(Eigenproduktion)

Ich kann mich gut an einen Jugendtag im erzgebirgischen Zentralmassiv (...) erinnern, als ich mir als 17jähriger Blind Guardian-Shirtträger zähneknirschend eingestehen musste, dass an der soften "Mädchenband", die da im Altarraum des Bärensteiner Gotteshauses musizierte, nichts, aber auch gar nichts auszusetzen war und sie nicht nur mich sondern auch alle anderen Besucher zum exzessiven klatschen und mitsingen bewegen konnte. 5 Jahre später hat sich scheinbar nicht viel geändert, mein Shirt trag ich immer noch aus Überzeugung und Virgin machen immer noch gute Musik, nur ist mein Musikgeschmack mittlerweile etwas toleranter geworden und die Hessenmädels gehen etwas rockiger und professioneller zu Werke, nachzuhören auf ihrer nunmehr dritten Veröffentlichung.
Gleich der Opener "Boomerang" überrascht mit harten, kernigen Riffs, coolen Hammondorgelklängen und einem richtig fetten Groove, großes Lob an dieser Stelle der hervorragenden Schlagzeugerin Sophie Schneider! Insgesamt erinnert mich der Song ein klein wenig an eine härtere Alanis Morrisette. Das folgende mit einem leichten Cranberries-Einschlag ausgestatte "Where Are You?" schaltet härtemäßig wieder einen Gang zurück, überzeugt aber nicht weniger und hätte das Potential zu einem durchschlagenden Radiohit.
Weiter geht's mit dem wunderbar lebensbejahenden, wieder flotteren "January Summertime", welches dann alle Stärken der Band auf einmal bündelt. Spannende Strophenführung, unterlegt mit ordentlich bratenden Gitarren und einer groovenden Rhythmusgruppe sowie einem schönen eingängigen Chorus, der einem nicht mehr so schnell aus dem Kopf geht. Hinzu kommt die wirklich schöne Stimme von Lissy Freund, die bei Rocksongs genauso überzeugt wie bei ruhigeren Stücken wie "Save", "Land Of Free" oder "Rivers", die mir auf dem Album aber insgesamt ein wenig überrepräsentiert und gelegentlich ein bisschen zu kitschig geraten sind. Aber bei 14 Songs ist es ja auch nicht unbedingt verwunderlich, dass sich der eine oder andere Füller in das Songgebilde mit einfügt, wie z.B. "All I Found In You", dem meiner Ansicht nach ein bisschen der Pepp fehlt und mich an diverse Junge-Gemeinde-Lieder erinnert (von denen die meisten gar nicht schlecht sind, nur eben leider auf Dauer etwas eintönig und simpel). Nicht so die in sehr ordentlichem Englisch verfassten Texte, die eine deutlich christliche Sprache sprechen, aber keinem Hörer eine Zwangsmissionierung mit der Bibelkeule verpassen wollen, sondern die vielmehr ehrliche, klare Statements von Sängerin Lissy und Texter/Produzent Thomas Fricke darstellen und neben Glaubensinhalten auch sehr viel mit Liebe, Gefühlen und positiver Lebenseinstellung zu tun haben und in jedem Fall sehr ansprechend ausgefallen sind. Darüber hinaus ergeht auch noch ein Lob an die schöne Covergestaltung und die saubere, ausdifferenzierte Produktion, womit einer Kaufempfehlung an Freunde ehrlicher, frischer Rockmusik nichts im Wege steht.
Kontakt: virgin-band@web.de, www.virgin-band.de

Tracklist:
1. Boomerang
2. Where Are You?
3. January Summertime
4. All I Found In You
5. Save
6. Womanic
7. Land Of Free
8. Happy
9. Rivers
10. Take It Away
11. Need You Each Day
12. All Or Nothing
13. Alone Again
14. Virgin's In Town
 

© by CrossOver