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Menomena, Sleepy Sun   24.11.2010   Leipzig, Skala
von kk

In ihren Köpfen sind Sleepy Sun vermutlich wo ganz anders als in der Skala. Wer solche Musik spielt, muss gedanklich in der Wüste stehen, von vertrockneten Büschen umgeben sein, nach Wasser lechzen und vor Hitze fast vertrocknen. Die fünf Kalifornier mit dem perfekt gewählten Bandnamen ziehen jeden ihrer psychedelischen Töne so in die Länge, als hätten sie Angst, es könnte ihr letzter sein. In die staubtrockene Wüste sieht man sich spätestens dann auch selbst versetzt, wenn Sänger und Frontmann Bret Constantino zu Mundharmonika oder Schellenkranz greift oder ganz in "Spiel mir das Lied vom Tod"-Manier düster pfeift. Alle heraushörbaren Einflüsse wie Psychedelic Rock, Country, Folk zusammengenommen, lassen Sleepy Sun absolut keinen Zweifel daran, dass sie vor reichlich 40 Jahren beim Woodstock im Line-Up vertreten gewesen wären. Ganz nach dem Motto "Free Yourself" bewegt Constantino auch Hüfte und andere Extremitäten auf eine Art und Weise, der amerikanische konservative Mütter vermutlich noch heute kritisch gegenüberstehen. Leider fehlt ihm als Gegenpol Rachel Fannan, die auf dem Album "Fever" die zweite Stimme beisteuert und damit eine wirkliche Bereicherung darstellt. Positiv ins Auge fällt live jedoch der Schlagzeuger, der mit abenteuerlichen Soli die Dynamik in den Songs hält. Damit dürften Sleepy Sun wohl eine der wenigen Bands sein, die es trotz zelebrierter Langsamkeit schaffen, die Lust auf die Hauptband nicht durch zähes, träges Gewaber zu erdrücken. Ein Bier braucht man nach diesen staubtrockenen Minuten trotzdem.

Menomena
Menomena reisen mit dem Publikum nirgendwo hin. Das Viergespann aus Brent Knopf (Ramona Falls, Gastmusiker bei Dear Reader), Justin Harris und Danny Seim (Lackthereøf) und Gastgitarrist Joe Haege (Tu Fawning) macht die Bühne zum Schauplatz des Geschehens. Es macht Spaß, dabei zuzuschauen, wie jeder der vier Musiker unentwegt daran arbeitet, die Songs der Alben exakt zu reproduzieren - mit Gitarren, Bass, Keyboard, Glockenspiel, Baritonsaxofon, Schlagzeug, Schellenstab und mehrstimmigem Gesang. Aus Songskeletten bauen die vier mit Schnipseln vollwertige Songs, deren Bestandteilen man schnell nachtrauert. Sei es nur eine kurze Keyboard-Melodie, Saxofon-Sample oder ein Glockenspiel-Einsprengsel, das angedeutet wird - Menomena verdeutlichen, wenn auch vielleicht ungewollt, mit ihrem experimentellen Indie, wie vergänglich Musik ist. Uhrwerkartig aufeinander eingespielt wirken sie jedoch - bei aller Präzision - eher wie vier einzelne Musiker als ein Bandgefüge. Ganz anders als die Vorband ziehen Menomena nicht geschlossen an einem Strang und scheinen das Publikum nicht mitreißen zu wollen. Öffentliche Probe. Frontalunterricht. Trotz Scheuklappenmusizieren sind einige Kompositionen der Amerikaner unglaublich emotional, wie die Zugabe "Strongest Man In The World" beweist, die den Raum mit Traurigkeit flutet. Aber selbst die wirkt nicht zwangsläufig Menomena zugehörig. Eher dem Schlagzeuger Danny Seim, der Rest begleitet nur.

Links:
www.sleepysun.net/
www.myspace.com/sleepysun
http://menomena.com/
http://www.myspace.com/menomena



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