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von ta

ABSTRACT SPIRIT: Theomorphic Defectiveness  (Solitude Productions)

Abstract Spirit haben anno 2011 mit "Horror Vacui" ein Referenzwerk vorgelegt, dessen dissonante und bedrohliche Auslegung des Funeral Doom die Band augenblicklich in die Oberliga der Spielart hievte. Nun, beinahe unbemerkt, veröffentlichen die Moskauer zwei Jahre später den Nachfolger "Theomorphic Defectiveness" und machen bruchlos dort weiter, wo "Horror Vacui" endete. "Theomorphic Defectiveness" ist genauso wahnsinnig, genauso boshaft, genauso majestätisch, reißt einen tiefen Graben in das Herz des Hörers, fordert aber auch noch ein Stück mehr das Hirn heraus.
Das Album ist experimenteller und dadurch weniger kompakt als sein Vorgänger. Einige Konfigurationen sind durchaus mutig zu nennen, etwa wenn im Mittelteil des Openers und Titeltracks plötzlich zwei verschiedene Stücke parallel zu laufen scheinen oder wenn im Instrumental "Leaden Dysthymia" tonnenschweres Riffing auf zarte Synthie-Spielereien trifft. Die Band legt Wert darauf, dass alle parallel laufenden Elemente keine bruchlose Einheit ergeben. Spielt das Keyboard weiche, lange Töne, spielt die Gitarre schnelle Stakkati. Spielt die Gitarre auf der linken Box eine tonale Abfolge, legt sich die Gitarre auf der rechten Box mit einer atonalen Abfolge darunter. Hat man sich als Hörer auf ein brutales Riff gerade eingepegelt, lachen einen plötzlich die für die Band charakteristischen Bläser aus. Durch diesen Willen zum Antithetischen drohen die Stücke geradezu auseinanderzubrechen wie eine klaffende Wunde, die einfach nicht heilen kann und will.
Überhaupt ist "Theomorphic Defectiveness" ein konsequent atonales Album, das mit verminderten Quinten en masse jongliert. Und wenn einen wie in "Prism Of Muteness" dann nach fünf Minuten quälender Bosheit endlich ein sanftes Keyboard und ein Chor erlösen, ist das auch nur oberflächlich ein Lichtblick, denn irgendeine unpassende Note wird auch dann noch immer eingeflochten, irgendeine Auflösung weggelassen - Abstract Spirit sind wirklich Meister des Bösen.
Bei aller harmonischen Komplexität wirkt "Theomorphic Defectiveness" aber keineswegs erzwungen oder ziellos, die Marschroute in Angst und Wahnsinn bleibt stets sicht- und fühlbar. Zwei bösartige Höhepunkte der Reise: Wenn "Under Narcoleptic Delusions" nach fünf Minuten zielloser Introspektion in das feindliche Dunkel der Welt tritt. Und das streckenweise geradezu schwermütige "Sa Sonmom Zwetnych Snowedenii".
Einen stilistisch und atmosphärisch nicht ganz passenden, aber interessanten zweiten Stempel setzt das Skepticism-Cover "March October" mit einigen addierten Keyboards unter das Album.
"Theomorphic Defectiveness" ist ebenso zwingend wie "Horror Vacui", bei den ersten Durchgängen zunächst etwas weniger zugänglich, dann aber umso wirkungsvoller. Dieses Album ist ein weiteres Glanzstück einer der wichtigsten Funeral-Doom-Bands der Gegenwart.
Kontakt: www.myspace.com/abstract_spirit, http://solitude-prod.com/

Tracklist:
1. Theomorphic Defectiveness
2. Sa Sonmom Zwetnych Snowedenii
3. Leaden Dysthymia
4. Prism Of Muteness
5. Under Narcoleptic Delusions
6. March October (Skepticism Cover)
 




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