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Deep Purple, Peter Frampton   02.11.2013   Mannheim, SAP Arena
von gl

Das Ticket
Eines kann man den Briten nie vorwerfen: daß sie kein interessantes Vorprogramm mitbringen. Die letzten drei Konzerte, die der Rezensent sah, wurden begleitet von Lynyrd Skynyrd, Alice Cooper und Marillion, die beiden letzten in der gleichen Halle. Und heute: Peter Frampton! Nachdem jener in den Nullerjahren gleich zweimal Konzerte in der Kurpfalz wieder absagte, ist es in der Tat der erste Live-Eindruck nach all den Jahren. Daß sein Werk "Frampton Comes Alive" jahrelang das meistverkaufte Live-Album überhaupt war, ist musikalisches Allgemeinwissen. Ein Fan in den ersten Reihen schwenkt fröhlich das Vinylcover eben jener Platte wenn ein Lied davon ertönt. Nun, Peter Frampton hätte es sich leicht machen können und in seiner ihm zur Verfügung gestellten Stunde den 6-fach-Platin-Megaseller von 1976 runterspielen können - und genau das macht er eben nicht. Zwar besteht der Set zum Großteil doch aus diesen Stücken, also "Show Me The Way", "Baby, I Love Your Way", "Something's Happening" oder "Doobie Wah". Aber der Engländer reduziert mit seiner Truppe, bei der lediglich Bassist Stanley Sheldon von der alten Garde noch dabei ist, die Songs bis hin zu ganz ruhigen sanften Tönen, wobei das andächtig lauschende Publikum hier ausdrücklich zu loben ist. Aber ganz ehrlich, ein bisschen mehr Schmackes hätte ich mir schon gewünscht. ("Money" gibt's nicht zu hören.) Und warum das düstere "Black Hole Sun" von Soundgarden als Coverversion bei solch einem Gigant gelandet ist, verbuchen wir unter künstlerischer Freiheit, der lahme Song wirkt eher deplatziert. Ein Viertel der Spielzeit wird am Ende mit einem verlängerten und per berühmter Talkbox unterlegten "Do You Feel" verbraten.
Die Setlist von Peter Frampton

Deep Purple starten fulminant mit dem neuen "Apres Vous" und legen gleich mit dem "In Rock"-Klassiker "Into The Fire" nach. Klasse, denn dieser Song ist noch nicht totgespielt wie andere. Auch "Hard Lovin' Man" stammt von dem berühmten Album aus dem Jahre 1970, der Sound ist wirklich phänomenal und sauber, aber Ian Gillan ist nach vielen Shows dieser Tour (es handelt sich heute um das allerletzte Konzert) ein wenig angeschlagen, hustet und verschwindet oft hinter der Bühne. Beeinträchtigt ist sein Gesang jedoch nicht - auch wenn der 68-jährige kämpft, er hat's noch drauf. Dies gilt auch für seine Bandfreunde, die sich ebenfalls im 7. Lebensjahrzehnt befinden - lediglich Steve Morse, der mittlerweile länger in der Band ist als sein Vorgänger, wird erst nächstes Jahr 60. Bemerkenswert ist: Die erste Single des neuen Nr.-1-Albums, "All The Time In The World" (das wohl "kommerziellste" Stück), wird nicht gespielt, man entscheidet sich für das sphärische "Uncommon Man", bei dem die beiden "Neuen", eben Morse und Don Airey, glänzen, sowie die rockigeren "Hell To Pay" und "Vincent Price". Dies unterstreicht, daß die Väter des Hard Rock eben immer noch für jenen stehen - und sie ziehen auch 2013 noch 7000 Fans. Bewegendster Moment ist natürlich der Tribut an Jon Lord mit einem Schwarz-Weiß-Bild des Keyboarders auf den Leinwänden und für diejenigen, die den Entstehungs-Anlass kennen, dem Gitarrensolo "Contact Lost". Hinten raus folgt das bekannte Ende, bestehend aus dem 1984-Comeback-Song, dann "Space Truckin'" sowie dem Lied, auf das einige Sitzplatzinhaber zum Mitklatschen gewartet haben. Mit "Hush" und "Black Night" machen die Meister einen sehr unterhaltsamen Abend in der Zugabe rund.

Die Setlist von Deep Purple
PS: Seit einigen Jahren gibt's für Journalisten bei großen Konzerten manches Mal den Service, dass sie die Liedliste des Konzertes vorab an der Abendkasse erhalten. So auch heute; wir möchten euch diese beiden Zettel nicht vorenthalten, sie wurden nach Einschätzung des Rezensenten auch "eingehalten". Was ich jedoch definitiv nie machen werde, ist, jene akribisch wie ein Buchhalter abzuhaken, anstatt das Konzert zu genießen (ebenso ist das unselige Setlist-Gucken vorab im Internet, um dann ggf. Erwartungen bestätigt zu bekommen, eine Unsitte geworden ...). Selbstverständlich funktioniert dieses Schema nur bei Bands mit starrer Setlist. Gruppen wie Marillion, die ihre Konzerte nahezu täglich ändern, führen diese Vorgehensweise sehr schön ad absurdum, wie ich vor 2 Jahren genüsslich feststellen konnte.






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