beiden ersten "Keeper"-Teile ist also auch der dritte mit einem Über-Zehnminüter bestückt. Nun haben seit "Keeper II" Myriaden von Bands das Konzept melodisch-speedigen Metals, das Helloween seinerzeit entscheidend mitgeprägt hatten, adaptiert, auch solche Miniopern wie "Halloween" oder "Keeper Of The Seven Keys" sind längst metallisches Allgemeingut geworden, und nun stehen die Urväter vor dem (durch die Beziehungswahl der "Keeper"-Alben selbstgewählten) Problem, die Epigonen wieder überflügeln zu müssen. Das Erstaunliche: Man bemerkt erst beim zweiten, dritten oder vierten Hördurchlauf von "The King ...", daß sie es tatsächlich geschafft haben (beim ersten wähnt man noch eine Früh-Rhapsody-Kopie vor sich zu haben). Frauengesang und Flöten sind im Helloween-Kontext tatsächlich neu, fast progressive Breaks wie bei Minute neuneinhalb kombiniert die Hamburger Band gekonnt mit traditionellen Elementen und kommt gar ohne einen Refrain im eigentlichen Sinne aus (lediglich ein refrainähnlicher Part wird im Eröffnungsteil zweimal wiederholt und leitet kurz vor Minute zwölf das Finale ein, ein anderer doomiger Teil verbindet den Mittel- und den Schlußteil), und nur die Passage ab dem letzten Gitarrensolo wirkt etwas angeklebt (Egogründe, um "The King ..." knapp länger als die beiden vorgenannten Epen zu machen?). Vor diesem Monstertrack verblaßt "Run" deutlich, ist aber auch im Gesamtkontext des Helloween-Schaffens zwar ein guter, aber keiner der stärksten Tracks, der somit wahrscheinlich zu Recht den Weg aufs Album nicht geschafft hat, sondern als Zugabe auf die Single gepackt wurde - das Auffälligste an ihm ist neben dem gewohnt guten Gitarrensolo der Fakt, daß die Gitarren im Refrain fast ein wenig nach Gamma Ray zu "Somewhere Out In Space"-Zeiten klingen. Ob das Zufall ist? Ich weiß es nicht. Man darf jedenfalls gespannt aufs volle Album sein.
Kontakt: www.helloween.org, www.spv.de

Tracklist:
Mrs. God
The King For A 1000 Years
Run (In The Name Of Your Enemy)
 




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