AMOS: A Matter Of Time von ta (Bombworks Records)
Wer die ersten beiden Scheiben von Kamelot (also jene ohne Roy Khan) schätzt, Heimdall vor ihrer Bekehrung zur Heavyness am besten fand und auch noch irgendwas von Highlord im Schrank stehen hat, kann sich nun problemlos die Brasilianer Amos bzw. "A Matter Of Time" dazustellen. Epischer Power Metal mit einer melancholischen Note, ohne richtigen Bums zwar, dafür aber mit schön viel Melodie, einem gaaaanz weichen, hohen Sänger, vielen, vielen abwechslungsreichen Keys und einem leichten, traditionell gehaltenen Prog-Einschlag, die fünfhundertste. Uptempo gibt's nur einmal konsequent ("Pentecost"), ansonsten regiert mittlere Geschwindigkeit. Die relative Austauschbarkeit des Songmaterials wird immer genau dann aufgehoben, wenn die Band ins Düstere gleitet: So ist der resignierte Chorus von "Shadows Of Thy Cross" (inkl. dem darauf folgenden Solo) ebenso ein Höhepunkt wie der Klavier-Anfang vom ausufernden, proggigen "The Gathering" sowie der harmonisch etwas schräge Closer "Depression". Ansonsten gibt es mit flinken Soli, traditionellen Riffs und mal klimpernden, mal erhaben hymnisierenden Keyboards die gewohnte Breitseite aus oben beschriebener Richtung, inkl. Herzschmerzballade mit einem derart kitschigen Refrain, dass es schon weh tut ("Alone", ansonsten ganz OK). Wie dem auch sei, spielen können die drei Herren auf jeden Fall und auch über die Tatsache, dass die Songs gerade in der ersten Hälfte mit 6-7 Minuten etwas zu lang ausfallen, mag der geneigte Power Metaller gütig hinwegsehen können, weil die Band innerhalb ihrer Grenzen sonst nicht viel falsch macht. Mir ist das Ganze letztlich zu saftlos - selbst das härteste Stück, "Ark Of The Covenant", kommt aufgrund des soften Gesangs nicht so richtig zum Laufen -, aber ich bin auch nicht unbedingt der erste Ansprechpartner für solcherlei Musik. Die Texte künden von und sind Gottesdienst pur, die leicht düstere, aber immer hoffnungsvolle Botschaft paart sich gut mit der leicht düsteren, aber nie niederschmetternden Musik und nur in einem Fall ergibt sich ein arger Antagonismus von Musik und Text, wenn nämlich die Aufhebung der Verzweiflung durch den HErrn in "Depression" in die zweite Strophe gepackt, aber durch das hernach folgende Wiederholen des (verzweifelten) Refrains und der (verzweifelten) ersten Strophe wieder ad absurdum geführt wird. Schaut euch Metal Churchs "Gods Of Second Chance" an, Jungs, da wird das, was ihr sagen wollt, glaubwürdiger rübergebracht, zumindest in diesem einen Fall. Mehr gibt's schon nicht zu sagen.
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