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Poets Of The Fall, Black Map   31.05.2015   Mannheim, Alte Seilerei
von gl

Falls es im hart umkämpften Tourgeschäft so etwas wie "Freundschaften" zwischen Clubs und Bands gibt, dann zwischen dem Team der Alten Seilerei und den Finnen von Poets Of The Fall! Zum vierten Mal innerhalb von 3 Jahren spielt die Band dort auf, und tatsächlich bereits zum 2. Mal im Rahmen ihrer "Jealous Gods"-Tour, wo sie schon im Oktober (2014) die Reise begannen und heute ebenfalls hier mit dem letzten und einzigen Club-Gig 2015 in diesem Kontext nach den Festivalauftritten (u.a. Rockavaria und Rock im Revier) abschließen.

Black Map  Black Map

Black Map  Black Map
Die Vorgruppe Black Map war auch in Gelsenkirchen (Rock im Revier) und zwar am gleichen Tag! Jawohl, das Trio um Gitarrist Mark Engles (ex-Dredg) ist nach seiner Show morgens von Gelsenkirchen nach Mannheim gerast, um hier noch zu eröffnen. Leider driftet die Musik von Black Map nach guten Ansätzen für den Geschmack des Rezensenten zu sehr in Noise-Rock mit Screamo-Einlagen von Sänger Ben Flanagan ab. Die Vergangenheit kann eben nicht verleugnet werden, so erinnern Black Map ansonsten mitunter an Dredg. Irgendwas scheint aber doch bei der Hektik schief zu laufen, denn nach Ankündigung von noch zwei Songs kommt nur noch einer.

Poets Of The Fall  Poets Of The Fall

Poets Of The Fall  Poets Of The Fall

Poets Of The Fall  Poets Of The Fall
Nun wird's auf der Bühne doppelt so voll, denn das Sextett spielt wieder einmal in seinem "zweiten Zuhause", wie sich Marko im Verlauf des Abends äußern wird. Poets Of The Fall sind ein Phänomen, die Konzerte (von denen ich das erste 2012 hier sehen durfte, volles Haus!) sind gut besucht, aber kaum von Bandshirt-Trägern sondern von Normalos quer durch die Bank, paar Metaller, paar Gothics, eben einfach meist junge Leute, die sich an der Musik der Band erfreuen und dazu keine Uniformierung brauchen. Dass ausgerechnet heute nicht so viele Leute anwesend sind, wird wohl dem Umstand geschuldet sein, dass sie eben vor 'nem halben Jahr erst hier waren und es Sonntag ist. (An dem öden Stadtfest mit Kümmerer wird's wohl kaum gelegen haben.) Aber 300 Leute sind schon 3-mal mehr, als sich manche Kombo hier wünschen würde.
"Jealous Gods" heißt das aktuelle Album, welches ausführlich vorgestellt wird und der Einstieg mit dem elektronischen futuristischen Intro (welches ein wenig an Frankie Goes To Hollywood erinnert) vor "Choice Millionaire" mit dem für die Band untypischen Sprechgesangparts, dann dem Klargesang und dann der Falsettstimme - alles in 30 Sekunden hintereinander! - macht einfach Lust auf mehr.
Zwei Gitarristen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten (auch optisch), ein umherstolzierender Bassist, links das Keyboard und hinten das Schlagzeug mit dem einzigen Langhaarigen dahinter machen bei sechs Bandmitgliedern auch 'ne Menge her. Die Lieder wie das auch beim 1. Hören zündende "Love Will Come To You" haben einfach ein Einschmeichelpotential, dem man sich kaum entziehen kann. "Clear Blue Sky" (erinnert ein wenig an The Police), auch vom aktuellen Album, bietet wieder diesen Breitwand-Sound, für den man die Band einfach mögen sollte!
Mit dem Titeltrack vom letzten Album geht's zurück zum Vorgänger "Temple Of Thought" von 2012. "Rogue" bietet Frontmann Marko eine Pause und den Musikanten die Chance zu glänzen bei diesem groovigen Instrumental! Jenseits des (regulären) Balladen-Teiles bekommen die Mannheimer noch die Chance von Schmankerln aus der Anfangszeit, die die Band lange nicht mehr gespielt hat und nach Aussagen der Finnen auch nur heute und hier.
"Nothing Stays The Same" hat wohl eines der beeindruckendsten Gitarrensoli in den letzten Jahren (bitte checken, wer den Song nicht kennt!) - einfach traumhaft! Das ganze Zusammenspiel der Truppe ist stimmig, da funktioniert alles, man kann sich offensichtlich blind aufeinander verlassen. Gegen Ende erfreuen wir uns noch an dem überragenden "Dreaming Wide Awake" (von "Twilight Theater", 2010).
Auch wenn das (prinzipiell nach wie vor sehr gute!) "Jealous Gods" vielleicht ein klein wenig zu soft für mich war, gab's heute live ein weiteres überzeugendes Konzert der Finnen.

Fotos: Jutta Leiske






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