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Smashed Ground Festival   27.-28.08.2005   Kiew (UKR), Jugendkulturhaus
von dh

Daß dies ein Festival der besonderen Art werden würde, war zumindest mir von vornherein klar. Erstens hatte ich noch nie das Vergnügen ein Metalfestival über 2000 km weit weg von meiner Heimat zu besuchen und zweitens waren mir bis auf Holy Blood, die das Festival mitorganisierten, alle dort auftretenden Bands völlig unbekannt. Die meisten Bands kamen aus der Ukraine, einige aus Weißrußland und mit Temporary Sufferings (wie Holy Blood aus Kiew) trat eine weitere christliche Band an. Für Spannung war also gesorgt und irgendwie hatte ich auch das ganze Festival über den Eindruck bzw. das Gefühl, daß in Osteuropa eine ganz eigene Szene herrscht, denn Auftritte von bekannteren ausländischen Bands kommen aufgrund mangelnder Sponsoren, Veranstalter und des nötigen Kleingeldes nur sehr selten vor. Diesbezüglich können wir hierzulande sehr, sehr dankbar sein, wo wir doch fast jedes Wochenende uns ein Konzert geben können.

Sergey
Nachdem wir uns bei Sergey, Gitarrist von Holy Blood, erstmal gestärkt hatten, machten wir uns auf in das Kulturhaus, wo schon eine beträchtliche Menschenmenge versammelt war. Leider verpaßten wir die erste Band F.A.I.T.H., kamen aber rechtzeitig zu den ersten Klängen von, tja, jetzt wären mehr russische Kenntnisse von Vorteil, übersetzt hieß die Band aus Kiew jedenfalls Weißer Turm, in die Halle. (Dann müßte die Truppe Bjelaja Baschnja geheißen haben. - Anm. rls) Und diese Klänge ließen mich gleich aufhorchen, klangen doch schöne traditionelle Metalriffs in mein Ohr, die mich doch ziemlich an alte Judas Priest und Saint erinnerten. Wunderschön, meinem Metalbrother Thorsten hätte es auch gefallen. Netter Einstieg, so konnte es ruhig weitergehen.
Die darauffolgende Band Malinconia, ebenfalls aus Kiew, entführte uns dann mehr in den Gothicmetalbereich mit glockenklarem weiblichem Gesang. War nett anzuhören, aber eine eigene Linie muß die Band noch finden, vieles klang doch etwas wohlbekannt von Bands wie Within Temptation, Nightwish etc.
Als nächstes erklommen Asguard aus Weißrußland die Bühne, die schon einige CDs veröffentlicht haben. Auf dem Infozettel stand etwas von Melodic Death, was mir da aber aus den Boxen entgegendröhnte, klang mehr nach einem fiesen Bastard aus old school Thrash/Blackmetal. Dies lag auch etwas am Sound, logisch mußte man sich hier anders als in Deutschland mit bescheideneren Mitteln begnügen, obwohl sich die Veranstalter und Techniker wirklich Mühe gaben. Jedenfalls traten Asguard recht ordentlich in den Allerwertesten.

Witch Hunter
Nun war Speed/Powermetal im Stil alter Helloween und Blind Guardian angesagt, Witch Hunter aus Kiew (klar, Klischees muß es auch in der osteuropäischen Metalszene geben) betraten die Bühne und lieferten eine powergeladene, mit reichlich viel Humor versehene Show ab. Der Sänger hatte 'ne Menge Spaß inner Backe, etwas bescheuert fand ich bei ihm nur das Tragen einer Sonnenbrille in der doch ziemlich verdunkelten Halle, aber egal, Witch Hunter lieferten eine gute Show und das eine oder andere Mal mußte ich irgendwie auch an Seventh Avenue denken.
Inferno traten als letzte Band auf und die langjährige Erfahrung dieser Gothicmetalband aus Kiew bemerkte man auch gleich bei den ersten Klängen. Recht eigenständig und professionell zogen Inferno ihren Gig durch, leider gab es mittendrin ein technisches Problem und Inferno mußten kurzzeitig ihren Gig unterbrechen. Dies wurde aber dann relativ schnell wieder behoben und sie konnten ihren Set zu Ende bringen.
Fazit: Gelungener erster Abend mit einem guten kleinen Überblick über die vor allem natürlich ukrainische Metalszene. Den Abend ließen wir dann noch bei einem guten Bier (der ukrainische Gerstensaft ist auch nicht zu verachten) bei Sergey, der uns freundlicherweise die zwei Tage bei sich aufnahm, mit diversen Musikclips, Festivalkonzertausschnitten etc. aus dem Computer ausklingen.

