www.Crossover-agm.de DALRIADA: Áldás
von rls

DALRIADA: Áldás   (Nail Records)

Diese ungarische Band verfolgt ein originelles Konzept: Sie benennt ihre Alben jeweils nach Monatsnamen und ist mit "Áldás" nunmehr im Juli angekommen. Der einzige Vergleichsmonat, der sich hier in der Sammlung befindet, ist der Mai: Gegenüber "Igeret" hat das Septett allerdings deutlich an Härte zugelegt - früher bisweilen nicht eindeutig dem Folkrock oder dem Folkmetal zuordenbar, hat sich die Gewichtung mittlerweile klar zugunsten des letzteren verschoben: Drummer Tadeusz Rieckmann wirft nicht selten die Doublebass an, und auch die beiden Gitarristen András Ficzek und Mátyás Németh-Szabó machen oft und gern Druck, ohne allerdings die Folkinstrumente zu erdrücken. Letztere sind teils bandintern besetzt, aber Dalriada haben sich mit dem Attila Fajkusz Trio auch noch eine komplette Folktruppe als Verstärkung geholt, und einen der weiteren Gastmusiker könnte der Ungarn-Metal-Experte kennen: Gitarrist Zoltán Cserfalvi, der in "Úri Toborzó" das Gastsolo spielt, war in den Spätneunzigern an den ersten Ossian-Alben nach der Neugründung beteiligt, bevor er durch Attila Wéber abgelöst wurde. Darüber hinaus gehen Dalriada aber erfreulich undogmatisch zu Werke: Sie wissen einerseits den Wert der echten Folkinstrumente zu schätzen, aber sie verdammen deswegen nicht die moderne Technik und setzen deshalb mit großer Selbstverständlichkeit auch Keyboards ein, wenn es sich anbietet - und das Keyboardsolo setzt dem exzellenten Opener "Amit Ad Az Ég (Álmos Búcsúja)" dann noch das Sahnehäubchen auf. Dessen hymnischer Refrain würde zum Mitsingen einladen, wenn der gemeine Mitteleuropäer hier nicht vor akuten Sprachproblemen stünde, denn Dalriada singen in ihrer Heimatsprache, und da Ungarisch nicht zu den slawischen, sondern zu den finno-ugrischen Sprachen zählt, nützt einem hier nicht einmal die Kenntnis des Russischen, sondern allenfalls der Finnischkundige wäre hier in einer privilegierten Lage. Da der Rezensent nicht zu jener Personengruppe zählt, kann er nicht analysieren, wie sich das einleitend erwähnte Monatskonzept in den Texten niederschlägt - es gibt auf alle Fälle einen Titelsong auf dem Album, und der gehört nicht zu den härtesten Exemplaren, ist allerdings wie fast alle Songs der Scheibe mit geradezu unverschämt eingängigen Melodien ausgestattet und macht zudem auf einen weiteren Aspekt aufmerksam: Chorgesang spielt eine zentrale Rolle bei Dalriada, und an dem ist auch ein guter Teil der nicht leadsingenden Bandmitglieder beteiligt (man fühlt sich bisweilen ein wenig an Týr erinnert). Den Leadjob teilen sich allerdings auch schon drei Menschen: Der bereits erwähnte Drummer streut an sehr wenigen Stellen wildes Gekeife ein, Rhythmusgitarrist Ficzek ist für die normalen männlichen Gesänge verantwortlich und führt eine relativ weiche, aber nicht zu süßlich klingende normale Stimme ins Feld, die sich in der Färbung gar nicht so sehr von derjenigen von Laura Binder unterscheidet - man muß, wenn beide nacheinander Strophen singen, manchmal recht genau hinhören, wer denn da nun gerade aktiv ist. Das eröffnet Dalriada allerdings die Möglichkeit, entweder diesen Gleichklang bewußt einzusetzen oder ihn gezielt zu konterkarieren - und da sie ein Händchen für Detailgestaltung besitzen, nutzen sie diese Möglichkeit natürlich auch und tun dies selbstredend auch in der instrumentalen Komponente. Auf die geschickte Einflechtung von Keyboards wurde bereits hingewiesen (wobei das Hammondorgelsolo in "Zivatar" im rockmusikalischen Kontext schon wieder fast als "Alte Musik" einstufbar wäre), und man achte mal genau auf die Dur-Auflösungen in "Világfa"! Auch der fiese Mittelteil im ansonsten traditionell balkanfolkigen "Moldvageddon" (möglicherweise ein moldawisches Thema) stellt der Songwriting- bzw. Arrangementfraktion ein exzellentes Zeugnis aus. So entstehen 53 Minuten hochklassiger Folkmetal, die sich, wenn man einmal alle Breaks intus hat, auch zum livehaftigen Umherhopsen eignen, im Gegensatz zu manch anderer live äußerst bewegungsfördernder, aber auf Konserve eher langweiligen Folkband allerdings auch vor der heimischen Stereoanlage hochgradig Freude zu bereiten imstande sind. Daß Dalriada hierzulande mit "Igeret", das über AFM Records veröffentlicht worden war, wenig reißen konnten, erscheint merkwürdig - "Áldás" erscheint wieder ausschließlich bei einem Label aus ihrem Heimatland. Aber das sollte den Interessenten an einem starken Genrevertreter nicht hindern, Dalriada sein Ohr und bei Gelegenheit auch sein Tanzbein zu leihen, wobei man in den speedigen Passagen von "Futóbetyár" (dessen Breaks wiederum ein klein wenig an Týr erinnern, obwohl das kulturhistorisch völliger Zufall sein dürfte) schon einiges an Kondition braucht, um im Takt zu bleiben. Problemfall am Rande: In einen Digipack das Booklet einfach nur lose einzulegen ist nicht der Weisheit letzter Schluß ...
Kontakt: www.hammerworld.hu, www.dalriada.hu

Tracklist:
Intro
Amit Ad Az Ég (Álmos Búcsúja)
Dózsa Rongyosa
Úri Toborzó
Áldás
Világfa
Zivatar
Moldvageddon
Hamu És Gyász
Futóbetyár
Fele Zivatar






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