www.Crossover-agm.de GAZPACHO: Molok
von ta

GAZPACHO: Molok   (KScope Music)

Bei Gazpacho gibt es ein gewisses Ausgangsniveau, das nie unterschritten wird. Die sphärischen Synthesizer und der unglaublich melancholische Gesang von Jan Henrik Ohme sind auf jedem Album Qualitätsgaranten. Alles Andere ist Drumherum - zwar wichtiges Drumherum, das den Charakter der einzelnen Alben ausmacht, aber eben auch nicht mehr als das.
Bei "Molok" ist diese den Albumcharakter prägende Drumherum einmal die Rhythmusfraktion, insbesondere das Schlagzeugspiel von Lars Erik Asp, das sowohl produktionstechnisch als auch was die Arrangierung betrifft mehr im Vordergrund steht denn je (höre z.B. das bereits vorab veröffentlichte "Know Your Time", "ABC" mit seinen Snare-Spielereien in den Strophen und das passend betitelte "Algorithm"). Und dann ist es die Stimmung, die auf "Molok" wirklich seeeehr schwermütig ausfällt.
Gazpacho durchwandern ja auf jedem ihrer Alben verschiedene Schattierungen der Melancholie von urbaner Late Night ("Night") bis hin zu düsterer Sperrigkeit ("Demon"). An letztere schließt "Molok" an, ist insgesamt aber wieder schlanker konzipiert, was man schon daran sieht, dass es bei 45 Minuten Spielzeit doppelt so viele Songs enthält wie "Demon", und nimmt gleichzeitig noch einmal etwas mehr Gas raus. Das (m.E. sehr starke) Opening-Doppel "Park Bench"/"The Master's Voice", das sicher den ruhigsten Einstieg in ein Gazpacho-Album seit "Night" darstellt, ist diesbezüglich symptomatisch für alles, was folgt.
Die einzigen Momente des Aufbruchs gibt es immer dann, wenn die Balkan- und Orient-Einflüsse, die es auch auf den letzten Alben gab, durchscheinen (höre z.B. "Beta Kiss"). Und diverse Effekte von dunklen Samples bis zu Telefonhörergesang sind ebenso Ehrensache wie kleine harmonische Überraschungen in jedem Song - klar, Gazpacho sind nach bald 20 Jahren Bandgeschichte Könner, die ihre gute Basis inzwischen routinemäßig um spannende Details anreichern. Dennoch verlangt "Molok" gerade nach hinten raus sehr viel Sitzfleisch und ausgerechnet der ätherische und sehr düstere Quasi-Titeltrack "Molok Rising" ist mit neun Minuten Spielzeit und einem nur sehr dezent gezurrten Spannungsbogen die größte Herausforderung.
Insgesamt business as usual bei den Norwegern, was gute und schlechte Seiten hat. Es kann nach "Molok" gern noch neun weitere Alben so weitergehen, weil die Grundrezeptur ja wie gesagt stimmt. Allerdings muss man inzwischen auch zugeben, dass die Halbwertszeit neuer Alben von Gazpacho sich langsam aber sicher verkürzt, weil das Gesamtpaket aus Grundrezept und jeweils Dazuaddiertem sich immer schneller erschließt.
Kontakt: www.gazpachoworld.com, www.kscopemusic.com

Tracklist:
1. Park Bench
2. The Master's Voice
3. Beta Kiss
4. Know Your Time
5. Choir Of Ancestors
6. ABC
7. Algorithm
8. Alarm
9. Molok Rising



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