Rolltreppen in Kiew haben die doppelte Geschwindigkeit wie in Deutschland

Temporary Suffering  Temporary Suffering  Temporary Suffering
Am nächsten Tag unternahmen wir (Julia, Sergey und meine Wenigkeit) erstmal ein wenig Sightseeing und gelangten diesmal auch pünklich wieder in die Halle, wo Temporary Suffering, die andere christliche Band neben Holy Blood, mit u.a. einer Geigerin und zwei Sängern aufspielten. Auf diese Band war ich natürlich besonders neugierig und soundmäßig ließen sie mich doch recht helhörig werden, erinnerten sie mich doch ein wenig an das Demomaterial von den Holländern Morphia. Natürlich standen sie noch ziemlich am Anfang, doch dafür, daß diese Band noch nicht lang existierte, Hut ab - wenn sie sich weiterhin so schnell entwickeln, könnte ein weiterer heißer Anwärter für Bombworksrecords auf der Matte stehen.

Dialectic Soul
Die nächste Band Dialectic Soul aus Weißrußland bot erst einen etwas merkwürdigen Anblick - zwei Gitarristen und eine Keyboarderin, das war's, der Sänger/Gitarrist erzählte noch scherzhafterweise, daß ihr Drummer besoffen in Weißrußland zurückgeblieben wäre und daß sie nun auf die Hilfe eines Drumcomputers angewiesen wären. Nun, dies hinderte sie aber nicht recht technischen anspruchsvollen mit klassischen Soli versehenen Deathmetal zu spielen, der mich ein wenig an Sympathy erinnerte. Gefiel mir recht gut.
Ebenfalls aus Weißrußland kamen Apocryphal, die laut dem Konzertinfoblatt Symphonic Blackmetal spielen sollten. Dies konnte ich aber nicht so recht nachvollziehen, in meinen Ohren klang es eher nach Deathmetal mit eingestreuten Grindpassagen und Screamgesang. Recht ordentlich, aber auf die Dauer etwas eintönig.

Conquest
Conquest, diesmal wieder aus Kiew, servierten uns guten straighten Heavy/Powermetal mit einer Menge Spaß und Ulk auf der Bühne. Schön zu sehen, daß es doch immer wieder Musiker gibt, die den Fun auch livemäßg nicht zu kurz kommen lassen. Hat Spaß gemacht mit euch, Jungs.
Wie bei Conquest gehörte die Bühne den restlichen Abend ausschließlich ukrainischen Bands. Natural Spirit spielten einen recht interessanten etwas moderneren Thrashmetalstil, wobei mich der eine Gitarrist vom Optischen her etwas an unseren CrossOver-Kollegen Georg erinnerte. (Der wäre im Zweifel aber eher bei Conquest oder Witch Hunter eingestiegen - Anm. rls)
Mit Castrum gab es ordentliches Death/Grindgeknüppel - meine Güte, was hatte der Sänger/Gitarrist für ein deftiges Organ! Ging mir gut rein und zum Abschluß gab es noch eine Highspeedversion von "Raining Blood". Dies untermauerte die Feststellung eines Rock Hard-Schreiberlings, der sagte, daß er noch kein Festival erlebte, wo es nicht zumindest einen Coversong von Slayer gab. Tja, auch in der Ukraine nicht.
Mental Demise spielten heftigen Death/Grindmetal, der mich aber soundmäßig eher an meinen Staubsauger erinnerte. Vom Sänger, der mich optisch etwas an Blitz von Overkill erinnerte, war so gut wie gar nichts zu hören. Nee, sorry Jungs - zugute halten muß ich euch aber, daß ihr auf CD doch wesentlich besser rüberkommt, die ich mir später bei Sergey noch anhörte.

Holy Blood  Holy Blood  Holy Blood
Nun wurde es aber Zeit für den Headliner, Holy Blood, dem ich schon den ganzen Abend entgegenfieberte. Interessant war vor allem, daß sich Holy Blood fast ausschließlich auf brandneue Songs konzentrierten, die neugierig auf das nächste Album machten: Feinster Folk/Paganmetal, wie wir es von Holy Blood eben gewohnt sind. Als Abschluß gab es aber natürlich noch "The Spring", wo die gesamte Menge noch einmal ihre Kraftreserven mobilisierte und kräftig mitging. Diese Band muß dringendst nach Deutschland kommen!
Fazit: Ein interessantes Festival, für meine Wenigkeit ein exotisches. Schade nur, daß ich mich mit den Leuten so gut wie nicht verständigen konnte. (Du hattest doch eine erstklassige Übersetzerin dabei ... - Anm. rls) Danke vor allem nochmal an Sergey für die freundliche Aufnahme, wir werden uns wiedersehen.



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