www.Crossover-agm.de Sunrise Avenue, Ian O'Brien-Docker   03.02.2007   Dresden, Star Club
von mic

Während die aktuelle Scheibe und zugleich das Debütalbum "On The Way To Wonderland" der finnischen Band Sunrise Avenue noch immer wie geschnitten Brot über die Ladentheken zischt, sind hier zu (Deutsch-)Lande die Konzerte weitestgehend ausverkauft (übrigens sind genau deswegen noch 3 Termine zusätzlich zum Tourplan dazugekommen). Eines davon ist der Gig am 03.02.2007 im Star Club in Dresden, worüber ich euch nun etwas berichten möchte.
Schon 20 Uhr, also genau eine Stunde vor Beginn des Konzerts, klebte am Eingang des Star Club eine große Menschentraube und wartete sehnsüchtig auf den Einlass in die Location, um sich dort einen möglichst guten Platz vor der Bühne zu sichern.

Ian O'Brien-Docker
Zum Vorglühen der "Sunrise-Ohren" verhalf die Vorband rund um Ian O'Brien-Docker. Obwohl manchen dieser Name noch nicht viel sagt: Ian macht nicht erst seit ein paar Wochen Musik, sondern schreibt schon seit Jahrzehnten seine eigenen Songs. Außerdem produzierte er Songs für andere Künstler. In letzter Zeit hört man im Radio auch immer öfter "The Beginning", den Song seiner zweiten Single. Jetzt befand er sich mit einem Keyboarder, Drummer, Basser und 2 E-Gitarristen auf der ersten Tour. In Dresden spielten sie ihr 3. Konzert. Bemerkenswert war der dunkelhäutige Mann am Bass, welcher eine Bommelmütze trug. Musikalisch legen sie eine hörenswerte, 30-minütige Sache aufs Parkett. Sicher noch an manchen Dingen ausfeilbar, aber fürs 3. Konzert doch recht in Ordnung.

Sunrise Avenue
Nach einer etwas länger andauernden Umbaupause saßen auch schon Sunrise Avenue in den Startlöchern und legten sich sofort hochmotiviert ins Zeug. Kaum jemand wagte beim Hören der Songs den Gedanken, dass eine derartige Band aus Finnland kommen soll. Doch es gibt sie wirklich, die frisch-fröhliche 5-köpfige Truppe aus dem skandinavischen Staate, aus dem doch sonst meist eher rauh-kalte und melancholische Klänge entweichen. (Noch nie was von den Leningrad Cowboys gehört? - Anm. des grinsenden rls)
Sunrise Avenue wurden in Helsinki gegründet und bestehen seit 2002, damals allerdings noch aus Gitarrist und Sänger Samu Haber, Gitarrist Janne Kärkäinnen (+ Hintergrundgesang), Bassist Raul Ruutu (+ Hintergrundgesang) und Schlagzeuger Teijo Jämsä (der später die Truppe verlassen hat). Doch das heimatliche Publikum konnte, als sie bei verschiedenen Konzerten spielten, erst nicht viel mit dem überschwänglichen und durchaus frohmachenden Finnenrock anfangen. Ist auch kaum verwunderlich, denn ihre Musik unterscheidet sich soundtechnisch sehr wesentlich von der gewohnten düsteren finnischen Musik. Sie war (und ist) einfach nicht das, was man von diesem Volksstamm erwartet, und passt nicht in das Bild des musikalischen Finnen. Schlichtweg: Einfach nicht "typisch finnisch"! Aber Sunrise Avenue gaben nicht auf und kämpften weiter. Nachdem der Drummer Teijo Jämsä die Band verließ, und Platz für seinen Nachfolger Sami Osala machte, lernten sie im Jahr 2005 einen gewissen Jukka Backlund kennen. Dieser junge Mann gründete bald eine Produktionsfirma und ist jetzt als leidenschaftlicher Keyboarder in der Band tätig. Im Mai 2006 kam ihr "On The Way To Wonderland"-Album heraus, wobei der Song "Fairytale Gone Bad" den zweiten Platz der finnischen Charts erreichte. In Deutschland dürfte dieser Titel als "Ohrwurm aus dem Radio" bekannt sein ... der Refrain geht einem einfach nicht mehr aus dem Kopf.
Doch zurück zum Konzert: Zu hören gab es eine unglaublich eindrucksvolle Musik: eine kräftige Stimme, gepaart mit süchtig machenden Melodien (diese wurden gesanglich und instrumental sehr gut herübergebracht) ließ keinesfalls Langeweile aufkommen. Popangehauchter Rock: sauberer Rock für die, die auch etwas Pop vertragen können. So wurde also munter gepoprockt. Ihr Musikstil schwebt von dynamischen, gitarrenlastigen und härteren Rocksongs (wie zum Beispiel bei "Forever Yours") mit antreibenden Drums (beim Song "Choose To Be me") und Tempowechseln während der Songs bis hin zu Ruhepolen bei klangvoll melodiösen Rockballaden ("Heal Me", "Into The Blue").
Klarer Fall: Die Stärke der Band findet man eindeutig in Melodien. Daraus sprießt förmlich der Sonnenschein.
Jedes Lied hat seinen individuellen Touch. Jeder Titel steht für sich und verdient große Aufmerksamkeit. Die Songs wurden größtenteils vom Frontman Samu (dessen Vater übrigens aus Deutschland stammt) selbst geschrieben und komponiert. In den Texten geht es um die eigene Persönlichkeit, um Liebe, gescheiterte Beziehungen und Sehnsucht.
Sehr positiv aufgefallen ist mir der doch sehr häufige Gitarrenwechsel im Laufe des Abends. Die Jungs aus Helsinki gaben alles, um das Publikum aus der Reserve zu locken. Besonders Keyboarder Jukka Backlund im Hintergrund der Bühne brachte grandiose Bewegungsabläufe mit seinem Oberkörper zur Schau (seine Nase musste nach dem Abend sicher dunkelblau sein, es sah so aus, als wäre er damit immer wieder auf die Tasten seines Instrumentes aufgeschlagen). Das Publikum ließ das scheinbar ziemlich kalt, dessen Reaktion war nicht überragend. Der Großteil von ihnen war abwartend und echt lahm, bis auf einen sehr überschaubaren Teil direkt vor der Bühne.
Abgerundet wurde der Gig mit einer Zugabe. Doch zuvor tapste Samu Haber in das Fettnäpfchen und stimmte den uralten Hit von David Hasselhoff "I've Been Looking For Freedom" an, was er aber schleunigst wieder abbrach, da die Menschenmasse sonst Hals über Kopf an die frische Luft gerannt wäre. (Warum? So schlecht ist das Ding nun auch wieder nicht - Anm. rls)
Insgesamt ein schöner Konzert-Abend mit tollen Songs, wobei so mancher Titel sofort in die Ohren ging und dort so schnell auch nicht wieder herauskam.
Wer bei dieser Deutschlandtour des finnischen Rockquintetts keine Gelegenheit hatte, bei einem der Konzerte dabei zu sein, der hat die großartige Chance, sie im Sommer beim OPEN FLAIR FESTIVAL 2007 in Eschwege zu erleben (außerdem ihr Können unter Beweis stellen werden bei dem dreitägigen Spektakel unter vielen anderen Bands: Sportfreunde Stiller, Gentleman, H-Blockx - also nix wie hin!).

Bandhomepage: http://www.sunriseavenue.de; http://www.sunriseave.com
Sunrise Avenue bei My Space: http://www.myspace.com/sunriseave



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