www.Crossover-agm.de
Nazareth   25.03.2008   Lorsch, Musiktheater Rex
von gl und Chris Glaub

Intro: Kurz bestand die Überlegung, als Testballon mal den gleichen Text und die gleichen Fotos vom Konzert von 2007 an gleicher Stelle hochzuladen, ob's denn jemand merkt ...
Okay, hier also der 2008er Bericht von unserem Gast-Schreiber Chris Glaub, ich hatte ja schon das Interview gemacht. (gl)

Mit Ausnahme von diversen Großveranstaltungen in der Mannheimer SAP-Arena ist der Rhein-Neckar-Raum leider ein weißer Fleck in Punkto Rockmusik, was eine Schande ist! In den 70er und 80er Jahren hat jede, wirklich jede wichtige Band im Großraum Mannheim/Heidelberg/Ludwigshafen gespielt und jetzt herrscht totaler Totentanz! (Hier möchte ich mal das Cafe Central in Weinheim und den 7er Club in Mannheim mit einigen Gigs der letzten Jahre erwähnen, ansonsten stimmt das leider ... - gl) Aber zum Glück gibt es noch das gediegene Musiktheater Rex in Lorsch, das sich - im kleinen Rahmen zwar - den Altrockern und Bluesgrößen widmet und so in den letzten Jahren zu einer festen und verlässlichen Institution geworden ist. Wishbone Ash, Eric Gales, Ten Years After haben dort gespielt, demnächst beehren uns dort Glenn Hughes und Pavlov's Dog ... aber jetzt rocken erst einmal Nazareth zum wiederholten Mal vor 400 Leuten im ausverkauften Club!
Im Vergleich zur letztjährigen Visite haben die urigen Schotten ihr Programm komplett umgekrempelt, sieht man einmal von den vier Klassikern ab, die jede Nazareth-Show in den letzten 30 Jahren begleitet haben. Außerdem gilt es, das 40jährige Bandjubiläum würdig zu feiern, und dies macht man am besten mit einem bärenstarken neuen Album ... und das ist "The Newz", der aktuelle Streich von Dan McCafferty und seiner Mannschaft! Klasse Songs, von denen immerhin vier live zum Zug kommen.

Dan  Pete

Jimmy  Jimmy und Lee
Mit dem heftigen "Beggars Day" geht's los, und die beiden alten Hasen Dan McCafferty und Pete Agnew bilden auch heute wieder einmal eine perfekte Einheit mit den beiden Jungspunden Lee Agnew und Gitarrist Jimmy Murrison, der witzigerweise ein "Goblin King"-T-Shirt trägt. Hört euch mal den Hidden Track auf "The Newz" an, der auf seinem Mist gewachsen ist! Mit "Keep On Travelling" folgt gleich ein neuer Song, und danach läßt man es mit "Razamanaz" und dem abgefeierten "This Flight Tonight" kräftig krachen. Nach einem Tag am Strand darf schon mal auf einem weißen Fahrrad geradelt werden, und es ist ja auch nicht verkehrt, wenn der "Big Boy" "Enough Love" bekommt und zum "Bad Bad Boy" mutiert, weil er erfahren hat, daß er eine "Whisky Drinking Woman" gepoppt hat. Wenn man bedenkt, daß Dan und Pete die 60 überschritten haben, dann verdient die immer noch dynamische Bühnenperformance Respekt! Und ich bin mir fast sicher, daß wir dieses Gespann auch in zehn Jahren noch auf der Bühne sehen werden, denn der triste Alltag mit Frau am Herd, wo man vielleicht noch Hausarbeiten erledigen muß, den Müll runterschleppt, nee, das ist nicht ihr Ding! Die Jungs wollen leben!!! Und die Bühne ist ihre Welt, um sich zu verwirklichen! Mit "The Gathering" von "The Newz", den man wirklich als besten Naz-Song der letzten 25 Jahre bezeichnen kann und der das Zeug zum Klassiker hat, wird der Schlußspurt eingeleitet. Und Dans halb deutsche, halb englische Ansagen sorgen das ganze Konzert über für gute Laune, die natürlich bei der Megaballade "Love Hurts" noch eine Steigerung erfährt. Zwar vermisse ich schmerzhaft meine persönliche Nazareth-Hymne "Telegram", werde aber mit "Hair Of The Dog" inklusive Dans Dudelsack-Einlage und dem völlig überraschenden "Expect No Mercy" einigermaßen entschädigt.

Jimmy und Dan  Dan mit Dudelsack
Als Zugabe im deutschsprachigen Raum (außerhalb kommt in der Regel "Broken Down Angel" zum Zug) geben unsere schottischen Freunde selbstverständlich ihren Hit "Dream On" zum Besten, um dann ganz tief in der Vergangenheit zu graben! Vom Nazareth-Debüt gibt es "Morning Dew" in einer richtig kuriosen Version ... blenden wir mal die Zeit um vier Stunden zurück: Kumpel und Schreiberkollege Georg Lögler und meine Wenigkeit bilden ein Duo Infernal und interviewen Dan McCafferty bei ein paar Bierchen in der Hotellobby, und die Frage, die für uns beide oberste Priorität hatte, war die Entstehungsgeschichte von "Morgentau", das irgendwann als B-Seite veröffentlicht wurde. Und diese Nummer ist genauso Kult wie Cindy & Berts Version von "Paranoid"! "Komm mit mir in MOOOORRRGENTAAAAUUUU!" ... alleine beim Text zieht es einem die Strümpfe aus, und das mußte Dan auch noch singen ... Egal, jedenfalls erblickt Dan unseren Georg bei "Morning Dew" in vorderster Front ... und singt den Refrain dann mehrfach auf Deutsch! Coole Aktion! Der absolute Wahnsinn!!! Insofern wurde in Lorsch Geschichte geschrieben, denn das wiederholt Dan bestimmt kein zweites Mal! (Chris Glaub)

Fotos: gl






www.Crossover-agm.de
© by CrossOver