www.Crossover-agm.de DEMON'S EYE: The Ultimate Deep Purple Tribute Band Alive
von rls

DEMON'S EYE: The Ultimate Deep Purple Tribute Band Alive   (Eigenproduktion)

Der Albumtitel legt die Meßlatte ganz schön hoch, aber wer Demon's Eye schon mal live gesehen hat, der weiß, daß das Quintett dem selbstgewählten Anspruch durchaus standhalten kann - der Rezensent stellt sich anhand der Gigs von Schlettau 2002 und Chemnitz-Rabenstein 2006 gern als Zeuge zur Verfügung. Wann und wo die sechs auf diesem Tonträger verewigten Stücke mitgeschnitten worden sind, verrät das Booklet leider nicht; anhand diverser Ausblendungen zwischen den Tracks erscheint eine Kombination mehrerer Gigmitschnitte durchaus möglich - eine durchgehende Konzertatmosphäre wird so zwar nicht hergestellt, aber man hat zumindest einige der Ansagen von Robby Thomas Walsh dringelassen, und so kann der Hörer die Mitteilung vom Rabenstein-Gig, daß der Sänger einige der Ansagen originalgetreu von Ian Gillan übernommen hat und ihm auch stimmlich dort recht nahe kommt, eindeutig verifizieren. Der Ire klingt in der Liveaufnahme allerdings ein klein wenig anders als in der Rabensteiner Livesituation - hatte er dort von den Deep Purple-Sängern noch am nächsten an Joe Lynn Turner gelegen, macht er hier eher den Eindruck, es sich auf halbem Weg zwischen Turner und Gillan gemütlich gemacht zu haben, wobei die These, sein heutiges Stimmoptimum liege höher als das klassische von Gillan, auf der CD eine eindrucksvolle Bestätigung erfährt, nämlich in "Child In Time": Die nochmalige Höhensteigerung im zweiten Refrain bekommt Walsh in cleaner Version hin, ohne schreien zu müssen, was Gillan nur in den allerfrühesten Aufnahmen von "Child In Time" konnte (man vergleiche beispielsweise die Studioversion und die ganz frühe Liveversion vom berühmten Konzert, dessen Hauptteil das "Concerto For Group And Orchestra" bildete, mit der "klassisch" gewordenen Liveversion aus Japan von 1972) - mittlerweile hat er diesen Song ja ganz aus seinem Repertoire nehmen müssen. Mit reichlich elf Minuten bildet "Child In Time" das längste Monument dieser CD, ist damit aber nur knapp länger als die Studioversion, was bedeutet, daß der Improvisation hier nicht ganz so viel Zusatzraum (außer dem, den Deep Purple original schon vorgesehen hatten) gegeben wird wie beispielsweise im gleich mal eröffnenden "Smoke On The Water", das in der Studioversion ja nur dreieinhalb Minuten dauerte, live aber immer wesentlich länger war und es auch in der konservierten Demon's Eye-Version auf über sechs Minuten bringt, in denen die Publikumschöre logischerweise auch am lautesten ausfallen. Auffällig an Demon's Eye ist die Detailverliebtheit, mit der sie winzige Variationen einbauen und damit die Stücke auch für denjenigen Deep Purple-Liebhaber interessant gestalten, der schon 18 Livemitschnitte der Originalband im Schrank stehen hat. Von der Setlist her teilen sich die sechs Stücke in viermal Standard und zweimal Besonderheiten auf: Das Joe South-Cover "Hush" gehört zwar zum traditionellen Repertoire von Demon's Eye, aber bei Deep Purple selbst ist es nach Ablauf der Embryonalzeit (in der es als "Hit" vom Debütalbum "Shades Of Deep Purple" logischerweise öfters erklang) nicht so oft in den Konzertprogrammen zu finden gewesen und noch seltener konserviert worden. Klar, "historische Aufführungspraxis" kann man das nicht mehr nennen, was Demon's Eye aus dem Song gemacht haben, denn er klingt schon deutlich hardrockgeprägter als in seiner psychedelischeren Studiovariante, aber da liegen eben auch knapp 40 Jahre musikgeschichtliche Hörerfahrungsweiterentwicklung dazwischen. Guter Stoff, aber trotzdem hinter der anderen Seltenheit zurückstehend: Die wunderbare Ballade "Soldier Of Fortune" funktioniert in der leicht verstromten Umsetzung von Demon's Eye ähnlich gut wie in der puren Akustikversion, die David Coverdale und Adrian Vandenberg in den Mittneunzigern in Tokio eingespielt hatten (nachzuhören gemeinsam mit weiteren Perlen wie "Sailing Ships" auf der hochgradig kuschelkompatiblen "Stalkers In Tokyo"-CD). Ringsherum reiht sich neben den erwähnten "Smoke On The Water" und "Child In Time" noch weiterer exzellent umgesetzter Standardstoff, nämlich "Black Night" und "Highway Star". Über die Qualitäten der beteiligten Instrumentalisten noch Worte zu verlieren spare ich mir jetzt unter Hinweis auf die Liverezensionen einfach mal; nur an einer Stelle hat man das diffuse Gefühl, daß die Musiker noch einen Tick lockerer hätten agieren können, nämmlich im schnellen Mittelteil von "Child In Time". Der ist nicht schlecht, keinesfalls - aber irgendwie schiebt er den Hörer auch nicht so von der Straße wie Deep Purple in den meisten Liveversionen, obwohl er sicher von Demon's Eye so gedacht war (es gibt ja auch noch ganz andere Versionen, etwa die jazzrockigere Herangehensweise, die man von Ian Gillans Soloscheiben her kennt und die von der Konzeption her natürlich ganz anders ausgerichtet ist). So richtig rational kann ich das aber auch nicht erklären - man gehe also am besten selber mal hin und höre sich Demon's Eye live an, denn dort machen sie am meisten Spaß, und da können die 37 Minuten der CD eigentlich nur eine Anfütterung sein - und eine schöne Erinnerung für zu Hause noch dazu.
Kontakt: www.demonseye.com

Tracklist:
Smoke On The Water
Hush
Child In Time
Soldier Of Fortune
Black Night
Highway Star



www.Crossover-agm.de
© by CrossOver