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1. christliches Band- und Kleinkunstfestival   17.07.2004   Nordhausen, Landesgartenschau
von rls

Wie auch immer der Titel dieser Veranstaltung gemeint war - der erste Event dieser Sorte war es natürlich nicht, der erste im Rahmen der 2004er Thüringer Landesgartenschau dagegen schon, wiewohl ich mir nicht sicher bin, ob es in diesem Rahmen noch weitere dergestaltige Aktivitäten geben wird. Jedenfalls bot das Festival für mich die Chance, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden (bekanntermaßen bin ich ja auch begeisterter Hobbygärtner), und so fuhr ich trotz eines knappen Zeitplans frohgemut nach Nordhausen.
Erste Zweifel ob der Realisierbarkeit der Planung kamen auf, als ich das Gelände gegen 11.30 Uhr betrat und von ferne die Begrüßungsansage der Berlin Star Singers von der Bühne schallen hörte, die eigentlich schon seit 11 Uhr auf selbiger hätten stehen sollen. Marco von New Life, den ich einige Zeit später traf, berichtete denn auch von einer erheblichen Verzögerung aus technischen Gründen - zumindest in soundlicher Hinsicht sollte sich die Bastelei aber gelohnt haben, denn für ein Open Air waren die Soundverhältnisse bei allen Acts trotz unterschiedlichster Instrumentierungen überdurchschnittlich gut. Von den Berlinern bekam ich allerdings nicht mehr allzuviel mit; gesangstechnisch saßen die gospelverwandten Sätze auf jeden Fall wie eine Eins, während der bei einigen Songs eingesetzte Drumcomputer für warme schwarzwurzlige Gesänge (und die Berliner sangen phasenweise wirklich schön schwarz!) zu grell und blechern tönte. Das Publikum störte es nicht, und so heimsten die Berlin Star Singers auch aufgrund ihres von allen vertretenen Acts massenkompatibelsten Musikstils den meisten Applaus der in einer gewissen dauernden Fluktuationsbewegung befindlichen Zuschauer ein (gleich neben den hinteren Sitzplätzen lagen die zentralen Verpflegungsstände des Gartenschau-Geländes ...).
New Life durften als nächste ran und konzentrierten sich in ihrem Set auf die neue CD "Mit Herz und Händen", spielten aber auch ein paar andere Nummern teils eigener, teils fremder Produktion (wobei ich persönlich gerne noch "Unterwegs" gehört hätte). In den vier Jahren, die seit meinem letzten New Life-Liveerlebnis vergangen sind, hat die Band enorm an Routine gewonnen, ließ dies jedoch zumindest an diesem frühen Nachmittag nicht zur floskelhaften Erstarrung ausarten - da waren schon allein Jennys ehrliche und auch ein bissel situationsbezogene Ansagen vor. Stilistisch nach wie vor im traditionellen Poprock angesiedelt, boten die Erzgebirgsbewohner auch musikalisch eine ansprechende Leistung - daß Stefans Zweitvocals mitunter nicht so recht mit Jennys Leadvocals harmonieren wollten, bildete an manchen Stellen einen kleinen Wermutstropfen, der aber durch andere, beglückende Momente erfolgreich kompensiert werden konnte.
Die folgenden Soul Food Café fielen meinem begrenzten Zeitbudget zum Opfer - aus der Ferne vernahm ich lediglich einige Teile für sich betrachtet durchaus ansprechenden Jazzrocks. Als ich mich wieder vor der Bühne einfand, war es kurz nach 15.30 Uhr, und Arno Backhaus, der zu dieser Zeit planmäßig schon mit seinem Set hätte fertig sein sollen, hatte gerade erst begonnen. Kollege Thorsten könnte an dieser Stelle vermutlich tonnenweise Schwänke aus seiner Jugendzeit hervorkramen und von legendären Arno&Andreas-Gigs berichten - ich dagegen sah Arno Backhaus an diesem Nachmittag zum ersten Mal live und kann so lediglich konstatieren, daß der als gitarrespielender und singender/lesender Einzelkämpfer mit nur seltener Konservenunterstützung antretende Barde einen durchaus ansprechenden Gig mit einer Mixtur aus seinen zahlreichen Schaffensfeldern ablieferte - da standen also alte Arno&Andreas-Lieder friedlich neben neueren Prosageschichten (Kult: "Hupe, wenn du Jesus kennst"), und die bösartig-geniale Adaption von "Geh aus mein Herz" im Umweltverpester-Mix bildete die Speerspitze des Sets, dem lediglich die zwischendurch in etwas zu hoher Anzahl erzählten Witze etwas die Dichte raubten.
Judy Bailey hatte die Schirmherrschaft über das Festival übernommen, sie war auch selbst anwesend - und hatte etwas mit mir gemeinsam: Sie mußte um 17 Uhr weg. Demzufolge wurde der Programmpunkt "Interview Moderator/Judy Bailey plus zwei Songs von Judy" vorgezogen; er bot einen Einblick in Judys laufende bzw. kurz bevorstehende Aktivitäten (dumm nur, daß ich mich zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Reviews an keinen einzigen Ton der beiden Songs mehr erinnern kann ...) und wurde vom verbliebenen Auditorium sehr wohlwollend aufgenommen.
Kurz vor 17 Uhr verließ Judy dann die Bühne, und Virgin begannen mit dem Soundcheck. Diese Band (planmäßige Anstoßzeit wäre 15.45 Uhr gewesen) war einer der Hauptgründe, wieso ich nach Nordhausen gekommen war - und deshalb ärgerte es mich, daß ich nach hinten hinaus wegen eines unverschiebbaren Abendtermins in Leipzig keinerlei Spielraum hatte. Der Platz vor der Bühne leerte sich aber noch aus einem anderen Grund, denn ein Gewitter zog heran, und während des Soundchecks gingen die ersten dicken Tropfen hernieder. Schweren Herzens verließ auch ich einige Zeit nach 17 Uhr das Gelände, hörte vom Parkplatz aus noch ein paar vom Wind herübergewehte Fetzen des Virgin-Setopeners "Virgin's In Town" (auf CD eine starke Hardrockhymne) und machte mich dann mit 20 Minuten Verspätung (die mit ein paar Geschwindigkeitsüberschreitungen halbwegs aufzuholen waren, auch wenn 160 auf der Autobahn bei Platzregen nicht unbedingt das ideale Reisetempo ist ...) auf den Weg nach Leipzig. Virgin selbst spielten noch ein paar Songs und kapitulierten dann vor den Witterungsunbilden, welche außer den allerhärtesten, an den Fingern einer Hand abzuzählenden Getreuen, die sich unter das Vordach der Bühne geflüchtet hatten, das komplette restliche Publikum zur Flucht gebracht hatten.



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