www.Crossover-agm.de
2. Rock im Moor   17.05.2008   Neudorf-Platendorf, Sportgaststätte
von tk

Der Flyer zur Veranstaltung
Die wenigsten Leser dürften sich wohl jemals in das kleine, verträumte Örtchen Platendorf (bei Gifhorn, am Südrand der Lüneburger Heide gelegen) verirrt haben. Für den Rezensenten war es ein Stück Rückkehr zur Kindheit, schließlich ist Klein-tk hier schon mit Onkel und Tante zu ausgiebigen Radtouren unterwegs gewesen und hat sich beim Torfstechen vergnügt. Zum Radfahren, geschweige denn Torfstechen waren wir allerdings nicht nach Platendorf angereist, denn SEVENTH AVENUE luden zur Release-Party ihres Ende März erschienenen Albums "Terium", womit der Anlass unserer Anwesenheit in der Sportgaststätte "bei Schorpe" ausreichend beschrieben wäre.
Als die Lokalmatadoren SEDUCER pünktlich um 20 Uhr die Bretter erklommen, war es noch beängstigend leer im Saal, wovon sich die Jungs aber unbeeindruckt zeigten und mit ihrem Crossover geschwängerten Heavy Metal die Halle mächtig rockten. Was sofort auffiel: SEDUCER komponieren fernab jeglicher Trendvorgaben und wissen mit einer eigenständigen Mischung aus MAIDEN, METALLICA, FAITH NO MORE und funkigen Einsprengeln zu begeistern. Sänger Timme überzeugte mit räudigem Gesang und ließ einige spaßige Statements vom Stapel, während sich die Gitarrenfraktion ganz aufs Posen und Bangen konzentrierte. Rockstargehabe ist den fünf gestandenen Herren fremd, stattdessen legte man Wert auf eine authentische Live-Performance, welche vorrangig auf Interaktion mit den Besuchern ausgelegt war. Kurzweilig, aber lecker.
Dank Jens Manegold kam ich auch mal wieder in den Genuss, den Wolfenbütteler Truemetallern KING LEORIC zu huldigen, die das Feld des lupenreinen Heavy Metal keineswegs Hampelmännern und Abzockern wie MANOWAR und deren Klon-Anhang überlassen, sondern selber das Heft in die Hand nehmen wollen. Gut so. Leider hatte Sänger/Basser Jens gesundheitliche Probleme und humpelte schon den ganzen Abend leicht frustriert durch die Halle, ließ sich aber während des Gigs nicht viel anmerken und sorgte mit seinem sirenenartigen Gesang und leicht angeschwärztem Humor für jede Menge Partyspaß. Selbst die anwesende Dorfjugend schien sehr beeindruckt und versammelte sich zum kollektiven Bangen vor der Bühne. Die hymnenhaften Sing-Along-Songs des Quartetts bohrten sich nicht nur in die Ohren, sondern auch tief in die Herzen eines jeden Metallers, und wer Hymnen aus Stahl a la "Guardians Of The King" erst einmal live gehört hat, wird anerkennend attestieren müssen: KING LEORIC atmen und leben den Heavy Metal der 80er wie kaum eine andere deutsche Combo. Großartig!
SEVENTH AVENUE gehören mit Abstand zu den von mir am meisten live gesehen Bands, was nicht verwundert, schließlich steigern sich die Wolfsburger mit jedem Album und haben mit "Terium" das melodische Powermetal-Highlight des Jahres 2008 abgeliefert. Die Shows mit RAGE glichen einem einzigen Triumphzug, wie auch beim Schweizer ELEMENTS OF ROCK mächtig abgeräumt werden konnte. In einem eher kleinen und sehr persönlichen Rahmen für die treuesten Fans und Anhänger präsentierten die Jungs (von einem Besucher selbst als "Koryphäen" der Region bezeichnet) wieder eine mitreißende Liveshow, die musikalische Höhepunkte en masse zu bieten hatte. Zwar schlichen sich einige Timing-Fehler ein (Mike war mal wieder schneller als alle anderen), während Flo bei "Future Tale" mit einem losen Gitarrengurt zu kämpfen hatte, doch die Spielfreude der Band war trotz der spärlichen Besucherzahl ungebrochen. Die Setlist glich in etwa der vom EOR, wurde aber noch um "Big City Sharks" und "Goodbye" erweitert. Bei "Infinite King" gab es die üblichen Mitmachspielchen (meine 150% "Shout It Out" scheinen bei Herbie immer nur zur Hälfte anzukommen ;-), bei denen auch der senilste Metaller seine Zipperlein vergessen konnte. Der Livesound war zu Beginn etwas dumpf bis matschig, hellte sich aber im Verlaufe des Sets zunehmend auf, so dass auch die grandiose Gitarrenarbeit von Herbie, Flo und Kai sehr schön differenziert herauszuhören war.
Fazit: Trotz der mageren Besucherzahl war es ein kurzweiliger und schöner Konzertabend mit netten Gästen - auch Olaf Hayer (Ex-DIONYSUS, LUCA TURILLI) war anwesend - und vorzüglicher Livemusik. Lediglich die Konservenmucke der After-Show-Party hätte etwas metallischer ausfallen können.



www.Crossover-agm.de
© by CrossOver