www.Crossover-agm.de EBOLA: Enlighten
von rls

EBOLA: Enlighten   (Warner Music Thailand)

"Enlighten" erschien gerade mal ein Jahr nach seinem Vorgänger "Pole", und doch lassen sich mehrere signifikante Unterschiede feststellen. Der erste fällt gleich beim Blick auf die Tracklist auf, denn alle zehn regulären Songs sind diesmal in Thai gehalten, das Englische nur gelegentlich für Schlagworte wie "Don't give up!" im zweiten Song (Namen sind Schall und Rauch) benutzend. Das ändert sich scheinbar erst, wenn man die zweite CD dieser Doppel-CD einwirft, denn da stehen Song 1 und 7 der ersten Scheibe nochmal in soundlich gegenüber der zweiten CD des Vorgängers etwas abfallenden, da nicht so richtig ausbalancierten Liveversionen (wobei man vom Publikum nicht sonderlich viel hört und das Intro vor Song 1 eher vermuten läßt, man habe es mit alternativen Remixes zu tun, bevor dann doch die "echte" Rhythmusgruppe einsetzt), flankiert durch "Get Out" vom Albumvorgänger ebenfalls als Liveversion und "Survivor" als herkunftsseitig unbekannte Studioversion mit geringfügig dumpferer Produktion. Der Schein trügt allerdings, denn bei "Survivor" bleibt nur der Songtitel in Englisch, und auch "Get Out" ist bekanntlich sprachenseitig gemischt. Freilich wäre nach dem Sinn einer solchen Doppel-CD zu fragen, denn die 15 Minuten der zweiten CD hätten problemlos noch hinter die 38 der ersten CD gepaßt - aber sei's drum. Der markanteste Unterschied zum Albumvorgänger ist allerdings in der Musik und dort speziell im Gesang zu suchen: Kittisak Buaphan hat die brüllende Artikulation, von einigen kurzen, allerdings sehr geschickt plazierten Einwürfen mal abgesehen, nämlich komplett ad acta gelegt und konzentriert sich nunmehr nahezu ausschließlich auf cleanen melodischen Gesang, ergänzt nur hier und da noch durch eine Art Sprechgesang, die aber mit rappendem Gestus nichts zu tun hat, sondern eigenständig bestehen kann (höre hierzu den dritten Song). Passend dazu hat auch der instrumentale Part eine deutliche Aufweichung erfahren. Kompromißlose Härtner waren Ebola ja auch auf dem Albumvorgänger nicht (mehr), und das numetallische Element haben sie in den zehn neuen Songs nun noch einmal weiter heruntergefahren und landen damit weitgehend im puren Emorock, in dem sie zudem nach wie vor kaum über rhythmisch kompliziertes Midtempo hinausgehen - Song 5 allerdings beweist, daß gerade das Einflechten einiger straighter und schnellerer Passagen einen Ebola-Song durchaus aufwerten und aus der Masse hervorheben kann. Freilich können Ebola bekanntermaßen auch im geringeren Tempobereich was, wie hier besonders Song 4 demonstriert, der halbballadesk beginnt und mit der Zeit zu einer großen Hymne wächst, den mitteleuropäischen Zuhörer nur aufgrund der Sprachbarriere am Mitsingen hindernd. Überhaupt beweist die Band hier noch mehr als auf dem Vorgänger ein gutes Händchen bei der Komposition eingängiger mitsingkompatibler Refrains, die den Teil des Reizes des Materials kompensieren, der durch die Reduzierung der metallischen Energie verlorengegangen ist. Vorhanden ist der Metal natürlich immer noch - man nehme mal das fette Riff in Song 6 oder den finsteren Einstieg in Song 3 her -, aber er spielt halt nicht mehr die nach vorn gerückte Geige. Auf Soli dagegen verzichten Surapong Buaphan und Wannit Puntarikapa mit einer Ausnahme noch immer, legen lediglich hier und da eine leadartige Spur über das eine oder andere Riff, was beispielsweise dem Opener einen guten Teil seines Reizes verleiht (im genannten Livemitschnitt weiß man gar nicht so richtig, ob man da eine Gitarre oder eine uralte wabernde Hammondorgel hört). Nur in den Balladen gönnen sie sich ein wenig mehr Spielerei - nachdem der Albumvorgänger mit dem Instrumental "Journey" bereits ein ruhiges Exempel enthalten hatte, bauen Ebola diese Sektion auf "Enlighten" etwas aus, wobei Song 7 wie der bereits genannte Song 4 eine Halbballade darstellt (man höre mal bei Minute 3 genau hin, wie Kittisak hier an seiner Höhengrenze kratzt und dabei Geräusche erzeugt, die fast an Münchener Freiheit-Hintergrundgesänge erinnern). Song 8 schiebt zwar zunächst einen massiven Part ein, aber auch er schaltet zwischendurch in ein längeres Halbakustikbreak herunter, und der Closer von CD 1 gerät erneut zur Halbballade, in der lediglich die geringfügig zu steril anmutende Percussion in der Strophe einen kleinen emotionalen Störfaktor darstellt, was aber durch den wie in "Journey" fast skandinavisch klingenden Gestus im heftigeren Schlußpart und dessen erstklassiges, bisweilen leicht entrückt wirkendes Gitarrensolo mehr als kompensiert wird. Dem konsequenten Härtner mag diese Entwicklung sicherlich nicht gefallen (er wird allerdings an "Survivor" Freude haben, denn der hätte stilistisch eher auf "Pole" gepaßt und stammt somit vermutlich auch aus einer früheren Schaffensperiode), aber solange die neuen Songs zu überzeugen wissen, kann einem das bei übergreifender Betrachtung herzlich egal sein, und dem kommerziellen Erfolg der Band in ihrem Heimatland wird die leichte "Enthärtung" sicherlich keine Steine in den Weg gerollt haben - wohl eher im Gegenteil. Daß außerhalb Thailands kaum ein Mensch mit der Band vertraut ist, hat allerdings auch "Enlighten" nicht verhindert, und so beschränkt sich der internationale Bekanntheitsgrad Ebolas auf die Thai-Diaspora, die allerdings, wie Experten wie Kollege Georg wissen, größer ist als vom Außenstehenden vermutet. Nichtsdestotrotz produzieren Ebola weiter fleißig im Fließbandverfahren Alben, deren neuere sich allerdings noch nicht im Besitz des Rezensenten befinden, weshalb keine Aussage über die weitere stilistische Entwicklung getätigt werden kann. Vielleicht bietet eine der untengenannten Pages die Möglichkeit des Reinhörens in einige der neuen Songs. Wer derweil "Enlighten" seiner heimischen Sammlung zuschanzen will, was ob der Qualität der Songs und der sauberen Produktion keinesfalls ein Fehlgriff ist, frage Rainer Krukenberg von www.metaleros.de (krukenberg@freenet.de), ob er noch ein Exemplar hat, ansonsten wird man auf www.ethaicd.com auch fündig.
Kontakt: www.warnermusic.co.th, www.ebolasound.com

Tracklist:
CD 1:
10 Songs mit Titeln in Thai

CD 2:
1. Survivor
4. Get Out
dazwischen zwei Songs mit Titel in Thai



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