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25. Christmas Rocknight   03.-04.12.2004   Ennepetal, Haus Ennepetal
von tk

Der Flyer zur CRN 2004
Freitag, 03.12.
25 Jahre Christmas Rocknight in Ennepetal - wenn das kein Grund zum Feiern ist!? Mir verging allerdings schon recht früh die Feierlaune, als im Spätsommer das Billing bekannt wurde, welches recht auffällige Parallelen zum vergangenen Jahr aufwies. Der Name "Rocknight" ist zwar noch präsent, verschwindet aufgrund der modernen Ausrichtung aber immer mehr unter der neuen Titulierung "International Christian Music Event", die dem Charakter der Veranstaltung mittlerweile auch eher Rechnung trägt. Da mein Verständnis von Rock' N Roll schon lange nicht mehr dasselbe ist wie das des Veranstalters, beschränke ich mich hier auf einige wenige Acts, die auch noch etwas mit dem CRN-Flair früherer Tage zu tun haben. Man muß es allerdings schon als bodenlose Frechheit werten, dass die wenigen Lichtblicke dieser CRN ausschließlich auf die nicht gerade besucherfreundliche und PA-technisch sowieso miserabel ausgestatte Sidestage verbannt wurden.
Meine erste Aufmerksamkeit schenkte ich dem Gespräch mit SEVENTH AVENUE auf der Talk-Bühne. Gott sei Dank durfte Danny von bibel.tv die Aufgabe des Moderators übernehmen und nicht unsere Metal-Kompetenzbombe "Superschwehn". Insofern gabs Interessantes und Informatives über "Eternals" sowie die bevorstehende Südamerika-Tour im Februar 2005. Ein weiterer Pluspunkt: Alle vier Musiker wurden in das Gespräch miteingebunden und saßen nicht bloß wie Falschgeld herum, was in den vergangenen Jahren schon häufiger der Fall gewesen ist.
Um sich frische (?) Lebkuchen zu verdienen, kredenzten uns Herbie und Mike die Ballade "Voices" von ihrem aktuellen Album als reine Akustiknummer. Not macht erfinderisch - dachte sich Mike und erweiterte das als Drumset kaum erkennbare Etwas, indem er das herumstehende Equipment samt Mobilar zum Trommeln gleich mitverwendete.
Den Rest des Abends hing ich mit AVENUE herum oder schlenderte durch die gähnend leeren Gänge des Hauses Ennepetal. Es war zweifelsohne eine der bittersten CRN-Tage, die ich in meinen achtzehn Jahren Besuch erlebt habe!!!
Zu später Stunde folgte dann endlich der Auftritt AVENUEs auf der Sidestage. Leider erwies sich der Sound als ein hundsmiserabler, aber das sollte der guten Stimmung keinen Abbruch tun. Die Band konzentrierte sich hauptsächlich auf Songs des aktuellen Albums. Selbige wurden von den Fans, meinereiner inkl., auch gebührend abgefeiert und hinterließen spieltechnisch einen ebenso bärenstarken Eindruck wie auf Konserve. Herbie litt angesichts der drückenden Hitze in diesem Loch unter sichtlicher Atemnot, so dass er stimmlich zu kämpfen hatte und die extrem hohen Gesangslinien etwas nach unten transponierte. Aus Zeitgründen sagten AVENUE nicht "Goodbye", sondern servierten dem metallisch hungrigen Publikum einen neu einstudierten Coversong, der in Form des HELLOWEEN-Klassikers "Dr. Stein" daherkam. Ein solider Gig meiner Melodic-Speed-Helden, der aber unter den Widrigkeiten der Location und dem üblen Sound doch arg in Mitleidenschaft gezogen war.
Nach dem Gig begaben wir uns alle in den Klimperkasten, um die Nacht in geselliger Runde mit entsprechenden Erfrischungsgetränken ausklingen zu lassen.

