www.Crossover-agm.de ABADDON: Abaddon
von rls

ABADDON: Abaddon   (Last Warrior Records)

Tony Bray gelangte in den 80ern als Schlagzeuger von Venom zu einiger Popularität in der Metalszene (sein Bandkollege Conrad Lant beschrieb seinen Spielstil anno 1992, daß sich das so anhöre, als ob er mit seinem Drumkit die Kellertreppe hinunterfalle), allerdings nicht unter seinem bürgerlichen Namen, sondern unter dem Pseudonym Abaddon, womit die Bibel den Anführer der höllischen Heerscharen belegt. In den Folgejahrzehnten spielte er unter besagtem Namen auch Soloalben ein, aber zugleich legte sich eine Heerschar von Bands aus aller Welt gleichfalls diesen Namen zu. Die Encyclopedia Metallum gibt zum Rezensionszeitpunkt 27 Kapellen an, zumeist den extremeren Metalstilen zugeneigt - das hier ist eine der Ausnahmen und zugleich eine der frühen Namensträgerinnen: Abaddon aus Mexico City gründeten sich 1985 (noch unter dem originelleren Namen Ciudad De Humo), brachten es in den Achtzigern aber nur auf zwei veröffentlichte Songs im Rahmen einer Split-LP mit vier anderen Bands (dort schon als Abaddon) und lösten sich dann wieder auf. Erst 2009 taten sich die Corona-Brüder Daniel (Baß) und Alfredo (Gitarre) wieder zusammen und spielten mit drei weiteren Musikern ein selbstbetiteltes Debütalbum ein, das aber bisher wiederum das einzige akustische Lebenszeichen der häufig umbesetzten Band bildet, in der es seit der Reunion mit dem Zweitgitarristen Geocasta, der auch Keyboards spielt und die musikalische Leitung der Kapelle übernommen hat, aber zumindest noch eine weitere Konstante gibt. Die beiden Songs "Madame Bathory" und "Zhila" vom Sampler finden sich auf dem Album in Neueinspielungen wieder, dazu kommen acht weitere Tracks, bei denen nicht vermerkt ist, ob es sich um Neukompositionen oder ebenfalls um Material der Achtziger-Schaffensperiode handelt. Rein musikstilistisch möglich wäre letztgenanntes auf alle Fälle, denn Abaddon klingen mit ihrem traditionellen, teils speedigen Metal typisch nach den Mittachtzigern, und nur ganz selten, etwa im orgeldurchsetzten Break von "Claro De Luna", deutet sich an, daß sie auch später noch Musik gehört haben, wenngleich auch das natürlich kein neuzeitliches Stilmittel ist, sondern beispielsweise bei Griffin auch schon in den Achtzigern auftrat. Die gelegentlichen doppelläufigen Gitarren klingen zur Abwechslung mal nicht nach Iron Maiden, und Drummer Nacho macht gerne geradlinig Druck nach vorne und zieht das schnelle Tempo auch gerne in einem Song von vorn bis hinten durch, wie gleich der Opener "Abaddon" deutlich macht. Aber dann gibt es da eben noch die diversen ausgedehnten Breaks, die für andere Stimmungen sorgen, und neben "Claro De Luna" fällt diesbezüglich besonders "Madame Bathory" mit seinem hymnischen Zwischenteil auf, der in den typischen flotten Metal des Quintetts eingebettet ist. Selbiger bildet auch die prinzipielle Stärke der Band, während sich "Formas Del Mal" ein wenig zu kraftlos dahinschleppt, wobei auch der etwas dünne Sound eine Aktie am hier nicht so ausgeprägten akustischen Wohlgefallen besitzt. "Pesadilla Mortal" wiederum klingt ein ganz klein wenig nach Plattform zu Micky-Burkhardt-Zeiten, wobei nicht davon auszugehen ist, daß die in Mexiko jemand kennt; nicht selten glaubt man auch Crystal Viper einflußtechnisch durchschimmern zu hören. Wie die beiden genannten Bands besaßen auch Abaddon während der Albumaufnahmen eine Sängerin, wobei sie nicht hundertprozentig auf eine solche Besetzung des Mikrofons festgelegt waren, da die Encyclopedia Metallum auch männliche Posteninhaber angibt. Aber prägend scheinen die Sängerinnen gewesen zu sein, schon damals in den Achtzigern und jetzt auch auf dem Album, denn Atenea ist sogar auf dem Cover abgebildet, allerdings mit Abendkleid und Halskrause eher den Eindruck entweder einer klassischen oder aber einer Gothic-Sängerin erweckend. Beides stellt sich nach dem Durchhören der 35 Minuten als unzutreffend heraus - wir hören eine gemäßigte Rockröhre an der Grenze zur Normalstimme, die das qualitative Pendel weder nach oben noch nach unten ausschlagen läßt, wohingegen die Arbeit der Gitarristen (im Booklet solotechnisch auch ganz klassisch zugeordnet) und die unbekümmerte Frische großer Teile des Materials die größten Pluspunkte einer Band ausmachen, die den ganzen pseudobösen Symbolkram eigentlich gar nicht nötig hätte (das Textmaterial ist in Spanisch verfaßt und entzieht sich einer konkreten Beurteilung durch den Rezensenten).
Kontakt: www.abaddon.com.mx, www.facebook.com/AbaddonMexico

Tracklist:
Abaddon
Claro De Luna
Cuenta Final
Formas Del Mal
Madame Bathory
Pesadilla Mortal
Noches De Metal
Duenos De La Obscuridad
Jinetes De Las Armas
Zhila
 




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