Die Bay-Area Truppe geht das Wagnis erneut ein und kommt zum 3. Mal nach Europa. Jedes Mal werden's ein paar Gigs mehr und obwohl noch nie eine negative Stimme zu den RUFFIANS irgendwo zu hören oder zu lesen war, ist der Besucherschnitt mit nicht einmal 50 Leutchen heute doch eine herbe Enttäuschung. Die Amerikaner lassen sich dies nicht anmerken, geben sich wie immer freundlich, fannah und auskunftsbereit. Besonders gute Laune hat heute Drummer Luke Bowman, der geradezu begeistert ist von dem Schlagzeug, das er heute und einen Tag später in Frankfurt von VIRON-Drummer Andreas Neudert zur Verfügung gestellt bekommt. Mit solch einem umfangreichen Teil hätte er nicht gerechnet!

  
Und da steigt Neudi auch schon mit seinen Mitmusikern auf die kleine Bühne und in einen Set der "New Wave Of German Heavy Metal" ein (so der Titel des VIRON-Debuts). Vernommen habe ich die positiven Reaktionen darauf wohl, aber es ist heute der erste Kontakt mit der Musik der Darmstädter, die aus der Band SEDUCTION hervorgingen. Und bei anfangs wenig Reaktion des kleinen Besucherkreises verstehen sie es durchaus, den Old School-Spirit zu vermitteln, wobei die Musik eher an US Power Metal denn an die britische Schule erinnert. Was auch deutlich wird durch die zwei Cover-Versionen, und da bleibt mir bei ersterem doch die Spucke weg. Die Band covert doch tatsächlich "Run For Tomorrow" der brillianten EXXPLORER und dies wirklich gelungen und authentisch! Super - danke! Auch wenn die RUFFIANS nicht mehr gespielt hätten, das wäre alleine den Besuch wert gewesen! Das 2. Cover "Dreams Of Eschaton" von MANILLA ROAD passt m.E. weniger in den Set (bin mir des Kultfaktors, den die Band bei einer Minderheit hat, durchaus bewusst). Das eigene Material der Band überzeugt aber und sogar ein Drumsolo mit eingespielter Klassik-Musik ("Carmina Burana") legt Neudi vor - nicht gerade alltäglich bei einer Vorgruppe. Es hätte kaum eine deutsche Band gegeben, die besser zu den RUFFIANS gepasst hätte als VIRON!

  
Das Backdrop der RUFFIANS ist heute doch ein wenig zu groß für die Abmessungen des Clubs, so dass es ein wenig schepp auf der kleinen Bühne hängt, aber das stört keinen, als die Kalifornier in ihren Set mit "I Believe" vom neuen Album "Desert Of Tears" einsteigen. An Bord wieder Eric Wong am Bass, der 2004 schon mit in Balingen war und sich heute eher im Hintergrund aufhält. Geht ja auch gar nicht anders, denn zwischen den beiden Gitarristen Craig Behrhorst und Chris Atchinson steht ja Sänger Rich Wilde und alle legen heute wieder eine professionelle engagierte Vorstellung aufs Parkett. Das Vertauen in die neue starke Platte ist zurecht sehr groß, so dass NEUN Songs von "Desert Of Tears" gezockt werden, davon einer, der sonst nicht im Set gewesen wäre ("Freedom"), sogar auf Wunsch eines Anwesenden. Trotz der schlechten Zuschauerzahl wird der Gig heute für eine zukünftige DVD gefilmt, aber sicher nicht nur deswegen begeistert die Band mit dem Songmaterial, das natürlich auch die EP (minus "You're All I Need") enthält. Aus der Phase nach der EP, als Rich Wilde erstmals zur Band stieß, also von 1987, wird das treibende "Do Or Die" gespielt. An dem Abend habe ich mal gar nichts auszusetzen außer dass zu wenig Leute da waren. Wurde dies durch überhöhte Merch-Preise versucht auszugleichen? Nein, das Gegenteil ist der Fall: Fast schon unverschämt billig, das Sammler-Stück "There And Back", die Doppel-CD der RUFFIANS für sage und schreibe 5.- Euro zu verkloppen! Na, vielleicht entscheidet sich da der ein oder andere beim nächsten Mal doch zu kommen, bevor man sich abends wieder vor die Glotze hockt ...?!

  
Global gesehen mögen sie nur eine Randnotiz sein im Musikgeschäft, aber es gibt eine kleine Gruppe speziell in Deutschland, die die Musik der RUFFIANS heiß und innig liebt.

  
So sei es der Band mehr als gegönnt, dass sie zwei Tage später in Lörrach beim ausverkauften "Metal Forces"-Festival wieder vor 500 Leuten auftraten.

Fotos: gl, Arman Barimani (Setlist)

© by CrossOver