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GENERAL STRATOCUSTER AND THE MARSHALS: Double Trouble
von rls

GENERAL STRATOCUSTER AND THE MARSHALS: Double Trouble   (Red Cat Records)

Bei einem solchen Bandnamen würde man eigentlich flotten Western Metal im Stile des Desperados-Debüts "The Dawn Of Dying" erwarten - aber der Zweitling von Bandkopf/Gitarrist Fabio Fabbri aka General Stratocuster und seinen vier Spießgesellen, die alle den Nachnamen Marshal zu tragen behaupten, hält eine ganze Menge Überraschungen für den mit einer derartigen Erwartungshaltung an das Hören der 35 Minuten Musik gehenden Interessenten bereit. Die Scheibe beginnt nämlich gleich mit dem längsten Song "Drifter" (5:21 min), und der entpuppt sich als klassischer Bluesrock schleppenden Tempos, vokalisiert von einem Mann der Stimmkategorie "irgendwo zwischen Plant und Coverdale, aber etwas cleaner" - beim Nachforschen stellt man dann überrascht fest, daß es sich bei Jack Marshal aka Jack Meille um Jacopo Meille handelt, der seit einigen Jahren auch bei den Tygers Of Pan Tang am Mikrofon steht und dort für seine Neuinterpretationen des "Spellbound"-Materials von Georg einiges an Lob einheimsen konnte. Auch in den Diensten des Generals Stratocuster macht er eine starke Figur und hat nur das Problem, daß das Songmaterial zumindest in der Konservenfassung noch die eine oder andere Reserve offenläßt, während es live ein gutes Stück unterhaltsamer sein dürfte. "Double Trouble", das Zweitwerk der Italiener, ist allerdings auch reichlich ungewöhnlich strukturiert. "Cute Evil Angel" an zweiter Songposition bleibt prinzipiell im blueslastigen Rock, schraubt das Tempo aber ein klein wenig nach oben in Richtung Midtempolage, der Titeltrack addiert Emiliano Tozzi als Gastsaxophonist und beginnt zwischendurch sogar mal richtig flüssig zu werden, während man bisher immer ein gewisses Gefühl der angezogenen Handbremse hatte. "What Are You Lookin' For" beginnt als Akustikrock und addiert dann noch eine Elektrische, so daß ein Gesamtresultat irgendwo zwischen den Hooters und Südstaatenrock entsteht - und dann beginnen die strukturellen Merkwürdigkeiten: Die Bluesballade "Don't Be Afraid Of The Dark" ist als Demoversion gekennzeichnet, dann folgen drei eher kurze Stücke um die Dreiminutengrenze, die sich überwiegend irgendwo im Americana-Bereich bewegen, und zum Schluß packt das Quintett einen weiteren Dreiminüter aus, aber das flotte "Push To The Limit" klingt so sehr nach krachigen Frühsiebziger-Led Zeppelin, daß man fast an ein wiedergefundenes Outtake denken könnte. Okay, Led Zeppelin waren in besagter Phase auch alles andere als eindimensional unterwegs (man erinnere sich an "The Battle Of Evermore" oder auch "D'yer Mak'er", die mit Hardrock oder Bluesrock auch herzlich wenig zu tun hatten), aber man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß "Double Trouble" aus verschiedenen Sessions zusammengepuzzelt wurde (die Aufnahmecredits nennen tatsächlich zwei verschiedene Studios, wobei das allerdings heutzutage nichts Außergewöhnliches mehr ist) - oder es steckt ein Konzept dahinter, das der Rezensent mangels weiterer Informationen aber nicht näher ergründen kann. Fest steht, daß etwa "Alone" stilistisch überhaupt nichts mit Led Zeppelin zu tun hat (vom Gesang abgesehen, der seine Herangehensweise nicht grundlegend ändert) - hier greift der General statt dessen zur Dobro und zur Mundharmonika, und das Resultat atmet hier und da ein bißchen was von Tom Cochrane. "I Just Got Scared" hingegen hat wieder ein wenig mehr Blues intus, gerät aber zu purem Akustikblues mit etwas Americana-Einschlag, und "Time" siedelt irgendwo in der Mitte dieser beiden Ausrichtungen. In der Mitte findet sich übrigens auch der männliche Coverheld wieder - seine Beine sind nämlich zwischen denen von Ilaria Lizzy Capellini und denen von Costanza Capezzuoli positioniert, während der "Double Trouble" auf dem Backcover dann Vergangenheit zu sein scheint, denn da sieht man nur noch diejenigen von Costanza (und immerhin ein paar Zentimeter mehr von ihnen ...). Der zwischenzeitlich ebenfalls erschienene Drittling "Dirty Boulevard" hat sich bisher nicht beim Rezensenten eingefunden, so daß noch keine Einschätzung möglich ist, ob er sich möglicherweise etwas homogener gestaltet. "Double Trouble" kann derweil Led-Zeppelin-Anhängern zum Antesten empfohlen werden, alle anderen sollten vielleicht erstmal schauen, ob sie die Truppe mal live erleben können.
Kontakt: www.generalstratocuster.com, www.redcatpromotion.com

Tracklist:
Drifter
Cute Little Angel
Double Trouble
What Are You Lookin' For
Don't Be Afraid Of The Dark
Alone
I Just Got Scared
Time
Push To The Limit
 





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