www.Crossover-agm.de HEADSTONE: Excalibur
von rls

HEADSTONE: Excalibur   (Karthago Records)

"Burning Ambition", das erste Album von Headstone, war der zweite Release der Wiederveröffentlichungsreihe "Heavy Metal Classics" aus dem Hause Karthago Records gewesen, und nun folgt als Teil 35 der Headstone-Zweitling "Excalibur", den es anno 1985 als Originalpressung in 500facher Anfertigung gegeben haben soll, wozu nun abermals 500 Exemplare des Re-Releases kommen und somit theoretisch eine vierstellige Anzahl von Menschen Gelegenheit besitzt, sich dieses Songmaterial in die eigene Kollektion zu holen. In einigen werden sich Teile davon allerdings bereits befinden: "Burning Ambition" war in den Achtzigern nie offiziell veröffentlicht worden, und so spielte die Band drei der Songs für "Excalibur" nochmal neu ein: "Burnt In Ice", "Skyline Of Rock" und "White Thunder", das zu Erstlingszeiten allerdings noch "Weißer Donner" betitelt gewesen war. Headstone hatten zu ihren Frühzeiten einige der Texte in Deutsch gehalten, was sie auf "Excalibur" zumindest in den musikalischen Umsetzungen nicht fortführten - das Booklet des Re-Releases führt allerdings neben den englischen Lyrics auch jeweils eine deutsche Nachdichtung auf. Unterschied zu den früheren Fassungen ist zudem der Gesang - als Nachfolger von Harald Liebhäuser ist hier Harald Karg zu hören, der allerdings die qualitative Einschätzung zu seinem Vorgänger (gut, aber hier und da an Grenzen stoßend) zu übernehmen erlaubt und sich auch in der Stimmlage gar nicht so weit entfernt positioniert. Die Grenzen liegen dort, wo's speedig wird und Höhe ohne Sirene gefragt ist - erstaunlicherweise klappt das Fach "Höhe mit Sirene" jedoch gar nicht so übel, wie man kurz vor Ende von "Eagles In The Crests" bemerkt: Mit diesen Lagen, die in der abschließenden Halbballade "Well Of Love" dann sogar dominieren, hätte Harald Karg auch im frühen US-Metal Karriere machen können. Zum bodenständigeren deutschen Metal Headstones paßt diese Stimmlage allerdings nur in der hier eingesetzten homöopathischen Dosis, wenngleich man sich nicht so richtig sicher ist, was man von Kargs sonstigen Leistungen halten soll. Wie schon das Material von "Burning Ambition" fällt auch das neue Material teilweise recht ambitioniert aus, die Tempowechseldichte liegt für die frühen bzw. mittleren Achtziger relativ hoch, die Taktverschiebung im Titeltrack geht für 1985 gar als richtig progressiv durch, und das elektronische, "Opening" betitelte Intro überzeugt für sich genommen auch, wenngleich die Anbindung des speedigen Openers "Burnt In Ice" etwas weniger holprig hätte gelöst werden können. Chefdenker Franklin Hofmann und Drummer Michael Brieger, der nebenbei auch die Keyboards einspielte, wußten mit den Effekten durchaus stimmungsdienlich umzugehen - daß in den sechsminütigen Titeltrack Schwertgeklirr eingefügt werden muß, ist natürlich klar, aber auf die an Pferdewiehern erinnernden Gitarrenjaulparts am Beginn des ersten großen Instrumentalteils muß man erstmal kommen, und auch sonst präsentiert sich gerade dieser Track als Füllhorn von für diese Zeit eher ungewöhnlichen Ideen und als Quasi-Weiterentwicklung dessen, was Bands wie Heavy Load einstmals vorbereitet hatten. Daß man ein konkretes Vorbild durchhört, kommt auf "Excalibur" eher selten vor - "Wizard Of Ore" mit gewissen Manowar-Anklängen bildet hier eine Ausnahme, ansonsten hatte die Szeneabgeschiedenheit, in der Headstone in Oberammergau werkelten, im Originalitätssinne einen positiven Einfluß, im Karriereentwicklungssinne dagegen einen negativen: Geeignetes Personal war nicht so leicht rekrutierbar wie etwa in einem Szenekochtopf Marke Ruhrgebiet oder Hamburg, und speziell die Sängerwechsel brachen Headstone letztlich das Genick, so daß nach "Excalibur" zunächst kein weiterer Tonträgerrelease folgen sollte, statt dessen anno 1986 die Auflösung, was Chefdenker Franklin Hofmann aber nicht vom Werkeln im eigenen Kämmerlein abhielt, dem bisweilen auch etwas Hörbares entsprang, so 1995 eine CD namens "About The Whales" oder jüngst die beiden Bonustracks der vorliegenden Wiederveröffentlichung, auf denen der schon bei der Wal-CD an Bord gewesene Michael Ertl trommelt und der auf dem Foto noch recht jung aussehende Joseph Hofmann (sicherlich Franklins Sprößling) Baß spielt. "The Moontemples" greift umfangreich zur Hammondorgel und reichert den nach wie vor traditionsbewußten und mittlerweile etwas geradlinigeren Hardrock der Band daher mit einer gehörigen Siebziger-Schlagseite an, und "Overthrown" irritiert zunächst mit gänzlich anderen Keyboardfarben, bevor auch hier wieder die Hammond angeschaltet wird. Beide Songs, aufgenommen in Franklin Hofmanns Heimstudio, machen durchaus Laune auf mehr - möglichst allerdings mit einem richtig guten Sänger, denn wer auch immer hier singt (die Riermaierschen Liner Notes sprechen von Hofmanns "Ersatzgesang", die Besetzungsangaben nennen aber für ihn keinen Gesang), erfüllt die gleichen Kriterien wie die beiden auf den frühen Alben zu hörenden Sänger: Er ist nicht schlecht, aber man würde die Songs doch gerne mit einem richtigen Könner hören. Derweil sei "Excalibur" den Freunden teils eher ungewöhnlichen Achtziger-Metals durchaus zum Hineinhören empfohlen, und wer schon den Re-Release von "Burning Ambition" schätzte, macht mit den hier vorliegenden knapp 47 Minuten Musik definitiv nichts falsch.
Kontakt: www.karthagorecords.de

Tracklist:
Opening
Burnt In Ice
Wizard Of Ore
White Thunder
Eagles In The Crests
Angel Of Paradise
Excalibur
Skyline Of Rock
Well Of Love
The Moontemples
Overthrown
 




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