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Nazareth   28.02.2007   Lorsch, Musiktheater Rex
von gl

Hey, eine positive Neuerung im Lorscher Musiktheater Rex: Es herrscht Rauchverbot, das auch eingehalten wird (endlich!). Super!

Pete Agnew, Bass  Wie der Vater, so der Sohn: Lee Agnew am Schlagzeug
Zu ihrem ersten Konzert auf deutschem Boden im Rahmen ihrer ca. 78. Tour hier sind die Schotten von NAZARETH gern gesehene Gäste. Kurz zum aktuellen Line-up der Band: Schlagzeug spielt seit einigen Jahren Lee Agnew, der Sohn von Gründungsmitglied Pete Agnew (Bass). Er setzt die Tradition des 1999 verstorbenen Darrell Sweet würdig fort. Neben Urgestein Dan McCafferty ist als (einziger) Gitarrist auch schon seit mittlerweile 12 Jahren Jimmy Murrison in der Band (was in Konsequenz heißt, dass solch auf zwei Gitarren angelegtes Material wie z.B. auf meinem Lieblingsalbum der Band, "No Mean City" schlecht bzw. nicht wiedergegeben werden kann). Das hat aber keiner der ca. 350-400 Anwesenden auf dem Schirm, als die vier, wie im Rex üblich, durch die Zuschauermenge laufen und die Bühne betreten. Zunächst eine kleine Jam-Session zwischen Vater und Sohn, dann in voller Band-Besetzung "Night Woman" vom "Razamanaz"-Album (1973). Dann der Titeltrack dieses Albums, das aktuelle Line-Up bringt diese alten Stücke wirklich authentisch rüber, Lee ist ein kompetenter solider Drummer und Jimmy ein echt versierter Gitarrist. Auch wenn er heute abend einen Fetzen Marke Kleidersack mit herunterhängenden Fäden trägt, the music matters! Pete grinst und lächelt fast den ganzen Set hindurch (NEIN, er ist weder betrunken noch high, es macht ihm wirklich sichtlich Spaß nach all den Jahren noch zu musizieren).

Die rauheste Stimme im Rock: Dan McCafferty krächzt sich durch den Set  Jimmy Murrison - Gitarrist bei Nazareth seit 1994
Über die Stimme von Dan McCafferty ist schon so viel geschrieben worden, dass es müßig ist, noch groß darauf einzugehen, entweder man mag sie - so wie die Anwesenden - oder eben nicht. Falsch ist auf jeden Fall, dass er nur krächzen und kratzig nölen kann, er hat mehr Gefühl in seiner verrosteten Stimme wie die Sänger von THE KOOKS, FALL OUT BOY und TAKING BACK SUNDAY zusammen in ihrem Leben je erreichen werden. Seine Performance hat auch einen leichten Joe Cocker-Touch in ihren Bewegungen in sich, wobei auch er mit sich im Reinen zu sein scheint, wenngleich er auch einen Touch Selbstherrlichkeit ausstrahlt. Aber das hat sich der alte Haudegen verdient. Auch schön der Hit "Holiday" vom Album "Malice In Wonderland" (1980) oder "Love Leads To Madness". Lustig, dass mein Nachbar Neudi mich bei einigen Songs fragt: "Von welchem Album?"; das meiste wusste ich noch, als ich dann aber mal passen musste, fragte ich wiederum MEINEN Nachbarn, der noch kompetenter ist. Wie bei ganz alten Songs, die belegen, dass sich die Band ihrer Wurzeln bewusst ist. Es sei beispielsweise das ruhige bluesige "Loved And Lost" genannt, zu finden auf dem Album "Rampant" (1975).

Dan McCafferty: Immer noch ein Funkeln in den Augen und Spaß beim Auftritt  Hat die Karriere seines Vaters ausführlich studiert und trommelt das
Nazareth-Repertoire klasse durch: Lee Agnew
"Dream On" war seltsamerweise nur bei uns ein Hit (vergleiche ähnliches Szenario bei "Boat On The River von STYX, in den USA nicht mal eine Single) und auch zwei "neue" Songs werden dargeboten, die kennt allerdings wirklich kaum jemand. Aber bei Bands der Kategorie Wishbone Ash, Uriah Heep oder eben Nazareth ist es eh gegenstandslos, ob gerade eine neue CD zu promoten ist, meist ist dies sowieso nicht der Fall, deswegen kommt aber kein einziger Besucher weniger zu ihren Shows. (Das "aktuelle" NAZARETH-Album "Boogaloo" erschien vor 9 Jahren ...). Bei "Telegram" geht noch mal richtig die Post ab, Mann, ist das Stück gigantisch (resultierte in einer Vinyl-Session alter Nazareth-Scheiben bei mir, die mehr Spaß und Laune brachte, als ewig CDs in den Player zu schieben - solltet Ihr auch mal wieder machen, die Scheiben ggf. der Eltern stehen in Eurer Abstellkammer ... ICH HOFFE, IHR HABT NOCH EINEN PLATTENSPIELER!!!) Logisch, dass "This Flight Tonight", "Hair Of The Dog" sowie "Love Hurts" (und die sind nun wirklich weltweit bekannt) im Set der Schotten waren, die übrigens speziell in Kanada 'ne ganz große Nummer mit etlichen Gold- und Platinauszeichnungen waren.

Dan McCafferty in Action! (The Scots were here)  Immer noch Spaß bei der Arbeit: Nazareth-Urgestein Pete Agnew
In der Zugabe dann noch "Morning Dew" (ja, ich gestehe, jahrelang geglaubt zu haben, der Song sei von BLACKFOOT, da jene ca. 1982 eine Single davon veröffentlichten). Der Song ist aber vom Nazareth-Debut (1971!) und auf dem Re-Release von "Fool Circle" befindet sich übrigens eine absolut willenlose deutsche Version davon namens "Morgentau", die man gehört haben muss! Mit einer Dudelsack-Einlage von Dan und "Go Down Fighting" ist dann nach knapp 90 Minuten Schluss.
Fazit: Von wegen "Alte Säcke", Nazareth haben heute abend gezeigt, wo der Hammer hängt, und können noch immer im Rock-Geschehen mitmischen, was ihre Einladung zum diesjährigen Bang Your Head-Festival erneut in größerem Rahmen bestätigt.

Fotos: gl






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