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Stahlfest IV mit Eïs, Tauthr, Ain, Cntmpt 09.03.2013 Leipzig, Moritzbastei
von ta
Ein abwechslungsreiches Black-Metal-Beieinander versprach das Billing der vierten Ausgabe des Stahlfests in den dunklen Kasematten der Leipziger Moritzbastei, angeführt von den Bielefeldern EÏS. Die haben mit "Wetterkreuz" eines der mitreißendsten Alben im Black Metal des Jahres 2012 veröffentlicht und sind nicht eben als tourfreudig bekannt, folglich war Hingehen Pflicht.
Los geht es mit CNTMPT. Das Konzept ist interessant, die Umsetzung nur lala. Die Lokalmatadoren treten in klassischer Rock'n'Roll-Dreierbesetzung aus Gitarre, Bass und Drums auf die Bühne, verstecken sich alle hinter Kapuzen und servieren Instrumental Black Metal, also Black Metal ohne Gesang. Das kann sicherlich spannend sein, wenn man die atmosphärischen Möglichkeiten der Spielart auslotet, CNTMPT entscheiden sich allerdings tendenziell für die harschen Möglichkeiten. Ihr Black Metal ist flott, melodiös und nicht so leicht auf einen Nenner zu bringen. Hier hört man etwas Darkthrone, dort eine Prise Absu, drei Löffel Dissection sind auch auszumachen - aber irgendwie fehlt die Basis, auf der sich das Merkmal der Gesanglosigkeit rechtfertigt; die Songs sind konzipiert, als ob sie für einen Sänger gedacht sind, und ermüden, weil ihnen dieses Ausdrucksmerkmal abgeht. Ich warte instinktiv das ganze Konzert lang darauf, dass endlich ein Hassknecht auf die Bühne springt und ins Mikro geifert.
CNTMPT sollte man dennoch im Auge behalten; spielerisch sind sie nicht unbegabt und die Grundidee sowie das eine oder andere starke Riff lassen doch auf Zukünftiges hoffen.
Bei AIN ist das Konzept so lala und die Umsetzung auch. Sie sind als Death/Black-Metal angekündigt, erinnern aber an Holland-Death a la Hail Of Bullets in seinen schnelleren Momenten. Der Sänger klingt nach Martin von Drunen in einer heiserkeitsreduzierten Variante, die Band spielt solide, aber unspektakulär. Black Metal habe ich nicht rausgehört, was aber auch am schlechten Sound der Veranstaltungstonne liegen kann.
TAUTHR sind dem Konzept nach ganz interessant und die Umsetzung geht auch in Ordnung. Die Band besteht zu drei Fünfteln aus Endstille-Mitgliedern und klingt wie Endstille auf Death Metal. Deutlich gemäßigter im Tempo, basslastiger in Gitarren, Bass und Gesang, drückender im Groove, aber genauso monoton, dissonant und kalt. Sänger Sator liefert eine engagierte Performance und ein starkes Organ.
Am Ende war das alles aber nur Vorgeplänkel. Bei EÏS stimmen sowohl Konzept als auch Umsetzung, insbesondere auf "Wetterkreuz", dem bisherigen Höhepunkt der Band-Discographie. Das sonore Sprechorgan Kinskis eröffnet den Gig und wird von den harschen, stets gut verständlichen Vocals von Sänger/Bassist Alboin abgelöst: "Mann aus Stein", der "Wetterkreuz"-Opener, bildet den Konzertauftakt und führt nahtlos in lichtlose "Galeere"-Tiefen. Beide Songs bestimmen die Marschrichtung der Setlist: Von acht der dargebotenen Stücken stammen sechs von "Wetterkreuz" oder "Galeere", während das Banddebüt "Patina" durch den klug in der Setmitte positionierten Schwermüter "Winters Schwingenschlag" und "Kainsmal" durch den Titeltrack lediglich einfach abgedeckt werden - eine gute Wahl, da die Stärken der Band m.E. in den eisigeren Kompositionen der jüngeren Zeit liegen.
Das Erscheinungsbild von EÏS hat einen leichten Arcturus-Approach, mit Gasmaskenbrille links und schmutzigem Strickpulli rechts, die zu erwartende absurde Note findet sich im Bandkonzept allerdings nirgendwo sonst wieder. Als Live-Unterstützung stehen drei Sessionmusiker auf den Brettern, die nicht nur aus musikalischer Sicht, sondern auch was die Show betrifft unverzichtbar sind. Insbesondere Rhythmusgitarrist C:R:A am rechten Bühnenrand liefert eine mitreißende Performance und interagiert mehr mit dem Publikum als der eher zurückhaltende Rest der Band zusammen. Abarus an der Leadgitarre erweist sich als spielstarke Ergänzung, hat allerdings mit technischen Problemen zu kämpfen, die nicht nur zu schrillen Fieptönen aus der PA, sondern auch zu einer Unterbrechung des Gigs führen. Damned.
EÏS live sind noch nicht so gut wie EÏS auf Platte, dafür fehlt noch etwas Live-Routine. Doch der Technik und der eigenen Zurückhaltung zum Trotz steigert sich die Band im Laufe des Sets zur Hochform, so dass die kraftvolle Schwarzmetallballade "Bei den Sternen" in der hinteren Sethälfte in aller Pracht erklingt und dargeboten wird. "Auf kargen Klippen" als Zugabe setzt dann einen furiosen Schlusspunkt.
Hinaus in die Nacht danach. Vor der Moritzbastei empfangen einen Discojünger für die Folgeveranstaltung.
Setlist EÏS:
1. Mann aus Stein
2. Durch lichtlose Tiefen
3. Galeere
4. Winters Schwingenschlag
5. Helike
6. Kainsmal
7. Bei den Sternen
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8. Auf kargen Klippen
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