www.Crossover-agm.de Werben oder erben - Teil 3: Immer im Bilde

von Kerstin Braun

Es war im Sommer ´96, da flatterte meiner Band ein Schnäppchenangebot ins Haus. Es kam von der evangelischen Jugendarbeit (wir nennen keine Namen!) und betraf eine Fotosession mit einem professionellen Fotografen zwecks Herstellung von Bandfotos. Wir rechneten uns kaum Chancen aus und waren umso erstaunter zu erfahren, daß sich überhaupt nur fünf Bands auf dieses Angebot gemeldet hatten. Eine davon war Gideon, die immerhin aus Dorfchemnitz nach Leipzig anreisten; die entstandenen Fotos können in CrossOver 1/97 oder eins auch hier begutachtet werden. Alle anderen Bands hatten offenbar schon ausgesorgt oder haben reichlich Fotografen in ihrem Freundeskreis - oder hatten einfach keine Lust. Schade eigentlich! Sicher sind Fotos nicht ganz so wichtig, wenn man erst anfängt, Musik zu machen. Für das Info muß man nicht unbedingt ein Foto einsetzen; auch Plakate kommen ohne aus. Selbst bei der Low-Budget-CD kann man sich noch davor drücken.
Die Presse aber möchte Euch sehen; schließlich sind Menschen Augentiere, und ein Konzerthinweis mit Foto fällt gleich ins Auge und steigert den Umsatz. Wenn Ihr über ein gutes Foto verfügt (mehr müssen es gar nicht sein), dann sucht Euch einen Fotoladen Eures Vertrauens und laßt gleich eine größere Stückzahl abziehen (rechnet pro Konzert etwa 3 bis 5 Abzüge, die die Veranstalter von Euch haben wollen). Bei größeren Stückzahlen gibt es Rabatte; fragt danach. Im Prinzip ist es egal, ob man Farb- oder Schwarzweiß-Fotos machen läßt (das muß man sich natürlich vor dem Fototermin überlegen!). Die meisten Zeitungen und Magazine haben ohnehin nur s/w Druck, allerdings ist man natürlich mit Farbfotos flexibler. Die gängige Größe für Pressefotos ist 13 x 18 cm.
Vor die Abzüge hat aber der Herr den Fototermin gesetzt. Und der will gut vorbereitet sein. Wer einmal versucht hat, sechs Leute unter einen Hut bzw. auf ein Bild zu kriegen, weiß, daß mit etwas Glück pro Film vielleicht zwei Bilder halbwegs brauchbar sind. Entweder ist das Motiv im Nachhinein doch nicht so toll, wie man dachte. Oder einer blinzelt grade. Und wenn wirklich mal alle bitte recht freundlich gucken, ist das Foto verwackelt. Da ist es doch besser, man sucht sich zum Fotografieren jemanden, der Ahnung von sowas hat und von vornherein richtig ausleuchtet, die Leute so hinstellt, daß sich ein gutes Bild ergibt und dann auch noch die Kamera gerade hält. Damit hat man von vornherein ein paar Fehlerquellen weniger.
Vor einer Fotosession sollte man sich schon überlegen (und auch mit dem Fotografen absprechen), wie die Band sich präsentieren will. Sollen Instrumente mit aufs Bild oder irgendwelche anderen Gegenstände? Soll im Studio aufgenommen werden, oder soll Landschaft aufs Bild? Besonders bei Farbfotos ist auch die „Anzugsordnung“ wichtig, damit sich Farben nicht beißen oder alle unpassenderweise in Schwarz erscheinen. Kontraste (hell-dunkel) sind gefragt; weniger gefragt sind Blümchenmuster oder Streifen aller Art.
Allerdings: die Reggaeband kommt natürlich völlig bunt, einschließlich der dazugehörigen Strickmützen.
Denn: Wie für Text und Layout des Bandinfos ist natürlich auch für das Foto die Musikrichtung nicht ganz unwichtig. Ob man als „normale“ Rockband unbedingt die Instrumente auf dem Foto haben muß, fragt sich. Hat man Harfe, Dudelsack, Alphorn oder einen großen Gong im Instrumentarium, läßt sich schon damit die Wirkung des Fotos steigern. Mit Hintergrund oder anderen Requisiten kann man Klischees bedienen (Metalband vor Mauer, Bluesband am verräucherten Kneipentisch mit gefüllten Whiskygläsern, Punkband vor einstürzenden Neu- oder Altbauten, Folkband auf der grünen Wiese oder unterm Guinness-Schild ...), oder man hat eben doch noch einen völlig anderen genialen Einfall. Wenn nicht, dann setzt Euch zum Ziel, ein ansprechendes Foto von den Mitgliedern der Band hinzukriegen.
Selbst wenn Ihr ganz genaue Vorstellungen von Eurem Motiv habt - probiert zum Fototermin auch andere Varianten. Mit Instrumenten, ohne Instrumente, mit Hintergrund, ohne Hintergrund - macht von jedem Motiv mehrere Fotos (wegen der Blinzelei, siehe oben). Wenn Ihr schon einmal Zeit und Material (mindestens zwei Filme solltet Ihr für die gesamte Band einplanen) für den Termin opfert, könnt Ihr auch überlegen, ob Ihr zusätzlich noch Aufnahmen von jedem einzelnen Bandmitglied machen lassen wollt. Solche Fotos lassen sich für das Bandinfo oder auch für ein CD-Booklet gut verwenden. Das beste, was man als Band auf dieser Strecke bekommen kann, sind natürlich gute Live-Fotos. Die bekommt man aber in den seltensten Fällen. Zum einen finden Veranstaltungen meist in Räumen und abends statt - das stellt einige Anforderungen an den Fotografen in Bezug auf die Beleuchtung. Zum anderen ist es meist nicht möglich, die gesamte Band auf ein Foto zu bekommen; selbst wenn, wird es auch der fotogenste Schlagzeuger meistens schaffen, sich hinter einem der zahlreich vorhandenen Becken zu verkrümeln. Von solchen Aktionen kann man sich also bestenfalls wirkungsvolle Einzelfotos versprechen.

