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Dokken, Kingdom Come   02.10.2007   Karlsruhe, Substage
von gl

Das Ticket  Der Flyer zur Veranstaltung
Die einen waren bei Atlantic, die anderen bei Polydor, und sie spielten beide vor großem Publikum - das ist lange her, aber Lenny Wolf erinnert uns heute noch mal dran, dass KINGDOM COME 1988 zusammen mit DOKKEN auf der Monsters Of Rock Tour in den USA in den großen Arenen spielten ... heute abend ist es nur der unterirdische Kellerclub Substage, und auch der ist nicht voll. Es sind ca. 350 Leute erschienen, um die beiden Bands zu sehen, obwohl der Eintrittspreis nicht überteuert ist.
Kurz vor der Tour hatte Lenny seinem Gitarristen den Laufpass gegeben, und die Rolle des zweiten Gitarristen übernimmt er dann gleich selbst. Die Band tritt als Quartett auf, die Rolle des selten benötigten Keyboarders übernimmt interessanterweise der Drummer. Das Konzert ist (für zwei Kumpels, die nur wegen KC hier waren, und mich) unter uns eine Art Recall des Konzertes vor ein paar Jahren auf dem Bang Your Head, wo Lenny damals angeschlagen und heiser auf die Bühne ging. Heute ist er bestens bei Stimme und will sogar noch lauter sein, als es ohnehin schon ist, und bemängelt die Dezibelgrenze im Club. Während sich der Gitarrist sehr zurückhält, macht der Bassist umso mehr Alarm und Bühnenaktion. Lenny hat einen repräsentativen Querschnitt der Bandgeschichte in den weit über eine Stunde gehenden Set gepackt, so dass das Fazit positiv ausfällt.

Die Bands sind laut Tourmotto und Ankündigung gleichwertig auf dieser "Defenders Of Rock"-Tour, aber logo: Natürlich sind DOKKEN mehr Headliner als Co-Headliner, was anderes hätte das Ego des Doppel D gar nicht zugelassen. Vor 2 Monaten spielte ex-DOKKEN-Basser Jeff Pilson (mit FOREIGNER) noch wenige Meter um die Ecke in der Schwarzwaldhalle und genoss es sichtlich, wie ein Langstreckenläufer über die große Bühne zu rennen. Einerseits kann man nun argumentieren, der spiele in einer "Coverband" und Don Dokken und Mick Brown ziehen immer noch ihr Ding in wesentlich kleinerem Rahmen durch, aber sicher sein kann man sich da auch nicht: Wenn's wirklich Geld zu verdienen gibt, spielt Wild Mick bei TED NUGENT und ex-ENUFF Z'NUFF-Drummer Vikki Fox trommelt aushilfsweise bei DOKKEN!
Es gibt heute abend zumindest in Bezug auf das Line-Up keine Überraschungen: Die Band, die "Hell To Pay" einspielte, also Don, Mick, Barry Sparks am Bass und Jon Levin an der Gitarre, steht auf der Bühne. Und die beiden Letztgenannten sind heute diejenigen, die die Schäfchen ins Trockene holen mit einer banddienlichen durchweg starken Leistung. Die beiden sind formidable Performer, Barry singt auch Background (dass er singen kann, hat er auf seiner Solo-CD bewiesen) und Jon spielt in einer Liga mit seinen Vorgängern Lynch, Beach und Norum! Was auch nötig ist, denn Don Dokken macht doch einen verkaterten, behäbigen Eindruck und seine Stimme ist alles andere als gut klingend. Verrostet und stets eine Oktave tiefer müht er sich durch den Set, taut zwar etwas auf, freut sich über DOKKEN-Shirts im Publikum und bietet sich mit Wild Mick die üblichen Frotzeleien.
Der Set bietet keine Überraschungen und ist durchweg rückorientiert zur erfolgreichen Phase der Band. Also NICHTS von "Hell To Pay" und NICHTS von "Erase The Slate", gerade mal "Endless Days" von "Long Way From The Sun" - d.h. der daneben aktuellste Song, der heute abend gespielt wurde, war "Too High To Fly" vom 1995er Album "Dysfunctional"! Da bemühen sich Hunderte von Bands, die DOKKEN mit zu ihren Einflüssen zählen, diese Musik heutzutage in die Neuzeit zu retten, und die Vorbilder spielen im Grunde die Live-Platte "Beast From The East" von 1988 nach. Gerade "Hell To Pay" hatte doch einige echt tolle Songs wie "Don't Bring Me Down", "Haunted" oder "Care For You".
War das Konzert deswegen schlecht? Nein, eben wiederum auch nicht, weil man halt einfach die alten Songs gern hat und im RAM-Speicher mitsingbereit abrufbar, so dass die ausgelassene Stimmung, das eigene Gekrächze im Verbund mit der Bühnenaction, die im Verlauf der Show eingespielter wurde, letztendlich dann doch zur Zufriedenheit führte.
Aber wie der Don Dokken da auf der Bühne steht und eine Zigarette pafft (Mann, da braucht er sich echt nicht wundern, wenn er die hohen Töne nicht mehr trifft!!), das hat schon etwas Skurriles und auch Albernes für sich. Vom neuen Album "Lightning Strikes Again", das laut Hinweis vom Meister selbst auf der Bandhomepage im September 2007 erscheinen sollte, ist noch nichts in Sicht, die Platte wird frühestens im März 2008 erscheinen.
Ein okayer Abend, bei dem Kingdom Come das stimmigere Gesamtbild abgaben und DOKKEN mit einem etwas längeren Set mehr Punkte hätten sammeln können.

Setlist DOKKEN:
Kiss Of Death
Into The Fire
Dream Warriors
The Hunter
Breaking The Chains
Paris Is Burning
Alone Again
Too High To Fly
Endless Days
Just Got Lucky
When Heaven Comes Down
It's Not Love
Tooth And Nail
In My Dreams






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