www.Crossover-agm.de DEMON DRIVE: Heroes
von rls

DEMON DRIVE: Heroes   (Breaker Records)

Ich vermute mal nicht, daß der Bandname Demon Drive entstanden ist, weil die zugehörige Band Musik irgendwo zwischen den Briten Demon und ihren Landsleuten Shy (die ich in der ersten Version dieser Rezi doch glatt mit den Amis Drive verwechselt hatte, bis mich Georg Lögler auf diesen Fehler aufmerksam machte, so daß das Wortspiel jetzt eigentlich gar keinen Sinn mehr ergibt) spielt, aber lustigerweise ist genau letzteres der Fall. Wenigstens haben es sich Demon Drive aber verkniffen, auch noch bei diesen beiden Bands direkt zu klauen, denn ihr Beutesack ist schon groß genug. Das geht bereits im Opener "Time Machine" los - wer sich beim Refrain nicht an Totos Kulthit "Africa" erinnert fühlt, darf sich das Prädikat "Mit Taubheit geschlagen" ans Revers heften. Das Intro zu "Sex Is An Alien" mit seinen wiehernden Gitarren gleicht dem von Mat Sinners "Crazy Horses"-Coverversion (im Original von The Osmonds und anno 1990 auf dem Sinner-Soloscheibchen "Back To The Bullet" verewigt) fast wie ein illegaler Parteienspender dem anderen. Und auch im Rest des Materials erlebt der Melodic Rock-Freund ein Deja-Vu nach dem anderen. Drei der vier großen Bons sind reichlich vertreten, nämlich Bon Jovi, Bonfire und Bonnie Tyler, nur der vierte, nämlich Bon Scott, glänzt durch Abwesenheit. Dafür rufen die nicht selten eingesetzten vocoderverzerrten Vocals superfinstere Erinnerungen an meinen ersten und zum Glück einzigen Ferienlageraufenthalt in der sandigen Kiefernwaldeinöde von Groß Köris bei Königs Wusterhausen in mir hervor, als aus den Lagerlautsprechern zum Frühsport nicht selten Fancy plärrte. Originalität müßte man Demon Drive also nicht mit Löffeln, sondern per Schwedentrunk verabreichen, und selbst damit dürfte es längere Zeit dauern, bis sich eine gewisse Wirkung zeigt. Bei der Gelegenheit könnte dann gleich noch eine Flasche Riffwasser verabreicht werden, denn was Hauptsongwriter Michael Voss (immerhin ein alter Melodic Rock-Recke, der mit Mad Max, Bonfire und Casanova schon reichlich Erfahrung sammeln konnte) hier fabriziert, läßt einem streckenweise das Gehirn vor Langeweile in ein gemütliches Schläfchen fallen. Klar, routiniert arrangiert sind die zwölf Songs schon und eingängig auch, dazu punktet Michael mit seinem sehr abwechslungsreichen Gesang (oder agiert hier außer dem "Dominoes" gasthalber eingeträllert habenden Jean Beauvoir noch ein Ghostsänger?), aber das nützt alles nix, wenn man pausenlos am Raten ist, wo dieser oder jener Part geklaut ist, und man sich gar nicht mehr auf die Mucke konzentrieren kann (gerade als ich dies eintippe, läuft der Titelsong, dessen Refrain mehr als deutlich von Bonnie Tylers auch noch ähnlich betiteltem "Holding Out For A Hero" inspiriert ist). Aber selbst wenn man die ablenkende Raterei mal sein läßt, haben die "Heroes" (scheint übrigens so 'ne Art Textkonzept zu geben, zumindest in den ersten drei Songs und dem Outro) nicht allzuviele beglückende Momente zustandegebracht. Zu diesen gehören einige Refrains (auch die geklauten, vielleicht sogar gerade die) und ein paar der spärlichen Gitarrensoli (von Angel Schleifer - auch so'n alter Bonfireianer), aber das war's dann eben auch schon. In "Stranded" ist dann sogar der erste Teil des Gitarrensolos geklaut (mir fällt gerade nicht ein, von wem, auf jeden Fall von einem anderen Song als die Einleitung) - Jungs, sich von anderen Acts inspirieren zu lassen ist ja kein Verbrechen, aber man kann's auch übertreiben, und an die Originale kommen die Kopien eh meist nicht ran, sondern versinken bevorzugt im grauen Mittelmaß. Das ist bei Demon Drive nicht anders als bei Hunderten anderer Bands. "Heroes" wird sich hierzulande entweder verkaufen wie Sprit für einszehn pro Liter (wenn durch irgendeinen Zufall der Durchschnittskäufer auf die Platte aufmerksam wird und es zum gegenseitigen Push kommt) oder gnadenlos untergehen (wenn geschildertes Szenario nicht eintrifft).
Kontakt: www.demondrive.de



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