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Barclay James Harvest, Asia, Tyler Roberts   02.02.2005   Mannheim, Capitol
von gl

Ein zunächst ein wenig eigenwillig anmutendes Package war Anfang des Jahres in unseren Breitengraden unterwegs, die Kombination machte aber, wenn man den Erfolg rückwirkend betrachtet, absolut Sinn, denn so gut wie alle Konzerte waren entweder ausverkauft oder zumindest sehr gut besucht.
Auf die Tour aufgesprungen ist ein junger absolut unbekannter Sänger aus England namens TYLER ROBERTS, der das Pech hatte, zumindest in Mannheim fast 30 Minuten vor 20.00h zu beginnen, als viele noch gar nicht vor Ort waren. Die Rolle des (unangekündigten) Openers löste der Musiker, der mit einer ausschließlich deutschen Begleitband unterwegs war, mehr als passabel, denn einige der Songs riefen mehr als Höflichkeitsapplaus hervor. Absoluter Blickfang war jedoch Bassistin Britta (gell, Heinz-Jürgen?! ;-)), die dann auch nachher am Merchandising-Stand den Umsatz ankurbelte. Eine Besprechung der guten CD von Tyler könnt ihr hier lesen.

Auch nach der Show gut gelaunt am Merch-Stand: Britta von der Tyler Roberts Band und John Payne

Ansturm bei der Autogramm-Stunde und dennoch für jeden Fan ein nettes Wort: ASIA-Urgestein Geoff Downes
ASIA hatten nun lediglich eine Stunde Zeit, um einen Set aus ihrem neuen Album "Silent Nation" und dem erfolgreichen Debut aus dem Jahre 1982 darzubieten (übrigens in diesem Jahr die erfolgreichste Platte weltweit überhaupt!). Sie lösten diese Aufgabe bravourös und man sah eine richtig tighte Band, die in allen vier Positionen spitzenmäßig besetzt ist: ASIA-Urgestein Geoff Downes thronte nahezu in einem "Prunkschloss" aus 'zig Synthesizern, Orgeln und Keyboards und auch einem Monitor auf der linken Bühnenseite, so dass man lieber nicht wissen will, was da wertmäßig alles an Technik rumsteht. Frontmann, Bassist und Sänger John Payne meistert die Aufgabe des Bandleaders in der Mitte souverän. Gitarrist Guthrie Govan ist ein absolut exzellenter Meister seines Faches, er mag bei weitem nicht so bekannt wie seine zahlreichen Vorgänger sein, muss sich aber hinter keinem verstecken. Tja, und über Mister "Hard-Punch", Schlagzeug-Veteran Chris Slade noch groß Worte zu verlieren erübrigt sich, die meisten werden ihn irgendwann mal mit AC/DC oder MANFRED MANN in den letzten 25 Jahren gesehen haben und wissen, welch solides Fundament er für Bands legen kann. Für eine kleine AC/DC-Einlage wie bei der letzten Tour war diesmal keine Zeit. Ebensowenig für das atmosphärische "Blue Moon Monday", das dann in England, wo die Rollen vertauscht wurden und BJH den Opener machten, gespielt wurde.
Wie gesagt, man musste sich sputen, klar, die neue Single "Long Way From Home" wurde performt, der Titeltrack der neuen Platte und ein Song, der mich überrascht hat, nämlich "Ghost In The Mirror" - kam aber live besser als auf CD. Und natürlich all die Klassiker vom ersten Album: "Sole Survivor", "Only Time Will Tell" und nach einem kleinen Keyboardreminder von Geoff an "Video Killed The Radio Star" (das er als eine Hälfte der BUGGLES ja auch komponierte), logo, "Heat Of The Moment" zum Abschluss. Alles super, aber - zu kurz!

'Hab ich denn da schon mitgespielt?' - John Payne checkt erst mal die ihm zum Signieren vorgelegten CDs

Schlagzeug-Legende Chris Slade und ein Fan (der nächste streckt schon den Edding hin zum Unterschreiben ...)
Dann kam der enttäuschende Teil des Abends: Die Langweiler von BARCLAY JAMES HARVEST! Der weißhaarige Les Holroyd, Bassist und Sänger ist nach wie vor unter diesem Namen unterwegs - hier die Parallele zu ASIA, denn er ist das letzte Urmitglied der Band. Das ist aber auch das einzige, was vergleichbar ist, denn der Sound, das stage-acting und die Songauswahl waren dermaßen einschläfernd, monoton und auch stellenweise neben dem Ton gesungen vorgetragen (!), dass sich keinerlei Spannung aufbauen konnte. Bewegungslos und ohne Reaktion stand oder saß (auf der Empore) das Publikum da nach dem Motto "Ich hab soviel bezahlt, jetzt bleibe ich auch". Doch so langsam schlichen sich die ersten aus der Halle, da sich herauskristallisierte, dass Les mit seiner Begleitband auch heute nicht die vom früheren Gitarristen John Lees komponierten Songs spielen würde, da er sich mit jenem zerstritten hatte. Ohne "Hymn", "Mockingbird" oder "Child Of The Universe" macht's aber weniger Spaß und der schlechte Drummer, der tempomäßig entweder hinterherhinkte oder vorauseilte, hatte keine Berechtigung sich auf der selben Bühne wie ein Chris Slade aufzuhalten. Selten so einen langweiliges Auftritt miterlebt.
Licht und Schatten also, wobei allerdings das Positive überwog, denn so herzlich wie alle vier ASIA-Mitglieder mich vor dem Konzert in ihrem Backstageraum empfingen, wo John und Guthrie eine verjazzte Version von "Smoke On The Water" spielten, bin ich selten von einer Band begrüßt worden. Das ist schon bemerkenswert, ein Geoff Downes hat ca. 10 Millionen Platten verkauft (der könnte auch daheim seine Tantiemen zählen), so ein erfolgreicher Musiker geht mit John und mir in unser kleines Radio-Studio vom Bermudafunk, gibt mir aufgeschlossen und interessiert ein 30-minütiges Interview. So wie überhaupt alle unwahrscheinlich herzlich und interessiert am Austausch mit den Fans nach ihrem Auftritt waren. Da könnten sich einige Bands, die bei weitem nicht so erfolgreich wie ASIA sind, mal 'ne Scheibe von abschneiden. Und ich nenne hier keine Namen, sonst gibt's wieder Zeter und Mordio.






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