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Hate Eternal, Cephalic Carnage, Deadborn 10.05.2008 Leipzig, Conne Island
von ta
Den Black Thrash von Skeletonwitch verpasse ich leider, aber bei DEADBORN bin ich da. Die Truppe rekrutiert sich u.a. aus Ex-Mitgliedern von Necrophagist, spielt wenig überraschend Death Metal und sie spielt ihn richtig gut: Brutal, wieselflink und mit etlichen technischen Kabinettstückchen durchsetzt. Zeit zum Austicken also? Ach nö, Bewegung ist nicht allzuviel da, nur Sänger Mario Petrovic (mit Iro auf dem Schädel - wo sieht man das im Death Metal schon mal?) erweist sich als engagierter Fronter, der mit Steven Seagal-artigen Bewegungsabläufen glänzt. Die Saitenfraktion belässt es beim Rumstehen und leichten Kopfnicken. Ein nur semi-ausdifferenziertes Soundbild, das im Wesentlichen Drums und Matsch rüberbringt, tut sein Übriges: Man hebt sich seine überschüssige Energie dann doch lieber für den Rest des Abends auf. Alles in allem aber zumindest musikalisch ein brauchbarer Einstieg!
CEPHALIC CARNAGE machen Spaß, wie immer. Gestartet wird mit dem Grind/Space-Zwitter "Hybrid", da geht gleich die Post ab, auf und vor der Bühne. Von "Anomalies" hat man sich "Scientific Remote Viewing", das in der Livefassung angenehm prasselnde "The Will Or The Way" und "Kill For Weed" rausgesucht, die kauzige neue Scheibe "Xenosaphien" ist mit u.a. den Fiedelgniedeltracks "Endless Cycle Of Violence" und "Divination Violation" ebenfalls würdig vertreten. Nach der Blödelei "Cannabism", die Frontmann Lenzig mit allerlei Haschgeplapper ankündigt, folgt als Schlusspunkt des Sets das hypervertrackte "Lucid Interval", zu dem die Meute völlig austickt und abbangt, obwohl es kaum einen geraden Takt zu hören gibt - obskur. Ich fühle mich an den legendären Auftritt in Halle Juni 2005 erinnert, wenngleich die Denver-Buben heute etwas gesitteter agieren.
HATE ETERNAL erlebe ich den größten Teil ihres Sets nur auf akustischem Wege, weil ich mir in Beckenhöhe professionell den Kopf vom Rumpf montiere. Die Band liefert geschätzte 70 Minuten Schlagzeugprügelei und Gitarrengewichse ohne Unterlass. Was da besonders in den neuen Songs von den Saitenhälsen gefrickelt wird, geht auf keine Kuhhaut, allein die Hälfte des Openers "Bringer Of Storms" bringt der Bassist mit komplexen Tapping-Patterns zu - wie der Kerl sich nennt, kann ich aber nicht sagen, Alex Webster war es, wie schon im Vorhinein bekannt gegeben, nicht. Schlagzeugneuzugang Jade Simonetto liefert den tatkräftigen Beweis, dass er seine tadellose Performance vom neuen Album "Fury And Flames" auch live umsetzen kann: Seine Blasts sind passgenau, jedes Break sitzt, die Doppelfussmaschine läuft auf Hochtouren. Die gnadenlose Power, der unwiderstehliche Drive seines Vorgängers Derek Roddy gehen ihm aber ab. Macht nix, denn auch so sind Songs wie die Neulinge "Hell Envenom" und "Fury Within" mehr als einfach nur derb - das ist ein vertonter Wutausbruch, der in einem Affenzahn runtergeprügelt wird und eine so undurchsichtige Soundwand entwickelt, dass selbst ich, Besitzer aller Veröffentlichungen der Band, irgendwann die Songs nicht mehr auseinanderhalten kann. Von "I, Monarch" haben es aber bewiesenermaßen der Titelsong und "Behold Judas" ins Set geschafft und am Ende wird einem "King Of All Kings" vom gleichnamigen Album um die Ohren geprügelt, das auf Platte tierisch nervt, in der Livesituation aber ungeahnte Bringerqualitäten aufweist. Zwischendurch gab es, wenn ich mich nicht verhört habe, von der neuen Scheibe neben den genannten Tracks noch "Whom Gods May Destroy" und "Tombeau" zu hören, nach "The Obscure Terror" von "King Of All Kings" klang auch irgendein Track.
Einem großen Teil der Leipziger Todesbleigemeinde ist das ebenso fehler- wie abwechslungsfreie Technikholzhacken aber zuviel des Guten. Mindestens ein Drittel hat sich nach Cephalic Carnage schon verdrückt und zur Zugabe stehen noch höchstens 50 Mann vor der Bühne - für jemanden wie Rutan, der mit Morbid Angel vor zehn Mal so vielen Menschen gespielt hat, sicher eine schmerzhafte Erfahrung. Umso sympathischer, zuzusehen, welche Energie der Mann auf der Bühne entwickelt und wie er sich nach dem Gig noch mit Fans unterhält, während er sein Equipment selbst von der Bühne räumt.
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