www.Crossover-agm.de FATES WARNING: Disconnected
von rls

FATES WARNING: Disconnected   (Massacre Records)

Ich muß zugeben, auch einer dieser Ewiggestrigen zu sein, die Fates Warnings John Arch-Ära den Werken mit Ray Alder vorziehen, allerdings hat das auch einen handfesten Grund: Während auf den Platten mit John Arch eine warme Atmosphäre herrschte, die einem wohligen Schauer über den Rücken laufen ließ und läßt, schufen die Fates Warning der Ray Alder-Phase eiskalte, konstruiert klingende, fast industrialartige Feelings verbreitende (nichtsdestotrotz natürlich technisch perfekt fabrizierte) Klänge, die es mir nicht leicht machten und machen, diese Scheiben mit Genuß durchzuhören. Zu diesem Sachverhalt trugen sowohl die Sänger (John Archs Gesangslinien wirkten eher verträumt, die von Ray Alder dagegen abwesend, abgehoben, jenseits aller Sphären der Vorgaben des jeweiligen Songs angesiedelt) als auch Jim Matheos' neuentdeckte, besonders auf den Platten seit "Inside Out" zutage getretene Leidenschaft für monotone neothrashige Riffs und die damit einhergehende Gitarrenharmonie- und -soliphobie bei.
Wie sieht es nun auf "Disconnected", dem neuesten Streich der US-Progmetaller, aus? Zuallererst fällt einem das Cover ins Auge, auch prinzipiell kalt, aber aufgrund der vertrauten Umarmung doch nicht richtig Bibbern erzeugend, zudem ist die Idee genial (und genial umgesetzt). Um meinen Eindruck von der Musik vorwegzunehmen: Ich habe ein ambivalentes Verhältnis zu "Disconnected" entwickelt, da Fates Warning einerseits den auf den letzten Platten eingeschlagenen Weg konsequent weiterschreiten, andererseits sowohl einen Schritt zurück als auch einen seitwärts gehen. Aber der Reihe nach: Dem ein gewisses "Spiel mir das Lied vom Tod"-Feeling verbreitenden Intro "Disconnected Part 1" folgen "One", "So" und "Pieces Of Me", die allesamt der erstgenannten Kategorie zuzurechnen sind. Dabei besitzt "One" einen halbwegs eingängigen Refrain, der das umliegende Packeisfeld wenigstens etwas erleuchtet, aber nicht aufzutauen vermag. "Pieces Of Me" spielt gar noch mit Drum'n'Bass-Elementen, die mich dann endgültig erstarren lassen. Zum Wiederbeleben genügen dann allerdings "Something From Nothing" und "Still Remains", zwei Prog-Epen, die beide die Zehnminutenmarke weit hinter sich lassen und in denen Fates Warning streckenweise instrumental vom Leder ziehen, als wollten sie sich in Dream Theater umbenennen (das ist der angesprochene Schritt zur Seite). Gitarrero Jim Matheos und Keyborder Kevin Moore solieren, als hätte man ihnen eine Infusion verpaßt, kreieren richtig schön mutzlige Melodien (nicht nur) fürs Herz, und die Alderschen Gesangslinien passen sich endlich mal wieder dem Song an. Das ist Musik, die begeistert, nicht solche, die einem zum Frösteln bringt. Das abschließende Instrumental "Disconnected Part 2" hat einer meiner Kollegen als "Space-Dye Vest" von "Disconnected" beschrieben, was man durchaus so stehenlassen kann (immerhin war der Komponist von "Space-Dye Vest" ein gewisser Kevin Moore ...), auch wenn "D." an "S.-D.V." qualitativ nicht vorbeikommt.
Das Fazit dieser Platte habe ich teilweise schon vorweggenommen. Ich muß mich durch die erste Hälfte der CD quälen, bevor ich Hälfte 2 genießen kann. Ob dem potentiellen Hörer das auch so geht, muß jeder selbst herausfinden.
Kontakt: www.massacre-records.com






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