(Mystic Records)

"Tierra Santa style" hatte Rainer Krukenberg diese CD in seiner Mailorderliste beschrieben, und das trifft auch überwiegend ins Schwarze, wenngleich Gargollas keinen Keyboarder besitzen, insgesamt so metallisch agieren wie Angel, Arturo & Konsorten allenfalls in ihrer Frühzeit, aber die dortigen Iron-Maiden-Parallelen nicht mit replizieren. Das Quartett kommt aus Mexiko, hat also nichts mit den US-amerikanischen und längst verblichenen Gargoyle zu tun, die mit ihrem einzigen Album einen späten Klassiker des Achtziger-US-Metals erschaffen hatten. Vom Klassiker sind die Mexikaner auch ein Stück entfernt, aber ein interessantes Melodic-Metal-Scheibchen haben sie auf alle Fälle eingespielt, wobei auf dem Bandfoto Ysrael Escoto statt seinem Hauptinstrument, nämlich der Zweitgitarre, einen Dudelsack in die Kamera hält, der dann auch gleich im Intro des Openers "Gargolas" (ja, hier nur mit einem l geschrieben) zum Einsatz kommt und den Hörer zunächst noch im unklaren über die Ausrichtung der 43 Minuten Musik läßt - im spanisch-beeinflußten Bereich kennt man dieses Instrument ja beispielsweise auch von den Düstermetallern Elbereth. Mit denen haben Gargollas wie eingangs bereits verraten allerdings nichts am Hut, ihre Musikauffassung ist weniger von Melancholie und eher von sprühender Spielfreude geprägt, wie man beispielsweise an "Contramarea", dem zweiten Song des Albums und zugleich einem der schnellsten, feststellen kann. Folkige Melodik nimmt gleichfalls nur sehr wenig Raum ein, obwohl man hier und da schon etwas Hörerschließungsarbeit aufwenden muß, um manche etwas sperrige Harmonie richtig einordnen zu können. Das gilt gleichermaßen für die Gitarrenarbeit wie für den Gesang von Héctor Ivan Ramírez, dem vielleicht noch ein wenig mehr Sicherheit zu wünschen wäre, wenngleich der Mann, der zugleich die andere Gitarre bedient, seine Sache keineswegs schlecht macht und vor allem solche Leute überzeugen können wird, die im besten Sinne "normalen" Gesang zu schätzen wissen - und Probleme treten am ehesten dann auf, wenn er die Normallagen verläßt, wofür die etwas hilflos anmutende Steigerung in "No Me Mientas" als Beispiel dienen kann, während der hohe Schrei am Beginn von "Centauro Del Norte" wiederum sitzt wie eine Eins. Allerdings prägen Gargollas ihre Songs durchaus auch, indem sie ihnen umfangreiche Gitarrenleadgirlanden umhängen, und das keineswegs nur im Hauptsolo, sondern auch in Intros, Zwischenspielen etc., wofür etwa das bereits erwähnte "No Me Mientas" ein exzellentes Beispiel abgibt, ein Midtempostampfer, der nach den beiden fast gleich schnellen "Contramarea" und "El Pacto" für willkommene Abwechslung sorgt, zumal nach ihm mit dem galoppierenden "Centauro Del Norte" der schnellste Song des Albums folgt, der dann auch tatsächlich mit Pferdegetrappel endet. Die imaginäre B-Seite des Albums, die mit dem Titeltrack anhebt, kann keine neuen Akzente mehr setzen und macht durchaus auch noch Hörspaß, aber die Luft ist doch ein klein wenig raus, zumal der Gesang in den Höhen von "Urbana" auch wieder etwas schwächelt und die Gitarrengirlande vor der zweiten Strophe irgendwie völlig unmotiviert im Nichts endet. Texte enthält das nur vierseitige Booklet übrigens nicht, und über was Héctor hier singt, wird sich sowieso nur dem Spanischkundigen erschließen (daß es hier um Gargoyles und Zentauren geht, könnte allerdings auf auch textliche Parallelen zu Tierra Santa hindeuten). "En Camino" endet mit der Ballade "Rezandote" auf gutem Niveau (wenn man vom letzten Refrainton absieht ...) und könnte für Fans der mehrfach erwähnten Spanier zumindest einen Hörtest wert sein. Bei metaleros.de ist sie zwar nicht mehr im Sortiment, aber www.karthagorecords.de hat sie noch in der Liste stehen. Wenn die dort auch alle sind, wird das Auftreiben der Scheibe aber möglicherweise nicht ganz leicht - viel mehr anzapfbare Quellen bleiben kaum übrig ...
Kontakt: www.myspace.com/gargollas, www.myspace.com/misticstudios

Tracklist:
Gargolas
Contramarea
El Pacto
No Me Mientas
Centauro Del Norte
En Camino
Arde Bruja
Urbana
Rezandote
 

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