Samstag, 04.12.
Am frühen Nachmittag wieder in Ennepetal eingetroffen, begab ich mich umgehend zur Sidestage, wo TRUST, gerade erst von einem Gig aus Erfurt zurückgekehrt, zum fröhlichen Headbangen einluden. Der einstündige Gig sollte auch definitiv das Highlight dieser CRN werden. Es wurde geblödelt, gebollert und dazu noch haufenweise geile Riffs aus dem Ärmel geschüttelt. Insbesondere Hans hatte nichts anderes zu tun als mit seiner Gitarre ein Kunststückchen nach dem anderen vorzuführen. Und wenn sich schon Johannes beim Opener "Mind Attacks" mit fiesem Gebrüll derartig in Szene setzen kann, muß irgendwas Wichtiges vorgefallen sein (Vielleicht lags daran, dass parallel zum Gig am Vortag auch noch MOTÖRHEAD in Erfurt weilten :-). Die "Dangerzone"-Scheibe wurde komplett durchgespielt, auch der Sound war sogar mal richtig amtlich und es knallte ordentlich nach vorne raus. Den Vogel schossen Marc und seine Sidekicks aber mit dem exakt getimten Break bei "You Are There" ab. Fast auf den Ton genau gemeinsam aus dem Rhythmus zu kommen, ist auch nicht jeder Metalband vergönnt. :-) Beim dritten Anlauf sollte es dann aber klappen, was von den anwesenden Metalheadz mit reichlich Applaus bedacht wurde. TRUST boten dem Publikum eine schweißtreibende und überragende Metalshow, an der sich so mancher Nachwuchshype ein Scheibchen abschneiden kann.
Nach einer kleinen Stärkung begab ich mich zur Talkstage, um das Interview mit TRUST zu verfolgen, welches mindestens genauso intensiv die Lachfalten dehnte wie der zurückliegende Gig.
Unmittelbar danach schlenderte ich erstmals zur Mainstage, um mir die extraordinäre Reunion-Show der ehemaligen CRN-Hausband SPLIT LEVEL anzuschauen. Der schnörkellose, herzerfrischende Gitarrenrock der Briten ließ wenigstens für einen Augenblick so etwas wie ein süßes Erinnern an die guten CRN-Tage aufkommen. Und als das Trio um Temperamentsbündel Adrian Thompson "Holy Fire" intonierte, hatte selbst meine Wenigkeit zumindest eine kleine Träne im Knopfloch. Dennoch muß kopfschüttelnd angemerkt werden, dass man diese "lebende Legende" nicht nachmittags um vier auf die Bretter schicken kann, wo noch nicht einmal 75 Prozent aller Besucher anwesend sind.
Während auf der Mainstage wieder belangloses Teeny-Gehopse und Zweieinhalb-Akkord-Geschrammel die Oberhand gewann, lungerte ich in im Vergleich zum Vortag nur unwesentlich volleren Gängen herum oder blätterte in alten BORDERLINE-Ausgaben, die irgendein Schlaumeier zwecks kollektiver Entsorgung auf einem Tisch abgelegt hatte. Selbst am Stand der Stephans-Buchhandlung herrschte gähnende Leere, und eine derart verfinsterte Miene habe ich bei Matthias Mittelstädt auch noch nicht gesehen.
Zum Ausklang der CRN schaute ich mir MORPHIA auf der Sidestage an, die mit ihrem pressfrischen Drittling "Fading Beauty" im Gepäck eine recht imposante Show hinlegten, welche dergestalt sowohl von Emotionalität, atmosphärischer Dichte, aber auch von jeder Menge Spielfreude geprägt war. MORPHIA wandeln musikalisch nach wie vor in symphonischen Doommetalgefilden, wobei das Spektrum um Elemente aus Gothic- und Blackmetal erweitert wurde. So schlicht und simpel die Songstrukturen der Holländer auch sind, sie erzeugen mit ihren Klangbildern, dem Wechsel von ruhigen, andächtigen und moshenden Passagen immer wieder eine packende wie fesselnde Atmosphäre. Sogar die auf "Fading Beauty" fiedelnde Violinistin Esther hatte man nach Ennepetal mitgebracht. Sie sorgte mit ihren dezent eingesetzten Violinenklängen bei den Tracks "Meaning Of Forever II" und "Memories Never Die" auch wirklich für das Tüpfelchen auf dem berüchtigten i. Diese Band hätte schon allein wegen des umfangreichen Equipments (auch Drummer Ernst-Jan hatte sein komplettes Drumkit dabei) einen Gig auf der Mainstage verdient gehabt.
Fazit: Diese Veranstaltung war - über zwei Tage betrachtet - keine Jubiläums-CRN, sondern eine Demonstration von Resignation und Ratlosigkeit, ein Abgesang auf ein wenig zukunftsorientiertes Konzept, mit dem sich die Veranstalter wohl ihr eigenes Grab geschaufelt haben. Nach einem derartig rapiden Besucher- und Resonanzschwund sollten Herrn und Frau Westermann mindestens zwei Kronleuchter aufgegangen sein, die Kriterien für die Künstlerauswahl nicht mehr ausschließlich an hippen, chartverdächtigen und teenietauglichen Stilelementen fest zu machen.
Doch wie hörte ich mal in einer Predigt: Man muß auch bereit sein, Altes sterben zu lassen, damit sich Neues (in diesem Falle Metalfest, Fear Dark Fest, Elements OF Rock) entfalten kann. AMEN.

Setlist SEVENTH AVENUE:
Intro (CD-Einspielung)
Eternals
Future Tale
Raging Fire
Big City Sharks
Open Your Mind
Angels Eyes
Infinite King
A Step Between The Worlds
Dr. Stein (Helloween)

Setlist TRUST:
Mind Attacks
Love Will Survive
Dangerzone
My Rock
Voice Of The Innocent
Don't Run Away
Hell On Earth
Money
You Are There
The Sun Is Shining Again
I Got Power

Setlist MORPHIA:
Again
Nothing More To See
The Day I Died
Meaning Of Forever II
Emptiness
Of Stars And Flowers
Memories Never Die
Fading Beauty



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