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Hubert von Goisern, Haindling   29.06.2007   Regensburg, Osthafen
von mst

Eine Ader für besondere Auftritte bzw. Touren hat er ja, der Hubert Achleitner, besser bekannt als Hubert von Goisern. Erlebte ich ihn das letzte Mal in Kulmbach auf der Plassenburg (fast unschlagbares Ambiente mit entsprechender Atmosphäre), hat er sich diesmal etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Mit einem, nein, drei Schiffen fährt er die Donau hinab, um an 22 Häfen anzulegen und dort mit einheimischen Musikern Konzerte zu geben und Momente musikalischer Völkerverständigung zu schaffen, wie er selbst betont. Gelegenheit dazu sollte es wohl geben, führt und führte die Tour ja durch Länder wie Slowakei, Österreich, Deutschland, Ungarn oder Rumänien. Die kleine Flottille besteht hierbei aus Schub-, Bühnen- und Wohnschiff und stellte als Projekt etwas ziemlich Einzigartiges dar.
Nach kurzem Suchen wurde auch der Osthafen in Regensburg gefunden und da wir (mein Schwiegervater Peter und ich) etwas früher vor Ort waren, konnten wir noch einige Impressionen sammeln. Das Bühnenschiff selbst sah beeindruckend aus und hatte Raum für eine Konzertbühne mittlerer Größenordnung. Seitlich und im Hintergrund waren Videoleinwände angebracht, wobei die seitlichen Konzertbilder übertrugen und die hintere die Musik visuell unterstrich. Positiv wäre sicherlich gewesen, die seitlichen hochzufahren, wenn schon die Möglichkeit besteht, da nicht alle das Glück hatten Tribünenplätze so wie wir zu haben. Die Tribüne wurde extra hierfür erstellt und bot für 3000 Zuschauer Sitzplätze, welche schon Wochen vorher ausverkauft waren. Leider liegen mir keine endgültigen Besucherzahlen vor, aber ich würde mal vorsichtig auf ca. 8000 Anwesende tippen. Das Gelände war großflächig, Red Bull als Präsentator der Tour allgegenwärtig, Bayern 2 ebenso, so dass man sich die Zeit schon vertreiben konnte. So wurde ein Erinnerungsshirt erstanden, beim GEZ-Stand für ein Foto posiert und sich mit wertvollen und gesunden Nahrungsmitteln versehen (Steak und Bier). Die beiden Grillstände waren im Übrigen hoffnungslos überfordert, so dass sich lange Schlangen der hungrigen Konzertbesucher bildeten.
Beginnen sollte diesen Konzertabend auf persönliche Einladung Huberts das bayerische Original Haindling. Nun konnte ich im Vorfeld damit gar nichts anfangen, ordnete die Band instinktiv irgendwo zwischen Schlager und Volksmusik ein und machte mich eigentlich bereit für Abschalten und Relaxen. Aber ich wurde durchaus positiv überrascht. Angesagt vom wohl bekanntesten Bewohner Goiserns persönlich, erkämpfte sich die Band die Gunst der Zuschauer immer mehr. Mit locker-witzigen Sprüchen und einer enormen musikalischen Vielseitigkeit avancierte der Auftritt zu einer kurzweiligen Sache. Sicherlich werde ich mir jetzt keine CDs der Band holen, aber ich fühlte mich gut unterhalten. Dieser Satz von jemanden, der dieselben Worte exakt eine Woche vorher beim Bang Your Head! über Amon Amarth sagte, darf absolut als Kompliment gelten. Eine Textzeile wie "ich liech im Garten in der Sonn' und scheiß aufs Telefon" hat zudem fast was Poetisches.
Nach anderthalb Stunden war dann Schicht im Schacht und eine fast 45minütige Umbaupause begann, welche gegen Ende erste Unmutsbekundungen des Publikums nach sich zog. Unter lautem Jubel und Applaus begann dann Hubert von Goisern seinen Auftritt relativ leise und unspektakulär auf seinem Akkordeon, um kurz darauf von seinen jungen Mitmusikern ziemlich brachial unterstützt zu werden. So einen rockigen Einstieg hatten wohl die wenigsten erwartet und es sollte nicht das letzte Mal sein, dass die elektrische Gitarre dominante Riffs in die begeisterte Menge schleuderte. Aber natürlich kamen auch die ruhigen und klassischen Elemente nicht zu kurz, das gespielte Material setzte sich querbeet aus der Karriere Huberts zusammen, mit einer leichten Dominanz der "Trad"-Veröffentlichungen, wenn ich das so richtig herausgehört habe. Die Licht- und auch die Multimediashow waren beeindruckend und unterstrichen die jeweilige Stimmung der Songs famos. Den Musikstil Hubert von Goiserns in Worte zu fassen ist mittlerweile fast unmöglich geworden. Volksmusik stimmt nur dann, wenn man den Begriff wirklich mit aus dem Volk kommender Musik verbindet. Hier treffen österreichische Mundart auf Rockmusik, Volksmusik auf fast psychedelische Momente und eingängige Melodien werden mit Jodeleinlagen und funkigen Rhythmen untermalt. Und es passt trotzdem zusammen. Diese These untermauert der Altersdurchschnitt des Publikums. Hier sieht man einfach jede Altersstufe, vom 13-jährigen Mädchen, das mit den Eltern kam, bis hin zum 75-jährigen Goisern-Fan (ohne Eltern). Einen kleinen Wermutstropfen bescherte uns die Technik, die doch soundmäßig einige Aussetzer hatte. Hubert selbst wirkte auch etwas missgestimmt, einerseits sicherlich bedingt durch die technischen Probleme, andererseits wohl auch durch massive Zuwendungen der bayerischen Polizei, die anscheinend ein Auge auf das kleine Schifffahrtunternehmen geworfen hatte und mit Schikanen nicht sparte, wie wir durch einige Ansagen erfuhren. So sollte wohl auch bereits um 23 Uhr Schluss mit dem Konzert sein, was die Band aber ignorierte und bis ca. 23.45 Uhr aufspielte und ihren Unmut über diese Regelung kundtat. Es hat halt was für sich, wenn man 'ne eigene Stromanlage auf dem Schiff hat, wer soll die schon abstellen? Alles in allem war es wieder ein beeindruckender Konzertabend mit dem österreichischen Multitalent, dessen Charisma einfach kein negatives Konzerterlebnis zulässt. Abschließend noch zwei Dinge: Einen fetten Minuspunkt für die Standbetreiber, welche auch während dem Konzert ihre Musikanlage auf Hochtouren laufen ließen und so manchen "leisen" Moment des Hubert-Gigs die Magie nahmen. Und dann noch einen dicken Gruß an die zwei Fahrradpiloten, welche sich nach dem Konzert auf den Heimweg machten, welcher nur so ca. 800 km betrug. Sorry, hab den Ortsnamen vergessen, muss aber irgendwo bei Trier gewesen sein. War schön mit Euch!



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