www.Crossover-agm.de AND HARMONY DIES: Flames Everywhere
von ta

AND HARMONY DIES: Flames Everywhere   (My Kingdom Music)

Das sind die Platten, vor denen man sich als Rezensent fürchtet, weil man sie nicht zusammenfassen kann, aber sich bei einer Track-für-Track-Besprechung nur verzetteln würde. Ich versuche mich aus einer Kombination von beidem. Die Italiener And Harmony Dies spielen Hörspiel-Metal mit der Basis im Melodic-Black Metal der finnischen, weil eher folkig-fröhlichen Schule. Man findet Elemente von Bal-Sagoth, Solefald, ... And Oceans und ein ganz klein wenig die Halbgötter Arcturus in ihrer Anfangsphase wieder. Mit den ersten beiden der eben genannten Referenzbands teilen And Harmony Dies dann auch gleich ein wichtiges Merkmal: Sie komponieren weitestgehend strukturlos. Mindestens zwei Drittel der Unterteilungen in einzelne Songs sind völlig willkürlich, da es hier weder Strophen noch Refrains noch Bridges gibt, sondern nur einen Hörspielbrei aus verschiedenen Teilen, die mal zusammen- und oft auch nicht zusammenpassen. Wenn man nicht aufs Display schaut, bekommt man selten mit, wann ein Track aufhört und der nächste anfängt.
Außergewöhnlich an And Harmony Dies ist vieles, beispielsweise die Elektronika, die man so aus dem insgesamt recht überschaubaren Bereich nicht kennt. Ebenso die völlig sinnfreie Kombination aus bspw. Geballer, klassischen Pauken und Flöten oder der Gesang, der die komplette Palette von wildem Keifen (dominant) über Todesmörtelgebrüll bis zu nicht immer technisch perfektem Clean-Gesang ("Shining And Sailing Soul") abdeckt. Wie sich das ganze in einem Song anhört, lässt sich bspw. anhand von "First Flames" nachvollziehen.
Natürlich darf man das ganze nicht bierernst nehmen, ansonsten bekommt man bei Geschmacklosigkeiten wie den Technobeats in "Hurts", dem schrägen Fagott/Xylophon-Doppel aus "Practice" oder der zerhackstückelten Venom-Verneigung "At War With Satan", die ich gleich hinter der Akkordeonvariante von J.B.O. als geilstes Cover dieses Songs einordnen würde, schnell Kotzkrämpfe. Auch wenn die Band Moll-Tonleitern aufgreift wie im Midtempo-Groover "Time" und mit psychedelischen 70er-Sounds lockt, darf der Hörer sich kopfkratzend fragen, ob hier überhaupt irgend etwas ernst gemeint ist. Ist der nötige Humorpegel aber antrainiert/-getrunken, sitzt man breit grinsend auf dem Stuhl, pfeift sich ein noch einigermaßen als Song wieder erkennbares Musikkonstrukt wie "Inflamed Set Afire Almost Burned" rein und findet das ganze irgendwie doch ziemlich cool, auch wenn man weiß, dass man den Song freiwillig frühestens eine Woche später wieder einlegen wird.
Kontakt: www.ahds.it, www.mykingdommusic.net

Tracklist:
1. Burning Doubt
2. To Learn From Literature
3. Psychic Waltz
4. First Flames
5. Hurts
6. Blindness Inc.
7. Practice
8. Flames Everywhere
9. Reasons
10. Inflames Set Afire Almost Burned
11. Time
12. Rising And Shining Soul
13. At War With Satan



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