Und wer fotografiert Euch nun?
Wenn Ihr nichts investieren wollt oder könnt, bleibt tatsächlich nur der Hobbyfotograf aus dem Freundeskreis, dem Ihr allenfalls die Filme bezahlt. Auch an einen Fotoclub könnt Ihr Euch wenden. Wer es professioneller haben möchte, fragt in einem Fotostudio oder bei einem Stadtmagazin (oder bei der CrossOver-Redaktion!) nach einem freien Fotografen nach. In jedem Fall ist vorher die Rechtsfrage zu klären, das heißt, es muß Euch erlaubt sein, die Fotos (nach Absprache mit namentlicher Nennung des Fotografen) veröffentlichen zu lassen. Das ist vor allem dann wichtig, wenn Ihr die Fotos als Pressefotos verwenden wollt.
Der Vermerk „Abdruck honorarfrei“ auf jedem einzelnen Pressefoto steigert die Chancen auf eine Veröffentlichung; schließlich will sich keine Redaktion zusätzliche Kosten oder Ärger wegen ungeklärter Rechtsübertragung einhandeln.

Kurz und bündig:

1. Fotos sind nicht ganz so wichtig wie Euer Infoblatt, es hilft aber, welche zu haben! Ihr könnt sie für Euer Info oder Plakat verwenden; Veranstalter fordern meist Fotos für die Pressearbeit vor Euren Konzerten.
2.Der Fototermin will vorbereitet sein: Überlegt Euch rechtzeitig vorher, welche Requisiten Ihr braucht, sprecht die Bekleidung ab und entwickelt Ideen zum Bildmotiv/Hintergründen.
3. Klärt schon vor dem Termin mit dem Fotografen Honorar und sonstige Kosten sowie die Rechte am Bild.
 

Hier geht's zum 4. Teil von "Werben oder erben".



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