www.Crossover-agm.de
Rival Sons, The Blank Lips   30.06.2013   Heidelberg, Karlstorbahnhof
von gl

Endlich einmal ein Konzert im Heidelberger Karlstorbahnhof, zu dem sich die kurze Anreise lohnt. Kommt man per Auto, sollte man die 5.- Euro Parkgebühr, die einem an der Haltestelle abgeknöpft werden, mit einkalkulieren.
Die Rival Sons aus Kalifonien haben sich in relativ kurzer Zeit nicht nur in der Retro-Rock-Szene einen guten Namen gemacht, spielten die großen Festivals und eröffneten für AC/DC, Alice Cooper, Kid Rock, Judas Priest und diesen Sommer Kiss! Heute findet eine Headline-Show statt, zu der man sich eine nicht so tolle estnische Band als Vorgruppe dazugeholt hat, welche zwar den Top Act artig mehrfach lobt, aber den Unterzeichner keineswegs fesseln kann. Der Saal ist sehr gut gefüllt, schätzungsweise nahezu ausverkauft.
Als die Kalifornier die Bühne betreten, setzt sich unter Gejohle und Jubel viel Energie frei, die vom Quartett aufgenommen, in ihre kochende Rock-Lava eingerührt und dann zurück gegeben wird. Ja, diese Band entfaltet eine seltene Atmosphäre, die einen in ihren Sog zieht und die große Popularität innerhalb dieses kurzen Zeitraums zumindest teilweise erklärt. Hauptverantwortlich dafür sind sicherlich Sänger und Gitarrist. Frontmann Jay Buchanan ist ein charismatischer Sänger, der ein bisschen was von Jim Morrison (Doors) mit einem Touch von Ian Astbury (The Cult) hat. Man, äh, "entleiht" einiges auch bei Led Zeppelin, hier mitunter auch bei eher unbekannten Songs, "Pressure And Time" als Beispiel hat was von "Out On The Tiles".
Gitarrist Scott Holiday ist ein Meister seines Fachs, der alle Tricks draufhat und sicherlich von einer Reihe Hobbygitarristen exakt studiert wird bei seinen ständigen Gitarrenwechseln vor seinen (Achtung Werbung) Orange-Amps! Wie damals Bad Religion möchten auch die Rival Songs ihre Heimatstadt brennen sehen: "Burn Down L.A.", vermutlich wollen sie all das Künstliche, Aufgebauschte und Überkandidelte vernichten, was diametral ihren Idealen gegenübersteht, so zumindest meine Phantasie. Überhaupt stellt man sich die Vier aufgrund ihres Erscheinungsbildes als eine alternative Kommune mit eigener Landwirtschaft vor. Geübt wird natürlich zusammen im Proberaum (Was sind gemailte Datenfiles?) so lange, bis man die Songs live einspielen kann. Wer neumodischen Schnick-Schnack wie CD-Spieler oder Mobiltelefon haben will, fliegt raus. Das ist natürlich Unfug, aber man kann die Vorstellungskraft ja einmal fliegen lassen gerade bei einer psychedelisch angehauchten Veranstaltung wie dieser. Zurück zum Konzert: Dass hier etwas Außergewöhnliches stattfindet, merken wir, als Mr. Buchanan in ausschweifenden Worten Bezug nimmt zu Sigmund Freud und anderen deutschen Dichtern, was dann doch etwas an der auf Rock geeichten Meute vorbeigeht. Das macht aber nichts, denn die Rival Sons haben uns heute abend sehr gut unterhalten, wenn auch ein wenig kurz. Keine Band funktioniert ohne das Fundament einer rhythmusgebenden Einheit aus Schlagzeug und Bass, so dass Mike Miley und Robin Everhart nicht verschwiegen werden dürfen, denn sie spielen wie aus einem Guss. Jay widmet den wunderschönen ruhigen Song "Jordan" mit hingebungsvollen Worten seinem Kind, welches er viel zu selten sieht. Das fällt einem wieder ein, wenn man nur 2 Wochen später hört, dass Bassist (und Gründungsmitglied 2008) Robin Everhart nach der Tournee aus der Band ausgestiegen ist mit der Begründung, er sei zu selten daheim und der Rock'n'Roll-Lifestyle sei nichts für ihn.






www.Crossover-agm.de
© by CrossOver