www.Crossover-agm.de AGENT STEEL: Live @ Dynamo Open Air (DVD)
von gl

AGENT STEEL: Live @ Dynamo Open Air (DVD)   (Scarlet Records)

Die erste offizielle DVD überhaupt der Thrash-Veteranen aus Los Angeles erschien kurz vor deren kürzlich absolvierter Europa-Tour Ende März bis Anfang April. Dabei handelt es sich, wie der Titel schon sagt, um das (komplett) gefilmte Konzert im Rahmen des Festivals in Holland vom Juni 2004. Angereichert mit vier weiteren Bonus-Songs, 2 davon einen Tag zuvor gefilmt auf dem Warm-Up zum Dynamo und 2 weitere 2003 im Rahmen der "Bonded By Metal"-Tour.
Das in einem Studio in West Hollywood gefertigte Menü und das Intro mit dem Kugelblitz ist wirklich klasse gemacht: Und die fünf legen nach einem auf old-school mit flimmernden Strichen getrimmten, Schwarz-Weiß eingeleiteten Intro und einem kleinen Teil von "The Day At Guyana" auch schon voller Power und Energie mit "Unstoppable Force" los. (Besagtes "Guyana" endete damals auf der EP und ging auf der 2. LP weiter, schon allein das war vor 19 Jahren einzigartig.) Gefolgt wird der Song von "Rager", auch vom 2. Album, gutes Stage-Acting der beiden Originalen Masters of Metal Juan Garcia links und Bernie Versailles rechts, wobei Juan noch einen Kultheitsfaktor dadurch erlangt, dass beim Bangen bei ihm mangels Haupthaar mittlerweile das lange Spitzbärtchen mitwippt. Mit dem von ihm mitkomponierten Material ab "Illuminati Is Machine" wird dann auch der Sound besser, und Sänger Bruce Hall entfaltet sich ganz durch sein ausladendes, das Publikum immer wieder aufpeitschendes Auftreten. Ja, ok der Drum-Sound ist zu Beginn schepprig, teilweise sogar Topfschlagen-like, but I don't give a s**t, solange ich meine Freude habe das anzuschauen, und das ist definitiv der Fall. (Und bei meinem kleinen Fernseher, nicht einmal Stereo, und meinem Billigst-DVD-Player ist es eh egal, so jetzt ist das auch raus!) Dann kommt das Herz-Stück der 4. Platte (und Bruces Lieblingsstück daraus), das komplexe "Ten Fist Of Nations" und während des Stückes kommt eine Tatsache zum Vorschein, die ich schon damals beim Studieren des Zeitplans vom letztjährigen Dynamo zur Kenntnis nehmen musste: Zeitgleich (!) mit AGENT STEEL spielten auf der anderen Bühne NIGHTWISH - und in einer ruhigen Passage fordert Bruce das Publikum dann auf, noch lauter wie die "da drüben" zu schreien. (Wir wissen schon, warum wir Festivals mit nur einer Bühne bevorzugen ... nicht wahr?!) Dann wieder ein Klassiker vom ersten Album: "Bleed For The Godz" und bei dieser Dampfwalze ist es mal Zeit, auf Drummer Rigo Amezcua einzugehen: Der Mann ist eine dermaßen präzise Drum-Maschine und liefert einen vollkommen exakten punktierten Drum Sound ab, dass er mit zu der absoluten Spitze der Drummer im härteren Musik-Bereich zu zählen ist. Das setzt sich auf dem Inferno von "Forever Black" fort, unglaublich fulminant und begeisternd, die ganze Band ist spielerisch fit, perfekt aufeinander abgestimmt und liefert ein stimmiges Gesamtbild ab. Dann kommt ein (bis heute!) noch nicht veröffentlichter Song: "Wash The Planet Clean", ein wiederum sehr komplex strukturierter Song mit etlichen Breaks und einem fast growlenden ("Terrorise, Mesmerize") Bruce, der die Frage stellt: "If there's a god, why do we need your protection?", der dann allerdings "Wash THIS planet clean" singt. Das Album "Omega Conspiracy" ist selbstverständlich auch vertreten, hier mit "New Godz" und "Know Your Master" und beim ersten gelingt Bruce der hohe Schrei am Ende nicht, er schweigt sich aber sympathischerweise nicht darüber aus sondern sagt vor allen, daß das beim Album wohl ein einmalig gelungener Deal war. Auch zu Bassist Karlos Medina und seinem absolut gelungenen Stage-Acting gibt es nur Positives zu vermerken. Beendet wird das Konzert mit der Bandhymne "Agent Of Steel", bevor Juan den Stöpsel seiner Gitarre aus dem Verstärker zieht: "Plopp" - 100 %!!! No Overdubs!!! steht auf der Hülle. Einen Abend zuvor bei der pre-Show haben Bruce und Juan bereits die gleichen Shirts an, gut möglich, dass die mitunter fanfreundlichsten Typen, die ich kenne, mit Fans die ganze Nacht durchgemacht haben. Und eine seltene Gelegenheit, mal Songs wie "Children Of The Sun" oder "Mad Locust Rising" in die hungrige Meute zu ballern, Ton und Bildqualität hier recht gut, nur Bernie sieht man kaum. Ein dreiviertel Jahr zuvor machten sie auch Station in den Benelux-Ländern, die schon immer neben Deutschland ihr Hauptmarkt waren und es gibt noch "Avenger" und "Earth Under Lucifer" (was übrigens auch als Single/EP ausgekoppelt wurde). An den dortigen Besuchern lag's mit Sicherheit nicht, dass diese (völlig bekloppt angelegte) Tour im Debakel endete, denn zu sehen ist sowohl in Antwerpen und wiederum Efenaar ein recht großer Mob. In Deutschland waren bei einigen Shows weniger Zuschauer als Bandmitglieder (welcher Schwachkopf schickt auch ACHT Bands zusammen on tour?!?) anwesend, so waren sie gezwungen diese Tour abzubrechen, natürlich just in Münster-Breitefeld, als der Unterzeichner vor Ort war. Aber jetzt haben wir ja den Video-Erinnerungsfilm dazu - Danke!
Abgerundet wird das Ganze mit einer schönen Fotogalerie und zum Schluss sehen wir da, dass die Agent Steel-Cover doch von einigen als Tattoo verewigt zur Schau getragen werden.
Für langjährige Fans der Unglücksraben sicherlich eine große Freude und diejenigen, welche die Band schon vor ihrem Comeback 1999 kannten, werden dies auch sicherlich zu schätzen wissen. Anderen werden wohl den nicht gerade amtlichen Sound bemängeln und das Werk hier womöglich wieder mit dem Output von Bands vergleichen, die zehn Mal soviel Kohle zur Verfügung hatten.
Bandkontakt: www.agentsteelonline.com
Labelkontakt: www.scarletrecords.it

Tracklist:
Guyana Intro
Unstoppable Force
Rager
Ten Fists Of Nations
Bleed For The Godz
Forever Black
Was The Planet Clean
New Godz
Know Your Master
Agents Of Steel

Bonus Tracks:
Children Of The Sun
Mad Locust Rising
Avenger
Earth Under Lucifer



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