www.Crossover-agm.de HEADSTONE: Burning Ambition
von rls

HEADSTONE: Burning Ambition   (Karthago Records)

Die Oberammergauer Headstone waren selbst deutschlandintern nicht die einzige Band, die sich so nannte, dürften aber wohl der früheste Träger dieses Namens gewesen sein - die Bandgründung datiert auf 1981, und zwei Jahre später spielte man das Debütalbum namens "Burning Ambition" ein, das allerdings unveröffentlicht blieb, weil Headstone keinen Plattenvertrag an Land ziehen konnten. Wesentlich mehr Glück hatten sie allerdings auch zwei weitere Jahre später mit "Excalibur" nicht, dessen 500er Auflage schnell ausverkauft gewesen sein soll (was die Originalpressung heute hochgradig rar macht), was aber der Band nicht zu Größerem verhalf, so daß die Aktivitäten nur noch auf Sparflamme köchelten, obwohl auch in den Neunzigern noch mindestens ein Album auf den Markt kam (die "anderen" Headstone, mittlerweile unter Headstone Epitaph firmierend, wurden dagegen erst zu dieser Zeit umfangreicher wahrgenommen, aber nach einigen Alben mußte auch hier der Grabstein über der Bandkarriere aufgerichtet werden). Das verhinderte Debütalbum der Oberammergauer, "Burning Ambition", kommt mit 30 Jahren Verspätung nun allerdings doch noch zu Tonträgerehren, nämlich als zweiter Teil der "Heavy Metal Classics"-Serie von Karthago Records. Der Titeltrack ist dabei eine Eigenkomposition und nicht etwa ein Cover des gleichnamigen Iron-Maiden-Songs, der anno 1980 als B-Seite der Single "Running Free" erschienen war und übrigens die erste Komposition von Maiden-Chef Steve Harris darstellen soll, geschrieben lange vor Maiden-Zeiten für seine damalige Band Smiler. Natürlich dürften Headstone den Song trotzdem gekannt haben - wir befinden uns bekanntlich im Jahr 1983, als jeder Metalfan auch noch fast jede für ihn relevante Metalband kennen konnte, und Iron Maiden waren damals noch eine unangreifbare Institution, die sich allgemein größter Beliebtheit erfreute. Headstone allerdings verfügten nur über einen Gitarristen, und obwohl man durchaus einige NWoBHM-Einflüsse in ihrem Sound finden kann, so stellen gerade Iron Maiden nun offensichtlich nicht ihre großen Vorbilder dar. Aber auch Accept, damals die unangefochtenen Könige der deutschen Metalszene (zur einordnenden Erinnerung: "Restless And Wild" war gerade ein Jahr alt und "Balls To The Wall" justament erschienen), haben bei Franklin Hofmann und seinen Spießgesellen eher wenig Spuren hinterlassen. Statt dessen findet man Parallelen zum obskuren Skandinavien-Metal Marke Heavy Load - "Black Angels" etwa hätte durchaus auch auf ein Album der Schweden gepaßt. Andererseits schauten Headstone auch im eigenen Land zurück: "Wolkenkind" klingt, als ob sich eine Krautrockband zur Metalformation gemausert hätte, und das nicht nur aufgrund des deutschen und etwas "vernebelten" Textes, sondern auch aufgrund der atmosphärischen Abstoppungen im Refrain. "Weißer Donner" gleich im Anschluß beweist allerdings, daß Headstone das Element "deutsche Texte" nicht zwingend an musikalische Krautrockeinflüsse koppelten, denn hier bekommt man reinrassigen Frühachtziger-Metal zu hören, wenngleich nicht sonderlich auffallenden. Die großen Highlights lauern an anderer Stelle: Der Opener "Nightmare" baut geschickt psychotische Sequenzen ein, die den beschriebenen Alptraum akustisch untermauern, das Instrumental "Kings Elephants" ist nicht sonderlich kompliziert aufgebaut, macht aber einfach nur Hörspaß, der Titeltrack besitzt einen unwiderstehlichen Vorwärtsdrang, der die titelgebenden brennenden Ambitionen erstklassig unterstreicht, und dann wäre da noch "Burnt In Ice", das schnellste Stück der Platte, mit furiosen Leadgitarrenduellen Hofmanns mit einem virtuellen Gitarrenkollegen aufwartend und damit auch die etwas unbeholfenen Gesangsarrangements vergessen machend. Headstone hatten lange Zeit Schwierigkeiten, einen kompetenten Sänger zu finden, und Harald Liebhäuser, der "Burning Ambition" letztlich einsang, blieb auch nicht lange, sondern wechselte bald nach den Aufnahmen zu Veto. Ein schlechter Sänger ist er zwar nicht, aber man hört ihn hier und da doch an seine Grenzen stoßen, etwa gerade in "Burnt In Ice". Wer übrigens zu den Besitzern der "Excalibur"-Platte gehört, kann nun Vergleiche zu seinem Nachfolger ziehen - einige Songs, so auch "Skyline Of Rock" und das nunmehr mit englischem Text versehene "White Thunder", wurden mit Harald Karg am Mikrofon für "Excalibur" nochmal neu eingespielt. Den elf regulären Kompositionen auf "Burning Ambition" folgen noch zwei ein Jahr später in Lüneburg (von Oberammergau aus auch der nächte Weg ...) aufgenommene Werke, das ebenfalls deutsch betextete "Wacht im Weltengang" (da weht nochmal der krautige Geist herüber) und "Waller", das auch ein nicht alltägliches Sujet behandelt, nämlich den Wels (Silurus glanis) als Symbol für den König unter den Fischen, der mit Opfergaben ruhiggestellt werden müsse - Anglermetal sozusagen ... Ob man eines der 666 Exemplare von "Burning Ambition" an Land ziehen sollte, hängt wie üblich von den persönlichen Präferenzen ab. Wer sich für den frühen deutschen Metal interessiert, findet mit dem 49minütigen Headstone-Debüt jedenfalls einen interessanten Genrebeitrag mit einigen auch aus heutiger Sicht noch originellen Elementen, serientypisch mit Liner Notes (diesmal nur von Labelchef Stefan Riermaier, nicht von der Band selbst), Lyrics und etlichen alten Fotos ausgestattet.
Kontakt: www.karthagorecords.de

Tracklist:
Nightmare
Deadly Shades
Wolkenkind
Weißer Donner
Still On The Race
Kings Elephants
Burnt In Ice
Black Angels
Skyline Of Rock
Burning Ambition
Queen Of Dreams
Waller
Wacht im Weltengang
 




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