ALIEN FORCE: Pain And Pleasure von rls (Karthago Records)
Kannte den Albumvorgänger "Hell And High Water" selbst in Sammlerkreisen kaum jemand, so stieg die "Popularität" von Alien Force mit dem ein Jahr später eingespielten, aber wiederum als Eigenproduktion in überschaubarer Auflage veröffentlichten "Pain And Pleasure" etwas an, ohne jedoch an die seinerzeit schon einen Majordeal in der Tasche habenden Landsmänner von den Pretty Maids anknüpfen zu können. Falls das Cover des nun vorliegenden Re-Releases das originale sein sollte, hätte es sowohl einen Beförderungs- als auch einen Hinderungsgrund der Popularitätszunahme darstellen können. Einerseits ist es nämlich graphisch ausgesprochen primitiv, sowohl bei der Zeichnung der fünf Grazien als auch im Hinblick auf die greuliche Schriftgestaltung, und zudem weist es rein motivtechnisch nicht eben auf eine gesunde Euro-Metal-Band der Achtziger hin, sondern läßt eher eine Glamband der Marke Mötley Crüe vermuten. Letztgenannter Fakt hätte sich aber auch als Chance entpuppen können, denn wenn die damals schon recht umfangreiche Fanschar von Mötley Crüe "Pain And Pleasure" zu Tausenden gekauft hätte, wäre sie zwar nach dem Kauf schon beim Durchhören des kompromißlos speedigen Openers "Through The Gates Of Hell" an die nächstliegende Wand geblasen worden, hätte dem Album aber eben schon mal unvorstellbare Verkaufszahlen beschert. Doch dies trat nicht ein, und so wurde "Pain And Pleasure" zum unverdienten Schwanengesang einer talentierten dänischen Band, die hernach nur noch ein dreitrackiges Demo einspielte, das dem Re-Release als Bonus hinzugefügt worden ist. Von der generellen stilistischen Herangehensweise unterscheidet sich "Pain And Pleasure" nur geringfügig von "Hell And High Water", allerdings sind die NWoBHM-Einflüsse etwas zurückgeschraubt worden (Kollege Boris Kaiser vom Rock Hard sah dies übrigens genau anders herum - ein interessantes Beispiel, wie die Meinungen auseinandergehen können, zumal ich seine Vergleiche mit Saxon-Material auf diesem Album nicht so recht nachvollziehen kann). Zudem sieht der Titeltrack in seinem zentralen Teil den erstmaligen Einsatz eines Keyboards in der Songgeschichte von Alien Force, das aber keineswegs zu einem etwaigen Verwässern des Sounds führt, zumal sein Einsatz nur punktuell geschieht. In der balladesken Einleitung zum später forsch losspeedenden "Don't Touch The Fire" untermalt es die Stimmung nochmals. Man hört die gewachsene Erfahrung der Bandmitglieder in einigen feiner ausziselierten Arrangements deutlich durch (eine Entwicklung, die man beispielsweise bei den verwandten Belgiern Crossfire so nicht feststellen konnte), aber dennoch bleibt die Band über weite Strecken eindeutig dem typischen europäischen Metal des Entstehungsjahres 1986 treu, ist an einzelnen Stellen wieder ihrer Zeit voraus, indem beispielsweise "Don't Touch The Fire" einen Schrei enthält, der originalgetreu nach Charles Rytkönen klingt. "I'm Leaving" hätte die Band, so sie denn gewollt hätte, gar in die Doomrichtung ausbauen können, vom galoppierenden Schluß mal abgesehen (man vergegenwärtige sich allerdings, in welchem Jahr wir uns befinden - das Candlemass-Debüt war auch gerade erschienen oder kam eventuell gar erst nach dem Release von "Pain And Pleasure" heraus). Wäre nicht offenbar beim Remastern etwas schiefgegangen und wären die Songs 3 und 4, nämlich "The Hunter's Thrill" und eben "Don't Touch The Fire", so druckvoll ausgefallen wie der Rest (man hört den Unterschied bei den Übergängen von 2 zu 3 bzw. 4 zu 5 deutlich durch), gäbe es auch am gesamten Klangbild nahezu nichts auszusetzen.
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