www.Crossover-agm.de ELEGY: Principles Of Pain
von ta

ELEGY: Principles Of Pain   (Locomotive Music)

Erfüllte Liebe.
Unendliche Freundschaft.
Vertrauen, Harmonie, Ying und Yang.
Über die schönen Seiten von zwischenmenschlich bedingten Lebenserfahrungen referieren die meisten Bands, die sich im vorderen Drittel der Charts einen Platz reserviert haben, auf mehr oder weniger profundem Wege. Um all die reichlichen zwischenmenschlich bedingten bewussten Intrigen oder so sinnfernen Miseren und Absurditäten (Relativierung 1: Ich möchte dem nicht durch Menschenhand verursachten Leid am Leben nicht pauschal ein hinter all dem stehendes Bewusstsein absprechen) näher zu betrachten, muss man jedoch bei einer Band aus dem sogenannten Hartwurstlager den Informations- und Ratschlagsbedarf stillen (Relativierung 2: Harte Würste und Charts schließen sich nicht generell aus). Möglicherweise mit der Motivation des persönlich Betroffenen erforschten Ian Parry (voc), Patrick Rondat (git), Dirk Bruinenberg (dr) und das einzige noch verbliebene Urmitglied der englisch-französisch-holländischen Band, Martin Helmantel (bass), einen Themenkomplex, der die "Principles Of Pain" inkognito in sich birgt. Herausgekommen sind wechselweise generelle Betrachtungen oder fiktive Geschichten, verarbeitet zum Beispiel in "The Inner Room" oder "Missing Persons", wobei der Liebe als zu behandelndem Mysterium und Marterpfahl ein besonders großes Forum gewährt wird. Schlüsseltexte zu etwaigen Antworten auf die zahlreichen Fragen bieten "Hypothesis" - als Aufforderung, das praktisch zur Hand genommene Leben der theoretischen Erörterung vorzuziehen ("Hypothesis alone won't make it work") - und das mit wunderschönen Worten über Selbstfindung und Sinngebung ausgestattete "A Child's Breath". Textlich ist "Principles Of Pain" also ein Konzeptalbum im Sinne einer grundsätzlich vorgegebenen Thematik ohne fortlaufende Geschichte, wobei ein selbstverständlicher Optimismus den Bandnamen gekonnt ad absurdum führt. Zur Musik: Beginnen wir beim Urschleim: Elegy sind eine Band, die sich in ihrem Metier stets um Nuancen weiterentwickelt hat und vom abwechslungsreichen Debüt "Labyrinth Of Dreams" über das ausladende "State Of Mind" bis hin zum knochentrockenen 2000er-Album "The Forbidden Fruit" eine nachvollziehbare Geschichte bietet. Mit "Principles Of Pain", der inzwischen zehnten Veröffentlichung (inkl. 2 Demos und einer EP) wird nun ein Schritt zur Seite getätigt. Die Härte des Vorgängeralbums von 2000 wird beibehalten, jedoch stagniert man nicht, sondern trägt die im Elegy-Sound schon von Anfang an vorhandenen vertrackteren Elemente etwas offener zur Schau und produziert die (tiefergelegte?) Gitarre etwas moderner als sonst. Das Ganze klingt natürlich nicht wie ein Zusammentreffen von Slipknot und Dream Theater, sondern immer noch nach Elegy, liebevoll und knackig aufgetischt und mit schönen Gesangslinien veredelt. Qualitätsreiche Zeugnisse solcher Merkmale bietet "Principles Of Pain" genug, um Fans der Band zum widerstandslosen Kauf zu zwingen. Schon das Eingangsduo "Under My Skin" und "The Inner Room" lässt mit der Zunge schnalzen und auch ein Uptemposong wie "Pilgrims Parade" bündelt alle Bandqualitäten zu jeder Sekunde auf adäquate Art und Weise, doch dies sind nur laue Lüftchen im Vergleich zu dem Titelsong, der, langsam gehalten, streckenweise ein wenig polyrhythmisch ausgerichtet und mit einem atemberaubenden Chorus ausgestattet, ein Meisterstück des modernen Power Metal bildet. In diese Regionen schafft es dann nur noch das abschließende "A Child's Breath" , welches, ebenfalls langsam und hierbei vielschichtig und interessant arrangiert, für wohlige Gänsehautschauer sorgt. Würden nur Stücke diesen Anspruches auf der Platte stehen, wäre ich wahrscheinlich ganz zur Gans mutiert. Die Suche nach Lückenfüllern bleibt eine vergebliche, selbst die hinten angefügte Akustikversion der Ballade "Silence In The Wind" steht der Albumversion in nichts nach und offenbart durch die Sparsamkeit der Instrumentierung mehr Seele als die oft genug eher aus Zwang, bestimmte Klischees oder Anforderungen nach Abwechslung zu erfüllen auf den Alben von Powermetalbands stehenden Balladen (Relativierung 3: Die Intention der Elegier mag auch nur die eben genannte gewesen sein ...). Somit erweisen sich Elegy als keinen Deut schlechter als die besseren Bands dieser Stilistik, was auf jeden Fall auch Sänger Ian Parrys beeindruckendem Organ zuzuschreiben ist. Im direkten Vergleich mit dem Consortium Project, in welches Parry ebenfalls involviert ist, ziehe ich dessen Hauptband sogar klar vor und schließe mit dem unbedingten Rat/Appell, "Principles Of Pain" in den Einkaufskorb zu packen. Bezahlen nicht vergessen!
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