www.Crossover-agm.de Demon's Eye   11.03.2006   Chemnitz-Rabenstein, Felsendome
von rls

Sollte jemand ernstlich mit einem Höhlenkonzert gerechnet haben, wurde er enttäuscht, sofern er es überhaupt geschafft hatte, bis zu den Felsendomen vorzudringen: Starke Schneefälle sorgten nämlich für schwierige Straßenverhältnisse sowohl am frühen Abend vor als auch am späten Abend nach dem Gig. Trotzdem war die Lokalität mehr als gut gefüllt (einige Enthusiasten waren gar aus dem Berliner und Cottbuser Raum angereist), und es handelte sich dabei nicht um die Felsendome an sich (die unterirdischen Reste einer alten Kalkbergbaustätte), sondern um eine zum Felsendome-Gelände gehörende Scheune samt Vorzelt; riesige Wärmestrahler sorgten dafür, daß die Räumlichkeiten halbwegs vernünftig temperiert waren. Auch die Band hatte den Weg durch den Schnee gefunden (daß der Bandbus taktisch ungünstig geparkt war, stellte sich dann erst am nächsten Tag bei der versuchten Abfahrt heraus, als ein Traktor den Kleinbus aus dem Schnee ziehen und einen Hang nach oben bugsieren mußte), an Speis und Trank mangelte es ebenfalls nicht, und so waren die Voraussetzungen für einen guten Konzertabend gegeben.
Demon's Eye, bekanntlich eine der stärksten Deep Purple-Coverbands, eröffneten mit "Highway Star", gefolgt von einem Songkonglomerat aus "Demon's Eye" und "Strange Kind Of Woman", an dessen Ende der sich durch den Schnee kämpfende Rezensent dann auch endlich am Ort des Geschehens eintraf und als ersten kompletten Song gleich mal die erste Überraschung des Sets serviert bekam, nämlich "Seventh Heaven" vom "Abandon"-Album, ansonsten eher nicht in der "Unverzichtbar"-Liste von Purple-Gigs enthalten. Im Vergleich zum Schlettau-Gig dreieinhalb Jahre zuvor lag die Überraschungsdichte diesmal allerdings ein gutes Stück niedriger, und das gleich auf mehreren Feldern: Es gab keine Eigenkompositionen der Band, es gab keine Songs von Purple-Ablegern, und es gab auch in den Purple-Stücken eher die Standards zu hören, von denen natürlich ein guter Teil schlicht und einfach nicht weggelassen werden kann, gerade wenn man vor einem Publikum spielt, das einen noch nicht so oft gesehen hat wie das im obererzgebirgischen Schlettau, wo sich die Jungs vermutlich bald einbürgern lassen können. Neben "Seventh Heaven" gruben Demon's Eye nur zweimal richtig tief in den Archiven: Mit dem psychedelischen Monster "Fools" dürfte ebensowenig jemand gerechnet haben wie mit dem massiven Titeltrack der 1993er Scheibe "The Battle Rages On". Von den späten Balladen blieb "Soldier Of Fortune" außen vor, dafür erklang "When A Blind Man Cries" und machte die Meisterschaft der Band deutlich, selbst einen offensichtlichen Fehleinsatz des Gesanges so gekonnt zu überspielen, daß ihn der Nichtkenner des Originals kaum bemerkt haben dürfte. Apropos Gesang: Diese Position war im Vergleich zum 2002er Gig umbesetzt worden (die des Gitarristen allerdings nicht: Steve Curly hieß damals nämlich noch ganz normal Stephan Krause - fehlt nur noch, daß sich Trommler Andree Schneider demnächst Andy Taylor oder Bassist Maik Keller Mike Cellar nennt :-)), allerdings von einem Könner auf einen anderen Könner - und wenn man einen solchen nicht in Deutschland findet, muß man eben einen Iren verpflichten. Robby Thomas Walsh versuchte gar nicht erst, einen der originalen Purple-Sänger zu kopieren (wenn man so will, lag er noch am nächsten an - Überraschung - Joe Lynn Turner), sondern konzentrierte sich auf seine eigenen Stärken, wobei sein stimmliches Optimum generell etwas höher liegt als das der Originale. Das hatte zwei gravierende Folgen: Erstens sank die Rauheit der hohen Gesangspassagen deutlich, und zweitens hätte Robby vermutlich selbst den zweiten Teil des Refrains von "Child In Time" (diesmal in einer basischeren, weniger verjazzten Version gespielt) clean singen können, ohne zu schreien - wenn dieser zweite Teil nicht ganz gestrichen worden wäre, warum auch immer. So entstand eine ganz skurrile Version dieses Klassikers. Teile der Ansagen dagegen hatte Robby originalgetreu von Ian Gillan ausgeliehen, so etwa die Masche, den traurigsten Song aller Zeiten anzusagen, eine Ballade, nur um dann "Speed King" zu intonieren. Einige der hohen Parts ließ er auch in anderen Songs kurzerhand weg (beispielsweise im Schlußteil von "Burn"), zeigte aber an anderen Stellen, daß er auch diese Parts erstklassig beherrscht, so daß seine Leistung letztlich als überzeugend eingestuft werden darf. Daß er von vier instrumentalen Könnern umgeben ist, weiß der Demon's Eye-Kenner nicht erst seit gestern, und so warfen sich besonders Gitarrist Steve und Organist Florian die Themen gegenseitig zu und gaben der Kunst der Improvisation sehr breiten Raum, wenngleich die eine oder andere Passage noch einen Tick hätte gestrafft werden können. Knappe drei Stunden standen Demon's Eye auf der Bühne und unterhielten das nicht zwingend altrockfixierte Publikum (der Gig war in eine allgemeine Festivität eingebettet) glänzend, wobei auch der Sound nur wenig Wünsche (an manchen Stellen zum Beispiel einen geringfügig lauteren Gesang) offenließ und erfreulicherweise nicht zu Überlautstärke neigte. So beschloß "Smoke On The Water" den regulären Teil eines natürlich nicht zugabenlos bleibenden Gig, der die hervorragende Stellung von Demon's Eye als Tributzoller einer der ganz großen Rockbands der letzten 38 Jahre ein weiteres Mal unterstrich. Zweifler an dieser These haben u.a. am 13.5. in Langenberg bei Schwarzenberg (und noch zu dem einen oder anderen weiteren auf www.demonseye.com nachlesbaren Date) Gelegenheit, ihre Zweifel ausräumen zu lassen.



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