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Hot Rock Rumble III   04.11.2007   Eschwege, JUZ Schlossmühle
von tk

Der Flyer zur Veranstaltung
Es durfte schon als kleines Wunder bezeichnet werden, die australischen Thrash-/Death-Urgesteine MORTIFICATION in unseren Breitengraden noch einmal live bewundern zu dürfen. Denn jeder, der sich auch nur halbwegs mit der Lebens- und Krankheitsgeschichte von Bandgründer Steve Rowe auskennt, wird wissen, dass es mit seiner Gesundheit seit Jahren stetig bergab geht. Umso näher liegt der Schluss, dass die diesjährigen Gigs in Europa so etwas wie Farewell-Charakter hatten. Im Rahmen des vom Kreisjugendring Eschwege initiierten dritten Hot Rock Rumble-Minifestivals gab es also noch einmal Gelegenheit, ein Best-Of-Programm MORTIFICATIONS zu erleben.

Zu Beginn des livehaftigen Dreierpacks durfte die Kasseler Deathmetal-Combo BURDEN OF GRIEF ihr Können unter Beweis stellen. Dass die Herrschaften schon seit geraumer Zeit im Business unterwegs sind, erkannte man an der spielerischen Versiertheit des Fünfers. Die Songs hatten einen enormen Wiedererkennungswert, hervorgerufen durch knackige Riffs und melodische Parts, die immer wieder mit dezenten Blastbeat-Schüben und Metalcore-Elementen angereichert wurden.
Wenn man an BOG etwas bemängeln kann, dann ist es der eindimensional anmutende Brüllgesang von Mike Huhmann. Aber das ist dann wohl eher eine Frage des Geschmacks. Objektiv trafen die Melo-Death-Recken mit ihrer Mischung aus ARCH ENEMY, alten IN FLAMES und CHILDREN OF BODOM den Zahn der Zeit, vergingen sich sogar an einem Stück von PANTERA, welches mir, dem PANTERA noch nie so richtig gefallen haben, zwar unbekannt war, in BOF'scher Interpretation und Intonation aber durchaus gefallen konnte. Nach 45 Minuten war die Chose auch schon wieder vorbei. Ein exzellenter Anheizer für die Bands, die noch kommen sollten.

Nach einer kurzen Umbaupause betraten die Baunataler Schwergewichte von GUTLOCK die Bühnenbretter, die die Welt bedeuten. BOG-Klampfer Joe hätte sich an diesem Abend einen Schichtzuschlag verdient, war er doch auch bei GUTLOCK als Saitenzupfer mit on board. Die Jungs hauten uns ein recht interessantes, wenn auch eigenwilliges Extremmetal-Gebräu um die Ohren. Einfach nur bestialisch, wie Frontröchler Tommes seine Stimmbänder bearbeite, mal ultratief grunzte, dann wieder kreischte und fauchte, um im nächsten Moment engelsgleich und gefühlvoll ins Mikro zu hauchen. Den stilistischen Mix von GUTLOCK würde ich als groovenden Deathcore mit melodisch-melancholischen Einsprengseln bezeichnen. Immerhin hat man auch schon beim W:O:A seine livehaftige Visitenkarte hinterlegen dürfen und wird beim diesjährigen weihnachtlichen "Masters Of Kassel" die Horden erneut vergnügt unterhalten. Blickfang der Truppe war allerdings Gitarrist Simon, der mit einer beeindruckenden Spieltechnik glänzte und für so manches "Aha"-Erlebnis sorgte. GUTLOCK sind definitiv eine Bereicherung für die Hartwurst-Szene, auch wenn ihr stilistischer Cocktail nach erstem Hören etwas gewöhnungsbedürftig ist. Eine abwechslungsreiche wie üppige Schlachteplatte.

"Let me hear some noise!" Mit dem Titelsong des immer noch aktuellen Albums "Erasing The Goblin" schickte sich die australische Thrash/Death-Urgewalt an, den musikalischen Höhepunkt des Abends einzuläuten. Der Livesound war auch recht amtlich für die eher bescheidene PA, so dass einem ausgiebigen Hörvergnügen nichts im Wege stand. Die bangenden Altmetaller sowie das mit MORTIFICATION vertraute Jungvolk in den ersten Reihen feierten und salutierten, was das Zeug hielt.
Steve machte der Gig unheimlich Spaß und selbst sein körperliches Handicap hielt ihn nicht zurück, uns ständig anzufeuern. Mick präsentierte sich ebenfalls in bestechender Form. Jeder, der dem erfahrenen Saitenhexer mal genauer auf die Finger geschaut hat, wird bestätigen, dass er zu den arrivierten Gitarristen Australiens gezählt werden darf, der auch jede klassische Metalband enorm aufwerten würde. Schlagwerker Damien dürfte die Zeitverschiebung am meisten Probleme bereitet haben, so schlichen sich aufgrund von Müdigkeit ein paar Timingfehler ein, die den starken spielerischen Gesamteindruck kaum trübten. Immerhin hatte das Trio auch schon zwei schweißtreibende Gigs in der Schweiz in den Knochen. Alte Nackenbrecher wie "Brutal Warfare" und "Grind Planetarium" wurden amtlich abgefeiert und ließen Erinnerungen an die seligen Frühneunziger wach werden, als MORTIFICATION ihre musikalisch stärkste Phase hatten. Ein Medley, ebenfalls aus älteren Stücken bestehend, bestätigte diesen Eindruck nachhaltig. Sicherlich sollte man akzeptieren, dass die Death 'N Grindcore-Tage einfach vorbei sind und die groovende Ausrichtung das dominierende Element des heutigen MORTI-Sounds darstellt. Steve braucht sich musikalisch aber auch nichts mehr zu beweisen. Wer es in siebzehn Bandjahren auf vierzehn Studioalben, etliche Livescheiben etc. gebracht hat, darf gelassen über jeder berechtigter und unberechtigter Kritik stehen. Mit dem uralten LIGHTFORCE-Song "12 Men" vom '86er Demo griff man dann aber ganz tief in die Mottenkiste und präsentierte australischen Punkmetal at its best. Obligatorisch wie selbstredend als Abschluss eines jeden MORTI-Gigs: "God Rulz"! Nach der Zugabe "Buried Into Obscurity" war aber Schicht im Schacht, da Steve sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Nach diesem überaus beachtlichen Comeback der Altmeister will ich mich noch nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass MORTIFICATION bereits Geschichte sind. Steve gehört nach wie vor zu den imposantesten Musikerpersönlichkeiten der Metalwelt. In dieser Form, mit dieser Spielfreude jederzeit gerne wieder.

Setlist MORTIFICATION
Erasing The Goblin
Brutal Warfare
I'm Not Your Commodity
Priests Of The Underground
Grind Planetarium
Humanitarian
Hammer Of God
Medley
- Lymphosarcoma
- The Destroyer Beholds
- Distarnish Priest
- Love Song
Purest Intent
The Dead Shall Be Judged
Standing At The Door Of Death
Chapel Of Hope
12 Men
God Rulz!
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Buried Into Obscurity



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