www.Crossover-agm.de DRAKKAR: Gemini
von rls

Drakkar: Gemini   (Dragonheart)

Allzuviel hat sich auf Drakkars Zweitling "Gemini" im Vergleich mit dem anderthalb Jahre alten Debüt "Quest For Glory" nicht geändert. Die Milanesen, pardon, MilanesInnen traditionsmetaln sich wieder mal durch eine unterhaltsame und abwechslungsreiche Stunde, zeigen sich allerdings etwas gereifter und haben einen der größten Schwachpunkte des Debüts eliminieren können, nämlich die überdeutliche Running Wild-Schlagseite einiger Songs. Das soll jetzt zwar nicht heißen, daß "Gemini" innovativ ohne Ende wäre, aber Luca Capellaris erneut sehr abwechslungsreicher, wenn auch diesmal einen gewissen Zuschlag hoher Parts aufweisender Gesang weist schon so etwas wie Wiedererkennungswert auf, was angesichts von Kohorten ähnlich agierender Bands heutzutage ein enormes Plus darstellt. Ein bißchen ausgebreitet haben sich die Keyboardparts, die von Neuzugang Eleonora Ceretti indes trotzdem eher in untermalender als konsequent leadender Weise fabriziert werden. Außerdem fällt auf, daß Drakkar das Tempo geringfügig angezogen haben (schon das dem typischen symphonischen Intro folgende "Eridan Falls" ist ein schönes Exempel dafür), ohne allerdings in labyrinthige Dimensionen vorzustoßen. Und um den letzten augenfälligen Unterschied zu "Quest For Glory" zu manifestieren: "Gemini" ist ein Konzeptalbum, das natürlich weder ein Pilcher-Epos noch die letzte italienische Regierungskrise behandelt, sondern auf einer klassischen Fantasystory über Ritter, Drachen, Donnergrollen (passend dazu geht, während ich diese Rezension schreibe, das bisher schwerste Gewitter des Jahres 2000 runter) und böse Könige basiert, die dem Gehirn von Bandkopf Dario Beretta entsprungen ist, (natürlich) eine ganz kleine Tolkien-Influenz nicht verleugnen kann und analog zur Mucke Drakkars keinesfalls Originalitätspreise einheimsen wird, aber ausgesprochen unterhaltsam rüberkommt.
Daß Drakkar sich insgesamt treu geblieben sind, wird schon am Cover deutlich. Das besitzt nicht nur in der Farbgebung einige Parallelen zum Debüt, sondern läßt hinten rechts auch noch den Bugspriet des bekannten Wikingerschiffs, das durchaus zu so 'ner Art Bandmaskottchen werden könnte, herauslugen. Einen über zehnminütigen Epic-Track gibt's natürlich auch wieder ("Until The End"), Helloweenie Roland Grapow konnte als Gastmusiker angeheuert werden (er soliert im Speedie "The Voice Of The Wind" mit Dario Beretta um die Wette, und wenn er zu "Walls Of Jericho"-Zeiten schon bei Helloween gespielt hätte, dann könnte man einiges darauf setzen, daß er auch für die Keyboardpassagen in "The Secret" einige Tips beigesteuert hat, denn die klingen streckenweise exakt wie die in "Phantoms Of Death"), und das abschließende "The Price For Victory" entläßt den Hörer mit zwiespältigen Gefühlen, paßt doch das Thema, inwieweit jeder Sieg auch Elemente einer Niederlage beinhaltet, nicht nur in Drakkars Story, sondern auch in die heutige Gesellschaft, und keineswegs nur in die italienische. Wer unbedingt noch einen Anspieltip braucht (bei Konzeptalben ist das ja immer ein zweischneidiges Schwert, aber Drakkars Songs funktionieren auch, wenn man sie für sich stehend betrachtet), der lausche einmal der Hymne "Soldiers Of Death" oder dem bereits erwähnten "The Voice Of The Wind". Als Freund typisch italienischen Metals kann man sich das aber auch sparen und "Gemini" ohne Probehören seiner Sammlung einverleiben.



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