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Weto, Alle im Schrank   02.12.2006   Glauchau, Alte Spinnerei
von UG

Weto - wer oder was ist das denn? So werden wahrscheinlich einige von euch fragen. Des Rätsels Lösung ist jedoch gar nicht so schwer, wenn man den Namen Schandmaul schon mal gehört hat. Die Mittelalterband Schandmaul (auf dem letzten Album "Mit Leib und Seele" mit noch schwereren E-Gitarren durchsetzt) ist sozusagen das Sideprojekt der 1993 gegründeten Band Weto. Und da in diesem Fall der Erfolg des Projekts schneller stieg als bei der Hauptband, blieb es lange Zeit ruhig um Weto. Wobei Weto zumindest im Großraum München keine Unbekannten sind, denn diverse Konzerte vor bis zu 1000 Zuhörern spielt man nicht einfach so um die Ecke. Und die mittlerweile ausverkauften CDs "Tatort Bühne" und "Scherben im Kopf" erschienen auch im Eigenvertrieb und 2005 gastierte man auch auf dem WGT.

Alle im Schrank
Doch zurück zum Gig in Glauchau: Bei Ankunft gegen 20.30h waren bereits Alle im Schrank aus Bonn auf der Bühne aktiv. Die Band begleitete Weto auf der ganzen Tour, leider war dies aber nicht angekündigt und so blieb das Parkett bis auf ein paar ganz eiserne Zuhörer am Bühnenrand leer.
Musikalisch bewegten sich die fünf Jungs im Crossover mit deutlichen Punkeinlagen - mir persönlich teilweise zu kitschig aber auf alle Fälle mit dem "roten Faden". Eine weitere Spezialität waren diverse Coversongs, namentlich "Take On Me" (A-Ha), "Chamelion" (Mr Mister???), "In The Ghetto" (Elvis Presley??) oder die Titelmelodie von dem Serienhelden Colt Seavers. Das allseits bekannte Homosexuell-Lied mit austauschbaren Namen wurde auch präsentiert, entsprach aber nicht ganz dem Geschmack der Anwesenden. Wie gesagt, publikumsseitig war nicht viel los (man hätte die Band vielleicht mal ankündigen sollen) und für die Vorband fand ich sie auch viel zu laut. Die Jungs konnten aber auch Rock und zeigten, dass sie auch aus dem Möbelstück heraus agieren können. Die Scherze des Sängers zwischen den Liedern wiederum waren zwar lustig und passten in das Konzept der Band, aber so richtig lachen konnte keiner. Nach einer guten Dreiviertelstunde war dann wieder Ruhe im Saal und die Jungs von Weto traten nach zügigem Umbau zum Spiele an.

Zwei Fünftel von Weto  Drei Fünftel von Weto
Aus dichtem Nebel hörte man des Frontmanns Thomas' klare Stimme heraus, der Bass drückte mit voller Wucht in der Magengegend und düstere, melancholische Melodien - unterstützt durch Heiner Jaspers' flinke Hände auf den Tasten - rollten uns entgegen. Das ist Rock, wie er sein muss, und alle Zweifel über einen musikalischen Abklatsch von Schandmaul verflogen ab dem ersten Ton, auch wenn die Verflechtungen bedingt durch fast identische Besetzung dies aufkommen lassen könnte.

Die Bühne  Sänger Thomas
"Wieder allein" war was für die Gothic-Fraktion und klang stark nach Evanescence. Den Anwesenden hat es gefallen (und mir die anwesenden weiblichen Wesen). Doch zurück zum Gig: Die düstere Grundstimmung untermauert deutlich die Inhalte der Texte, die hauptsächlich aus der Feder von Gitarrist Martin Duckstein und Sänger Thomas Lindner stammen. Die Show, welche die Herren da machten, war perfekt und die Lichtshow ebenfalls. Leider haben Weto aber die Reputation noch nicht, so dass zwar geschätzte 300 Zuhörer anwesend waren, echte Fans aber weit weniger.

Der Weto-Trommler
Zwischenmenschliche Beziehungen in allen Facetten wurden behandelt in den Liedern "Das Tier" oder auch "Wir". Von gesellschaftlichen Problemen wie Depressionen handelte das neue Lied "Der Schattenspieler". Mit dem ebenfalls melancholischen "Das 2weite Ich", "Tief" und dem auf einem Roman von Wolfgang Hohlbein basierenden "Wolfsherz" (inklusive wunderschönem Sologitarrenspiel am Schluss) endete das Konzert. Aber die Jungs von Weto zeigten auch hier ihre Professionalität und spielten als erste Zugabe "Miststück" - aus alten Zeiten mit dem ehemaligen Keyboarder Christian Scharinger von der Band Megaherz. Mit ihm hatte man auch 1999 "Scherben im Kopf" auf. Zweite Zugabe war "In unserer Mitte", gewidmet einem Freund, der bei einem Unfall ums Leben gekommen ist.
Dem gemütlichen Biertrinken mit Weto konnte ich nicht mehr frönen, bin mir aber sicher, dass die Jungs ihr Wort gehalten haben. Und musikalisch macht man ihnen sowieso nichts vor. Bin gespannt, was jetzt noch kommen wird, wo der Bekanntheitsgrad doch erheblich gestiegen ist ...

Fotos: Ulf Glier



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